EAPPI-Blog von Stefanie G.

Seit einem Monat ist Stefanie G. als EAPPI Menschrechtsbeobachterin in Hebron.
Interessierte können ihre Erlebnisse und Erfahrungen unter
http://www.philnemo.com/hebrons-children nachlesen.

Berichte aus Israel/Palästina

Simone nimmt derzeit an einem dreimonatigen Einsatz im Rahmen des vom Weltkirchenrat eingerichteten ökumenischen Begleitdienstes für Frieden in Israel/Palästina teil. Ihre persönlichen Beobachtungen und Erlebnisberichte finden Sie an der unten angegebenen Adresse im Stile eines Online-Blogs:

http://keineurlaubsgruesse.wordpress.com/

Religion – Hindernis für den Frieden, oder …?!

Beiträge von Religionen zum israelisch-palästinensischen Konflikt und seiner gewaltfreien Lösung

Öffentliche Podiumsdiskussion mit

Marc H. Ellis (jüdischer Befreiungstheologe, emer. Universitätsprofessor, USA)

Mustafa Abu Sway (Islamwissenschaftler, Al Quds- Universität, Jerusalem)

Martha Tonsern (Ethnologin, Mitarbeiterin von KAIROS -Palestine, Bethlehem)

Josef Windischer (Generalsekretär Pax Christi Österreich, EAPPI, Ökum. Begleiter in Tulkarm)

Moderation: Udo Bachmair
 

Wann: Samstag, 23. November 2013, 18:30

Wo: Albert Schweitzerhaus (Saal),

Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien
 

Weitere Informationen finden Sie im Anhang:

eappi_einladung-23.11.2013

 

24.5.2013

24.Mai

Israel setzt die Schilder. Zone A ist palästinensisches Gebiet mit palästinensischer Verwaltung, da wohnen ganz normale Menschen und wir.

Einladung zum Abendessen bei Nachbarn in Yatta:

 

 ( V. Windischer EAPPI)

24.5.2013 Abendlicher Spaziergang durchs Flüchtlingslager „Turkarm Camp“

24. Mai

Das Camp war einmal ein freies Feld mit hunderten von Zelten. Das Camp liegt heute im Zentrum Tulkarms. Tausende von Flüchtlingen schlugen in der Nakba (Katastrophe) von 1948 auf einem großen Feld ihre Zelte auf. Die meisten Vertriebenen glaubten einfach daran, dass sie nach einigen Tagen oder Wochen wieder in ihre Häuser zurückkönnten.

Eng ineinander geschachtelt, von schmalen Gassen durchzogen, mit An-, Zu-, Aufbauten versehen wurde aus der Zeltstadt ein dicht verbautes und dichtest besiedeltes „Camp“. Die Wohnungen sind extrem klein. 20.000 Leute wohnen dort, es gibt zwei Straßen, die mit dem Auto befahrbar sind, die anderen Gassen kann man nur zu Fuß passieren. In den Hauptstraßen gibt es unzählige Läden, Geschäfte und Werkstätten. Es gibt im „Camp“ auch einige Moscheen, am Rand eine große Schule der UN; ein UN Spital wird demnächst geöffnet.

Gestern Abend kam mir unendlich viel Freundlichkeit entgegen. Ich spazierte durchs Camp. Natürlich ist man als „Internationaler“ mit EAPPI Weste (die müssen wir übrigens immer tragen) immer ein Exot. Viele, viele Leute grüßten, einige Leute luden mich einfach ein, mit ihnen am Straßenrand zu sitzen und zu plaudern. An einem anderen Platz hat mir Isa eine Sure aus dem Koran vorgesungen, er könne das ganz gut. Er verbüßte fünf Jahre Haft als politischer Gefangener, im Gefängnis habe er das gelernt. Für Erklärungen sollte ich aber zum Imam gehen, der kann das besser. Bei der nächsten Einladung bekam ich Falafel, dann Kakao, dann Tee, zuletzt ein Eis. Es war einfach immer schön mit den Leuten auf Hockern am Straßenrand zu sitzen und zu plaudern. Manchmal sitzt man einfach da und schaut ins bunte Treiben. Ich war ganz glücklich.

