100.000 ChristInnen versammelten sich letzte Woche im Rahmen des Kirchtages in Stuttgart, trafen sich zu Vorträgen und Arbeitskreisen, zu Events und Gottesdiensten. Die evangelische Kirche veranstaltete, die katholische Kirche war mit dabei.
Auch Vertreter von Pax Christi Österreich beteiligten sich. Einige wichtige Themen wurden mit großer Publikumsbeteiligung präsentiert und diskutiert, leider nur am Rande. Richard Hussl wirkte an einem Spezialprogramm, veranstaltet von der Publik-Forum-Leserinitiative mit.
Margot Käßmann, einst Ratsvorsitzende der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland), bestätigte: „Entrüstet euch, protestiert! Von Deutschland ging im letzten Jahrhundert zweimal ein grausamer Krieg aus – mit entsetzlichen zerstörerischen Folgen. Das verpflichtet uns, heute nicht wieder zu Kriegen in der Welt beizutragen. Beim Waffenhandel zeigen sich immer die ganzen Widersprüche: Wir beklagen die Kriege der Welt und wollen für Frieden eintreten, und gleichzeitig verdient unsere Volkswirtschaft daran. Das ist doch absurd.“
Bischof Desmond Tutu bedachte das Leiden in Israel/Palästina und betonte in seiner Grußbotschaft: „Unsere christlichen Schwestern und Brüder im Heiligen Land haben nichts von ausgewogenen Synodenerklärungen, die in gleicher Weise Sympathie mit dem Unterdrücker und den Unterdrückten zum Ausdruck bringen. Sie erwarten von uns alle erdenkliche Hilfe, ihre kollektive Freiheit zurückzugewinnen, damit auch Israel frei sein kann. Neutralität darf keine Option sein.“ Bezug nahm der Bischof auch auf die Konferenzerklärung „Leben in Würde – Fünf Jahre Kairos Palästina“, in der es heißt: „Wir verpflichten uns, sowohl auf unseren Kirchen wie auch in unseren Gesellschaften, den Kairos Aufruf zu unterstützen, der die Forderungen der palästinensischen Zivilgesellschaft aufnimmt, Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen (BDS) als angemessene gewaltfreie Mittel kreativen Widerstands einzusetzen, bis die illegale israelische Besatzung überwunden ist.“ Desmond Tutu betonte, dass BDS nichts mit Antisemitismus zu tun habe: „Macht Geschäfte mit den Juden, organisiert etwas mit ihnen, liebt sie. Aber unterstützt nicht die (…) Maschinerie eines Apartheidstaates“.
Eindeutig und ermutigend war ebenso das Referat des palästinensischen Pfarrers Dr. Mitri Raheb aus Bethlehem. Palästina (und das biblische Israel), die Heimat von Jesus, sei immer bedroht und bedrängt gewesen vom Imperium: von Persien, Mesopotamien, vom Osmanischem Reich, von den Römern (…) und von Israel/USA. Die Gleichstellung vom biblischem Israel und dem aktuellen Staat Israel und dessen Administration sei für biblisch unhaltbar, wiewohl selbige Denkweise von extremen Zionisten, pietistischen und fundamentalistischen Christen immer wieder in Anspruch genommen würde. Optimismus habe er keinen, die Hoffnung aber sei ungebrochen. Er zeigte Brücken der Befreiungstheologe über die „Theologie der Hoffnung“ auf.
Am Rande berichtete auch Windischer Jussuf in einem Podiumsgespräch zum Thema der Ausgegrenzten (Excluidos). Angesprochen wurde etwa die Situation von Roma und Sinti, von Asylwerberinnen, Menschen mit Behinderung. In seinem Vortrag vertrat Windischer den Anspruch:
„Es ist wichtig, dass sich die Kirche am Rande der Gesellschaft ansiedelt – an der Seite der Ausgegrenzten Gemeinden gründet. Sie sind der größte Schatz der Kirche. Das wäre ein Beitrag zum Frieden – zum Frieden in Gerechtigkeit.“
Bericht und Fotos: Jussuf Windischer