Erklärung von Bethlehem: Die Zukunft im Fokus 2015-2020

Als Resultat der Weltversammlung von Pax Christi International in Bethlehem entstand in diesem historischen Moment – 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – eine Verpflichtungserklärung, die am 17. Mai 2015 von der jährlichen Generalversammlung angenommen wurde.

Mit Blick auf die Zukunft spricht sich Pax Christi darin erneut für die Vision aus, dass Friede möglich ist und grauenvolle Kreisläufe der Gewalt und Ungerechtigkeit gebrochen werden können. Pax Christi strebt eine Welt an, wo Menschen in Frieden und ohne Angst leben können und folgt dabei Jesus als Friedensstifter  – seit nunmehr 70 Jahren.

Damals, nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, begann die Geschichte von Pax Christi – mit einer Vision, basierend auf dem Evangelium: „Liebt eure Feinde“ und verwurzelt in tiefem Glauben und der Überzeugung, dass Friede möglich ist. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Pax Christi zu einer Bewegung von Menschen, die im Glauben stehen und um Frieden inmitten von Ungerechtigkeit und Krieg, Gewalt und Unterdrückung kämpfen.

Pax Christi hat von Anfang an jene begleitet, die am Rande leben und will sich weiterhin mit Basisbewegungen verbinden, aus ihren Erfahrungen lernen und gleichzeitig Einblicke in neue Wege zu Frieden entwickeln. Als Vermächtnis des Kolonialismus und systembedingter Ungerechtigkeit erkennt Pax Christi die Kraft aktiver Gewaltlosigkeit, die Bedeutung von Diversität sowie die Dringlichkeit von Inklusion und baut Brücken der Hoffnung, indem der Reichtum an Vielfalt, an Alter und Kultur, Ethnizität und Religion, Geschlecht und sexueller Identität, Erfahrung und Weltsicht  gefeiert wird. Tief verwurzelt in der katholischen Tradition und ermutigt durch Vision und Zeugnis von Papst Franziskus spricht sich Pax Christi dabei  für den Reichtum der katholischen Soziallehre aus und will ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit stärken.

Pax Christi ist davon überzeugt, dass direkte und gerechte Beziehungen wesentlich sind für gerechten Frieden, dass katholische Hierarchie und lokale Communities, geistlich und weltlich, Frauen und Männer Wichtiges in die Friedensarbeit einbringen können. Dabei will Gewaltlosigkeit, Leben in Gemeinschaft und Arbeit für eine Welt gefördert werden, in der Menschenrechte und internationales Recht geachtet werden.

Der Friede, der angestrebt wird, ist nachhaltig und das übergeordnete Ziel der Tätigkeit von Pax Christi, begründet in Respekt für Integrität, Unversehrtheit der Schöpfung und geformt durch eine tiefe Erkundung nach umfassender Sicherheit, die in Gerechtigkeit verwurzelt ist. Das Engagement von Pax Christi für nachhaltigen Frieden wird durch den Glauben bereichert, das Verständnis wird vertieft durch theologische Reflexion, und die feste Entschlossenheit bestärkt  durch Spiritualität.

In der 2015 vorgelegten Absichtserklärung verpflichtet sich Pax Christi mit Blick auf die Zukunft, folgende Punkte in den Fokus der kommenden fünf Jahre zu rücken:

  • aus der Arbeit jeder einzelnen Mitgliedsorganisation lernen, diese bewerten und Wege suchen, um Verbindungen zu vertiefen
  • auf  friedensstiftenden und friedenbauenden Erfahrungen im Netzwerk von Pax Christi aufbauen
  • Spiritualität, Friedenserziehung und Friedenspolitiken von Pax Christi klar zum Ausdruck bringen
     
  • Bemühungen mit dem Vatikan und religiösen Gemeinschaften um katholische Standpunkte zu aktiver Gewaltfreiheit weiterentwickeln, vertiefen und den Austausch darüber stärken
     
  • aus Erfahrungen mit Jugendprogrammen von Mitgliedsorganisationen lernen und mehr junge Menschen als wertvolle und gleichberechtigte Mitglieder der Bewegung einbinden – auch jene mit diversen Hintergründen, verschiedenen Kulturen und Glaubensbekenntnissen
  • Alternativen zu Extremismus präsentieren und die reiche Spiritualität mit jungen Menschen in einer säkularisierten Welt teilen
  • zu konkreten Kampagnen ermutigen und Erfahrungen weitergeben
  • generationenübergreifende Gespräche und Zusammenarbeit fördern und zur Entwicklung von Führungsqualitäten für junge Menschen innerhalb von Pax Christi ermutigen
     
  • weiblichen Erfahrungen im Stiften von Frieden und Friedensaufbau verstärkt im Netzwerk einbinden und davon lernen
  • die volle Verwirklichung der Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates über Frauen, Frieden und Sicherheit und anderer Bemühungen zur Schaffung eines gender-inklusiven Weges zu Frieden unterstützen
     
  • der Zusammenarbeit mit muslimischen und jüdischen Friedensstiftern und mit Leuten aus anderen Traditionen, spirituellen Einstellungen und Überzeugungen Priorität geben
     
  • als nationale Sektionen und als angeschlossene Mitgliedsorganisationen – wenn möglich gemeinsam als internationales Netzwerk –  die vielfältige Friedensarbeit aufrecht erhalten, die Arbeit für Waffenkontrolle und Abrüstung stützen, den Schwerpunkt auf ökologische und Gerechtigkeit für MigrantInnen legen und die Auswirkung von Glauben und Religion auf den Friedensweg unterstreichen.
     
  • Pax Christi verstärkt als mitverantwortliches Netzwerk von nationalen Sektionen und angeschlossenen Mitgliedsorganisationen einbringen, von denen jede für Frieden in ihrem eigenen Zusammenhang arbeitet und gleichzeitig  eine besser sichtbare gemeinsame Identität und eine stabile finanzielle Basis aufbaut
  • Friedensarbeit regionalisieren, den Beitrag von tausenden Ehrenamtlichen anerkennen und den Austausch von Erfahrung und Expertise unter allen Pax Christi Mitgliedsorganisationen, einschließlich der religiösen Kongregationen, die Mitglieder von Pax Christi International sind,  fördern
  • die Fähigkeit und Kapazität für internationalen Einsatz überdenken und kräftigen und die tiefen Erfahrungen an der Basis unserer Mitglieder einfließen lassen
  • die Fähigkeit und Kapazität für Kommunikation entfalten, Pax Christi sichtbarer machen und – als Programm –  eine klare, hoffnungsvolle und prophetische Botschaft  über gewaltlose  Alternativen  zu gewaltsamem Extremismus zum Ausdruck bringen.

     

    Die gesamte Deklaration gibt es hier auf Englisch, Französisch oder Spanisch nachzulesen.