Kirchen im Westjordanland um Frieden bemüht

Menschenrechtsbeobachter Zucali im "Kathpress"-Gespräch: "Fronten können nur durch friedliche Beharrlichkeit aufgebrochen werden" – Ökumenisches Friedensprojekt EAPPI hat seit 2002 rund 1.400 Freiwillige zum Einsatz ins Westjordanland gebracht.

 

Wien, 26.01.2015 (KAP) Realistische Aussichten auf ein Ende des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern gibt es nicht, zu weiteren Friedensbemühungen gibt es aber auch keine Alternative. Dieses Resümee hat der EAPPI-Menschenrechtsbeobachter Johann Zucali im "Kathpress"-Gespräch gezogen. "Friedliche Beharrlichkeit" sei demnach der einzige Weg, um die verhärteten Fronten im Westjordanland aufzubrechen, so der 62-jährige Linzer, der vor Kurzem von einem dreimonatigen Einsatz vor Ort im Rahmen des "Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel" (EAPPI) zurückgekehrt ist.

Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) ist eine Organisation des Weltkirchenrates mit Sitz in Genf. Es setzt sich vor Ort für ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Israelis ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 haben sich bereits über 1.400 Mitarbeiter von EAPPI an verschiedenen Orten in Israel für den Frieden eingesetzt. Zu den Aufgaben der Helfer zählen Einsätze an den Checkpoints, die Begleitung von Kindern auf ihrem Schulweg, Rundgänge in betroffenen Dörfern sowie Notfalleinsätze, beispielsweise nach Überfällen und Schusswechseln. Auch aus Österreich nahmen bereits einige Personen an dem Programm teil.

Zucali war in der Stadt Jatta in den Bergen südlich von Hebron im Westjordanland stationiert. Mittelfristig werde es wohl keinen Frieden geben, dafür habe sich der Konflikt schon viel zu sehr in die Köpfe beider Volksgruppen eingebrannt, resümierte der Friedensaktivist. Das einzige was bleibe, sei die Hoffnung. Er habe mit Menschen gesprochen, denen schlimmste Dinge widerfahren seien und die trotzdem keinen Hass hegten. Diese Geschichten stimmten ihn hoffnungsvoll, "dass der Wille zum Frieden vorhanden ist". Alleine könnten die beiden Volksgruppen ihren Konflikt aber nicht lösen, so Zucali. Die internationale Gemeinschaft müsse deswegen viel offensiver auf das dortige Unrecht hinweisen und sich nicht nur von Eigeninteressen leiten lassen.

Das Gebiet im Westjordanland, in dem Zucali stationiert war, liegt in der sogenannten Area C, und ist vollständig unter israelischer Kontrolle. "Hier gibt es eine Zweiklassengesellschaft, während die Palästinenser quasi keine Rechte haben, werden die jüdischen Siedler in vielen Dingen bevorzugt", so Zucali. Dies fange mit der Wasser- und Energieversorgung an, von der ein Großteil der palästinensischen Dörfer ausgeschlossen sei. Aber auch die mühsamen Kontrollen an Checkpoints, denen sich Arbeiter, aber auch Kinder auf dem Weg zur Schule tagtäglich unterziehen müssen, machen den Alltag beschwerlich. Dazu kämen Konflikte um Acker- und Weideland.

Das Militär würde vor allem die israelischen Siedler schützen, so Zucali: "Es ist natürlich schwierig, neutral zu bleiben, wenn man tagtägliche Schikanen mitbekommt." Er versuche sich aber auch in die Israelis hineinzuversetzen. "Der Wunsch nach einer Heimat ist natürlich auch bei ihnen enorm ausgeprägt." Er habe aber selbst miterlebt wie bei sogenannten "house demolitions" die Häuser der ansässigen Palästinenser ohne ersichtlichen Grund zerstört wurden. Auch die Enteignung von Agrarland oder die Zerstörung von Ernten sei eine gängige Praxis. "Das ist einfach Unrecht, das dort geschieht", so Zucali.

Johann Zucali hat seine Erfahrungen als Menschenrechtsbeobachter in seinem Blog unter www.eappi.zucali.at veröffentlicht. Informationen zu EAPPI im Internet unter www.oekumene.at bzw. www.eappi.org.

Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathpress.co.at/site/nachrichten/database/67516.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.