Jägerstättergedenktag in Tarsdorf und St. Radegund

Am 09. August 2011 veranstalteten die Pfarre Tarsdorf und Pax Christi Österreich ein Gedenken anlässlich des 68. Todestag des 2007 selig gesprochenen Märtyrers Franz Jägerstätter. Lesen Sie unterhalb den Bericht der Diözese Linz, Fotos folgen in Kürze.

Der Theologe und Historiker Dr. Thomas Schlager-Weidinger hielt am Vormittag im Pfarrheim Tarsdorf einen Vortrag zum Thema: „Gehirnfutter und Seelennahrung: Quellen der Gewissens- und Wertebildung im Fall Jägerstätter.“ Am Nachmittag gingen die TeilnehmerInnen des Gedenktages zu Fuß zum Grab des Seligen nach St. Radegund, wo zur Todesstunde um 16.00 Uhr in der Kirche u.a. Jägerstätters Abschiedsbrief an seine Familie vorgelesen wurde. Am Abend feierten Bischof Thomas Gumbleton aus Detroit (USA) und Bischof em. Maximilian Aichern zu Ehren des Seligen einen festlichen Gottesdienst, an dem auch die 97jährige Witwe des seliggesprochenen Märtyrers, Franziska Jägerstätter, teilnahm.

Die Bildung des Gewissens bei Jägerstätter
Thomas Schlager-Weidinger ging in seinem Vortrag u.a. der Frage nach, wie Franz Jägerstätter zu seiner moralischen Sensibilität gegenüber dem Nationalsozialismus kam: „Warum aber stimmt der oberösterreichische Kriegsdienstverweigerer nicht in die allgemeine und von der Propaganda unterstützte Begeisterung mit ein? Warum beurteilt Jägerstätter die Situation anders als die Mehrzahl der Österreicher und Deutschen und handelt dementsprechend? Dies ist umso erstaunlicher, als der fromme und gläubige Katholik hierzu von seiner Kirche dazu weder motiviert noch unterstützt, sondern eher davon abgehalten und zum Gehorsam gegenüber den staatlichen Autoritäten ermahnt wird.“

Den Hauptgrund für die außergewöhnliche Verhaltensweise Jägerstätters sieht Schlager-Weidinger im Wahr- und Ernstnehmen des Gewissens.
„Es ist sehr bemerkenswert, dass Jägerstätter aus seiner kirchentreuen Grundhaltung heraus, – die ganz bewusst das Lehramt mit einschloss -, zu einer eigenen Auffassung gelangte, die sich im hohen Maße von der offiziellen Lehre des „gerechten Krieges“ und der damit im Zusammenhang stehenden zugeschriebenen Bedeutung der staatlichen Autorität unterscheidet.“
Im weiteren wies der Theologe und Historiker, der an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz lehrt, darauf hin, dass Jägerstätter vor allem durch das Lesen der Bibel, durch Gespräche mit seiner Frau, mit Familienangehörigen und Priestern aus der Umgebung und durch die Lektüre von christlichen Kleinschriften die Sensibilität seines Gewissens bildete.

Aichern: Christen dürfen nicht abseits stehen
Bischof Maximilian Aichern sagte in seiner Predigt, das Christen nicht abseits stehen und sich heraushalten können, „wenn es um zentrale Fragen der Menschheit, um Verminderung von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, um Gerechtigkeit und Frieden, wenn es um Gott und die Zukunft geht.“ Auch heute stehen viele Menschen vor wichtigen Gewissensentscheidungen oder leiden unter Kriegen und Terror und sind von Folter und Todesurteilen betroffen. Christen wie Franz Jägerstätter sind ein Stück Bergpredigt, ein Stück Evangelium, das im Leben verwirklicht ist und sie sind solidarisch mit jenen, die ein ähnliches Schicksal erleiden wie Jägerstätter.

Der Gottesdienst wurde mit einer Lichterfeier am Grab des Seligen Märtyrers beendet.

Quelle: http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=60286