Reuven Moskowitz – ein Friedenabenteurer und Zeitzeuge aus Israel

Auf Einladung des Evangelischen Bildungswerkes, Pax Christi Oberösterreich, der Friedensinitiative der Stadt Linz und der Solidarwerkstatt, sprach der 85-jährige jüdische Israeli Reuven Moskowitz am 10. September in Linz über sein Verhältnis zu Israel. Moskowitz, der aus dem nordrumänischen Schtedtl Frumusica stammt und sehr gut Deutsch spricht, lebt seit vielen Jahren in Israel. Er hat dort einen Kibbutz und damit auch Israel mitaufgebaut. Er sagt: „Ich liebe Israel“.

Als Resume über sein Leben fällt beim Vortrag aber der Satz „Mein Herz ist gebrochen. Mir tut es weh, wie man dieses Land kaputt macht. Man macht immer wieder Freunde zu Feinden.“ Er kann die Schikanen und die Vertreibung der PalästinenserInnen nicht verstehen. Sie seien genauso Kinder Abrahams und verweist auf Ismael dessen erstes Kind, der als Stammvater der Araber gilt.

Moskowitz versteht sich als Vertreter eines aufgeklärten Judentums, das er vor dem Krieg erlebt hat, und sieht diese Einstellung im Gegensatz zu einem religiös-fundamentalistischen Judentum. Er sagt, wir sind als Volk beauftragt, aber nicht exklusiv das auserwählte Volk. Israel erlebt er heute als rassistisch und ohne Mitgefühl. Dabei verweist er auf einen der Gründer Israels, David Ben Gurion, der schon gesagt haben soll „Was anderen Menschen passiert, interessiert uns nicht“.

Enttäuscht ist Moskowitz auch über die vielen vergebenen Friedenschancen. Es gibt immer wieder Verhandlungen, die weit gediehen sind und dann bekommt man von Seiten Israels 'kalte Füsse'', was meint, dass man den letzten Schritt zum Frieden nicht macht. Als Beispiel nennt er u.a. die Verhandlungen über die Rückgabe des Golan an Syrien in der Zeit um das Jahr 2000, als der Vater von Assad, Erdogan und Ehud Olmert miteinander verhandelten. Moskowitz sagt auch, es gelingt Israel seit 70 Jahren, Europa und die Welt an der Nase herum zu führen. Wenn man in Europa die Sachlage im heutigen Israel so benennt wie er sie sieht und erlebt, wird man als Antisemit verunglimpft. Er hält es für schlimm, was z.B. H.M. Broder über Günter Grass sagt, der Israel schätzt. Auch das Faktum, dass die ursprüngliche Bevölkerung Palästinas bei der Staatsbildung Israels vertrieben wurde durch Granatenbeschuss, Massaker und Erschießungen, und es so zur Auswanderung z.B. in den Libanon kam, darf nicht gesagt werden. Eine Lösung für die verfahrene Situation sieht Moskowitz allein in einer 2-Staaten-Lösung, bei der sich später vielleicht eine Konföderation ergibt und in der Juden und PalästinenserInnen friedlich zusammen leben.

Den Vortrag schließt Moskowitz, vollkommen unerwartet, mit einem Griff zur Mundharmonika ab. Berührende Minuten zu jüdisch-arabischen Klängen folgen.

 

(Zusammenfassung: Meinrad Schneckenleithner, Markus Pühringer)