Mohammed, ein aufgeweckter junger Palästinenser, ein Jugendleiter des Jugendzentrums des „Camps“, hat mich eingeladen in die Wohnung zu kommen. Seine Großmutter schlafe zwar schon, sie habe ihm aber immer wieder die Fluchtgeschichte erzählt. Mohammed erzählte sie mir noch einmal und wartete dann mit einer großen Überraschung auf. Er durfte mir den Schlüssel zeigen, den Schlüssel, den seine Großmutter bei der Flucht mitgenommen hat. Das verlassene Haus war in Küstennähe, im heutigen Israel. Sie durfte nie mehr wieder zurück. Er zeigte mir den Schlüssel des Hauses, das einzige Dokument, das was blieb: die Hoffnung einmal zurückkehren zu können. Inzwischen war es schon Nacht geworden. Ich schlenderte durch die immer noch belebten Gassen und Straßen zu unserer Unterkunft.

 

 

 

J. Windischer (EAPPI Tulkarm Team)

22.5.2013 Illegale Siedlungen – Politik und Recht

22.Mai

Besuch in Burqa. Kaffee und Tee beim Bürgermeister. Samir Douglas , ein Gemeinderat des Dorfes, wird uns dann vor Ort begleiten. Die Gemeinde Burqa liegt mitten in Palästina im Area B, (2km² in palästinensischer Verwaltung), ist umgeben von Area C (18km² ). Area C , das ist konfisziertes Land, bedeutet israelische Verwaltung , israelische Exekutive und Bauverbot für Palästinenser. Palästinensische Gebäude haben meist schon Abbruchbescheid , wird von der Armee exekutiert, die Gebäude werden meist gesprengt. Dr. Ishaq Barqawi, Prof. an der jurid. Fakultät Nablus erklärt uns die Rechtslage. Abgesehen davon, dass es sich um ein politisches Probleme handelt ,da ja Palästina besetztes Land ist, gibt es sg. Kriegsrechte, Rechte bei Besetzungen, kurz es sollte auch das Internationale Menschenrecht (IHL) gelten, welches allerdings in Palästina von der Besatzungsmacht bekannterweise missachtet wird.
Zur Problemlage: wir wurde gerufen, da in diesem Dorf ein Rechtskampf geführt wird. 300 israel. Siedler mussten die Siedlung 2005 räumen, die israelische Armee (IDF) half dabei. Doch bis dato verharrt der letzte Rest der Siedler. Vorgestern übergab die Dorfvertretung, ein Rechtsanwalt den nochmaligen rechtskräftigen Räumungsbescheid. Eine Gruppe von 10 Siedlern empfing die Delegation mit Gesichtsmasken und bewaffnet. Sie würden bleiben.
Im Verfahren fragt das Gericht die Armee(IDF), ob die Armee das Gelände der Siedler aus Sicherheitsgründen behalten möchte. Das Gericht fragt die Armee. Das Dorf kann dann noch einmal den obersten Gerichtshof anrufen……meist wird das Gebiet aus „Sicherheitgründen“ anektiert.
Trotz aller Trostlosigkeit , es ist faszinierend: die Leute versuchen trotz Besatzungsmacht Rechtswege zu beschreiten.. Im Norden haben in einigen Regionen die Eigentümer größere Chancen. Sie haben noch rechtsgültige Besitzurkunden, welche damals die jordanische Verwaltung ausstellte. Irgendwie strahlte der Professor, wie er uns die Besitzdokumente erklärte. Zugleich meinte er: leider ist der Räumungsbescheid , den die Siedler erhalten haben, nur ein Stück Papier. Und trotzdem werden sie das Verfahren vorantreiben. Samir, der Gemeinderat, führte uns auf den Berg. Man sah das kleine friedliche Dorf Burkha. Rund um das Dorf, fruchtbares Land, Area C. Das Gelände der illegalen jüdischen Siedlung könnte einmal wieder dem Dorf zugesprochen werden,…..
Bewundernswert, wenn sich Palästinenser unermüdlich auch auf Rechtskämpfe einlassen….in der geheimen, stillen Hoffnung, dass es doch Recht geben könnte.

J.Windischer (EAPPI)