Bodensee-Friedensweg: So geht es nicht weiter.

"Bettelarm & Steinreich – Weltweit & bei uns" war das Motto des Bodensee-Friedensweges 2013, der traditionsgemäss am Ostermontag stattfindet und diesmal in Form eines Stationenweges von Konstanz ins schweizerische Kreuzlingen führte. Über 300 Aktivisten/innen haben "Flagge gezeigt" gegen Armut, Spekulation mit Nahrungsmitteln und Kriegstreiberei, wobei die vielfältigen Auswüchse des Finanzkapitalismus eindeutig im Mittelpunkt standen.
 
Vor der UBS-Filiale in Kreuzlingen prangerte Tina Goethe vom Schweizer Hilfswerk Swissaid die weltweite Spekulation mit Nahrungsmitteln und Landwirtschaftsflächen an. Fast doppelt so viele Nahrungsmittel würden produziert, wie nötig wären, um alle Menschen satt zu machen, klagte die Expertin für Ernährungssouveränität an und dennoch leide nach wie vor knapp eine Milliarde Menschen an Hunger.
Die Misere verdankt sich dem Spiel der Finanzmärkte, einem "virtuelle(n) Casino", in dem die Spekulation mit Agrarrohstoffen die Preise treibe, dass sich viele Menschen keine Nahrungsmittel mehr leisten könnten, sagte Goethe. Das Volumen dieser Geschäfte, bei denen auch Schweizer Banken mitmischten, habe sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdreissigfacht – auf inzwischen 400 Milliarden Dollar jährlich. Zudem werde durch die Konzentration des Handels und der Produktion von Nahrungsmitteln in den Händen einiger weniger Grosskonzerne wie etwa Nestlé die Situation massiv verschärft.

In Konstanz hatte der Stuttgarter Aktivist und Künstler Jens Loewe zuvor zum Widerstand gegen die europäischen Privatisierungspläne für die Wasserversorgung aufgerufen. Wasser sei ein öffentliches Gut und dürfe nicht zur Gewinnmaximierung der grossen Konzerne dienen. Er warnte besonders vor dem in den Ländern um den Bodensee geplanten Fracking, bezeichnete die Erdgasförderungstechnik als "kriminell" weil sie den Bodensee als Trinkwasserreservoir bedrohe.
Zum Auftakt des Ostermarsches hatte sich Lilo Rademacher, Geschäftsführerin IG-Metall Friedrichshafen, kritisch zur Rüstungsindustrie am Bodensee und den Exporten von Kriegsmaterial geäussert. Die Kundgebung war vor dem Firmensitz des Konstanzer Rüstungskonzerns ATM geplant gewesen. Sie musste jedoch verlegt werden. Das Unternehmen hatte nach Angaben der Veranstalter die Absperrung des Areals durchgesetzt.
In der an der Abschlusskundgebung in Kreuzlingen verbreiteten Erklärung forderten die Friedensaktivisten auch eine Kehrtwende der Eurorettungspolitik. Die von der EU verordneten Sparzwänge würden Hunderttausende Menschen in Europa in die Arbeitslosigkeit und Armut treiben.
Unter den rund 50 Organisationen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die zum Oster-Friedensweg aufgerufen hatten, finden sich Pax Christi Vorarlberg und der österreichische Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes. Der Friedensweg 2014 wird möglicherweise in Bregenz stattfinden.
 
 
(Autoren:Wolfgang Frey / Walter Buder)
 

18.4.2013/wb