Massenzerstörung und gewaltsame Vertreibung in Khirbet Susiya verhindern

EAPPI Jerusalem ruft zu Protesten auf, um die Massenzerstörung und gewaltsame Vertreibung in Khirbet Susiya in der Area C, südlich von Hebron zu verhindern. Bald kann das ganze Beduinendorf Susiya zerstört sein.

Am 5. Mai 2015 wies der Israelische Oberste Gerichtshof (HCJ) ein Ersuchen der Bewohner zurück, eine Interimsverfügung zu erstellen und damit  jedwede geplante Demolierung im Dorf einzufrieren. Diese Entscheidung pflastert den Weg für die israelischen Behörden, vorgefertigte Zerstörungsbefehle gegen die Gebäude des Dorfes auszuführen.

Am 10. Mai fotografierte und vermaß (GPS) die Israelische Zivilbehörde (CA) die Gebäude im Dorf. Aufgrund vergangener Erfahrungen fürchten die lokalen BewohnerInnen, dass diese Aktion bedeutet, dass die CA sich vorbereitet, das Dorf in naher Zukunft zu zerstören. Diese Entwicklungen geben der Sorge Nahrung, dass das Risiko einer gewaltsamen Umsiedlung der 450 Bewohner von Susiya bevorsteht, darunter 120 Kindern.

„Diese harte, gesetzeswidrige Bewegung ist Teil der Politik Israels in Area C“, sagt B’tselem in einer Stellungnahme nach dem Gerichtsbescheid.

Das Dorf Khirbet Susiya existiert in den Hügeln südlich von Hebron seit den 1830er-Jahren. Der Staat Israel hat wiederholt Versuche gemacht, den Bewohner des Dorfes mit Gewalt den Besitz ihres Landes abzunehmen, seitdem 1983 in der Nähe die „nur für Israelis“-Siedlung von Susiya angelegt wurde.

Das Dorf wurde 1986 komplett dem Erdboden gleich gemacht, als der Haupt-Wohnbereich von den  israelischen Behörden zum archäologischen Gebiet erklärt wurde. Seit damals hatte die israelische CA für die nahegelegene Susiya-Synagoge und die Susiya-Siedlung Baubewilligungen gegeben; für die  palästinensischen Bewohner von Susiya wurden keine  entsprechend geplanten  Gründe vorgesehen, so wurden sie gehindert legal zu bauen. Die Bewohner sahen sich mit schweren Schikanen von Seiten der israelischen Soldaten und Siedler, sowie mit wiederholten Zerstörungen von Wohnbau und Infrastruktur konfrontiert. Das Dorf wurde zwischen 1991 und 2011 sechsmal teilweise demoliert.

Die Dorfbewohner haben auf diese Angriffe friedlich geantwortet, indem sie aus den hinterlassenen Ruinen  immer wieder das Dorf aufgebaut und bei Gericht um die Legitimierung des Status ihres Dorfes gekämpft haben. Jetzt, nach drei Dekaden  legaler Kämpfe sind fast alle Verfahren zum Stop der Zerstörung von Susiya aufgebraucht.

„Ich fürchte eine stille Zerstörung; sie werden kommen und unser Dorf auseinander nehmen, ein Zelt nach dem anderen.“ Sagt Nasser Nawaja, 32-jähriger Gemeindeleiter, der die komplette Demolierung seines Dorfes im Alter von 4 Jahren miterlebt hat.

Anmerkung: Die letzte Hoffnung für das Überleben dieser Gemeinde liegt bei einer Petition, die  die CA wegen der Zurückweisung ihres Master Plans anklagt. Bezeichnenderweise ist das Hearing im HCJ für den 3. August 2015 anberaumt. Wenn das Dorf vor dieser Anhörung zerstört wird, gibt es für den HCJ keine Chance mehr, jemals wieder einem Master Plan für dieses Dorf zuzustimmen. Das würde in der Tat bedeuten, die Bewohner aus ihrem Land und ihrem Dorf zu verbannen.

Diesem Dorf wird die Zeit zu kurz.

Im Nachdenken über diesen lebenslangen Kampf kommentiert Nasser: „Ich glaube, die wollen eine Area C ohne Palästinenser. Es gibt einen Plan, die Siedlung Susiya mit der Synagoge Susiya zu verbinden, und unser Dorf, das „Palästinensisches Susiya“ befindet sich zwischen den beiden. Aber ich glaube, es gibt immer noch eine Hoffnung, unser derzeitiges Dorf zu erhalten.“ 

EAPPI arbeitet mit Palästinensern, Israelis und internationalen NGOs, um zu sichern, dass dieses keine „stille Demolierung“ ist. Aber wir brauchen eure Hilfe, um diese Geschichte publik zu machen und zu verhindern, dass diese Tragödie passiert.  

(Übers. Gerhilde Merz)