Die Enzyklika „LAUDATO SI“ von Papst Franziskus

In der Enzyklika "Laudato si", veröffentlicht am 19. Juni 2015, geht es um eine der Prioritäten von Pax Christi Österreich: neben Gerechtigkeit und Frieden um die Bewahrung (besser Verteidigung) der Schöpfung.

Die Enzyklika benennt die Katastrophe und ermutigt zum Handeln. Letztendlich strahlt sie Mut aus, Freude am Widerstand und am Handeln.

Pax Christi Österreich wird sich auch in der Herbstversammlung (18. und 19. September 2015 in Innsbruck) unter dem Motto „Diese Wirtschaft tötet – (Papst Franziskus)“ diesem Thema widmen. Eine solche Wirtschaft führt nicht nur die von ihr Ausgeschlossenen ins Verderben, sondern auch unsere Mutter Erde. Wie können wir das gemeinsame Haus, den gemeinsamen Lebensraum verteidigen, weltweit und lokal?

Ökologie und Ökumene

Es geht in der Enzyklika um unser gemeinsames Haus, die Erde. In der üblichen Erinnerung an die Tradition erinnert Papst Franziskus an die Enzyklika "Pacem in Terris" von Johannes XXIII. (1963), welche schon vor der rücksichtslosen Ausbeutung warnt und einen radikalen Wandel der Menschheit fordert. Er erinnert an Papst Johannes Paul II. und die Humanökologie und an Papst Benedikt XVI., der auf die Ungerechtigkeiten der Weltwirtschaft und Wachstumsmodelle hinweist, welche Situationen nur verschlimmern. 

In ökumenischer Gemeinsamkeit würdigt Papst Franziskus die Äußerungen des Patriarchen Bartholomäus. Als Bischof von Rom erinnert er an die Armut und Einfachheit des hl. Franziskus. In einer lebendigen und zeitgemäßen Sprache bezieht er auch diesmal viele Schlüsse aus Äußerungen von verschiedensten Bischofskonferenzen (Lateinamerika, USA, Asien, Neuseeland u.a.m.) ein.

Ökologie und die Armen

Die ganze Enzyklika ist durchzogen vom engen Zusammenhang der sozialen und der ökologischen Frage. In etlichen Kapiteln wird das kapitalistische Wirtschaftssystem, „ein strukturell perverses System“(52), welches Arme und Ausgegrenzte schafft, als die Ursache der Umweltzerstörung benannt. Dieses weltweite System schafft Ausgeschlossene. Die Konsequenz:  „Wir kommen jedoch heute nicht mehr umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussion aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören, wie die Klage der Erde“(49). Bezahlt wird die Rechnung von den Ärmsten: „Tatsächlich schädigen der Verfall der Umwelt und der Gesellschaft in besonderer Weise die Schwächsten des Planeten“(48).

Die Probleme werden benannt, egal ob es sich um die Katastrophe durch Schadstoffe, die Klimaerwärmung, die Wegwerfgesellschaft handelt. Es fehlt auch nicht an beinharten Formulierungen im Aufzeigen der Probleme: „Unsere Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln.“(21). Der Papst protestiert gegen die Privatisierung des Wassers, denn „In Wirklichkeit ist der Zugang zu sicherem Trinkwasser ein grundlegendes, fundamentales und allgemeines Menschenrecht“(30).

Die Zerstörung von Ökologie und Vielfalt

Die biologische Vielfalt ist ein Lob der Schöpfung: Amazonasgebiet, Kongobecken und auch die Gletscher als Problemgebiete werden benannt. Arten sterben, werden vernichtet, Technologie und Konsumangebote steigern sich. Als menschliche Wurzeln der Ökokrise sind der Missbrauch der Macht der Technologie, das technokratische Paradigma und ein selbstherrlicher Anthropozentrismus anzusehen, dann, wenn sich Menschen als Herren des Universums verstehen und nicht mehr als verantwortliche Verwalter.

Empfohlen werden kleinbäuerliche Systeme, diversifizierte Produktionsformen. Immer wieder wird an das Gemeinwohl erinnert (156 ff). Gemeinwohl muss sich an Solidarität und der vorrangigen Option für die Ärmsten orientieren (vgl.123).

Freude und Hoffnung für alle, insbesondere die Armen

Der Papst fordert eine ehrliche Debatte, ohne den Anspruch wissenschaftliche Fragen zu lösen oder Politik zu ersetzen (188). Neben einer radikalen strukturellen Änderung erhofft er sich in der Enzyklika eine Änderung des Lebensstiles. Genau das könne wieder Freude und Frieden bringen, die Lebensqualität verbessern und vermenschlichen (222). Die Enzyklika schließt mit Gebeten zum allmächtigen Gott und zum Gott der Armen (246).

Sonntag, 21.6.2015
J. Windischer