Bischof Manfred Scheuer über den Gaza-Konflikt

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer betet darum, "dass der Weg einer gewaltfreien politischen Konfliktlösung gefunden wird, die eine friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern möglich macht": Das unterstrich Bischof Scheuer in einer Presseaussendung am Donnerstag zum seit Wochen lodernden Konflikt im Gaza-Streifen.

In dieser Situation brauche es Menschen, die den "Mut zur Versöhnung" haben.
Die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern erfülle ihn "mit Trauer und großer Betroffenheit", er "beklage die Toten und sehe die Gesichter der Angst und des Leidens", so der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Friedensbewegung "Pax Christi" zuständige Bischof.

Für einen gerechten Frieden dürfe "weder Gewalt verharmlost noch ein berechtigtes Sicherheitsbedürfnis ignoriert" werden. Erforderlich sei auch das Wahrnehmen der Leiden sowie der Ängste der jeweils anderen. Wo es am Grundlegendsten fehlt, so Scheuer, müsse humanitäre Hilfe für die Betroffenen den Vorrang haben.

Er teile die Sorgen der jüdischen Gemeinden über einen wachsenden Antisemitismus in Europa, versicherte Scheuer. Kirche, Politik und Gesellschaft müssten gerade jetzt "Hellhörigkeit und Entschiedenheit" beweisen, Anzeichen in diese Richtung zu bekämpfen. "Antisemitismus darf in Österreich und auch anderswo keinen Platz haben", betonte der Innsbrucker Bischof. Scheuer unterstrich die Verpflichtung, den jüdischen Gemeinden beizustehen.

Quelle: kathpress

Überleben in Gaza: Tagesberichte

Solche und ähnliche Direktberichte erreichen Pax Christi Österreich jeden Tag:

29.7.2014

Die lateinische (röm kath.) „ Hl. Familie Kirche“ in Gaza hat soeben einen Evakuierungsbefehl bekommen mit der Warnung, dass Israel plant deren Nachbarschaft heute Nacht zu bombardieren. In einer Botschaft schreibt ein Pater Hernandez „Die Kirche von Gaza hat einen Räumungsbefehl erhalten…sie werden das Gebiet Zeitun bombardieren und die Leute fliehen bereits. Das Problem ist, dass der Priester Pater George und die drei Schwestern von Mutter Theresa 29 behinderte Kinder und neun ältere Damen haben, welche sich nicht selber bewegen können.

Wie sollen sie das Verlassen bewerkstelligen. Wenn irgendwer mit irgendjemand, der Macht hat, vermitteln kann und beten kann, bitte tu es. Wir versuchen es…möge unsere Machtlosigkeit aufgehoben werden durch seine Allmächtigkeit!!“
Das „Haus von Christus“ in Gaza ist ein Heim für behinderte Kinder. Die behinderten Kinder sind vom Heim in die „Hl. Familie Kirche“ übersiedelt, da Israel das Gebiet beschoss.
Die Pfarre bittet um Gebete.

Quelle: http://www.indcatholicnews.com/news.php?viewStory=25263

30.7.2014

Nach Berichten von Radio Vatikan wurde die Kirche in der letzten Nacht nicht getroffen, aber die Situation bleibt höchst gefährlich. Die Hamasmiliz kämpft von nahegelegenen Örtlichkeiten. Ein Haus nächst der Kirche wurde getroffen und es entstand größerer Schaden im Rektorat und in der Pfarrschule. Das Haus wurde durch den Angriff völlig zerstört.

„Nach der Zerstörung der Nachbarschaft von Shujayeh, wird nun Zeitun beschossen. Alles passiert rund um uns. Die Hamasmiliz setzen die Raketenabschüsse fort und verstecken sich dann in den Gassen. Wir können nichts machen. Wir können nicht evakuieren, das ist unmöglich mit den Kindern. Deren Familien leben hier. Es ist gefährlicher hinauszugehen als hier zu bleibe. Wir versuchen in sicheren Orten zu bleiben, immer am Boden“, erklärte Pater Hernandez.

Übersetzung: J.W.

Antisemitistische Äußerungen, Slogans und Übergriffe sind durch nichts zu rechtfertigen!

Die Vorkommnisse rund um Nah Ost Demonstrationen veranlassen Pax Christi nochmals klarzustellen, dass der Proteste gegen Gewalt und Krieg, der Protest gegen Raketenbeschüsse Israels durch die Hamas, der Protest gegen die Besatzungspolitik der israelischen Administration,  auf keinen Fall Anlass zu antisemitischen Äußerungen und Aktionen genommen werden darf. Pax Christi protestiert schärfstens gegen derartige Äußerungen und Aktionen. Diese sind durch keinen Vorwand zu rechtfertigen. Sowohl das Existenzrecht Israels, als auch die Rechte der Palästinenser, die Wahrung der Menschenrechte, die Einhaltung des Völkerrechtes und die Respektierung der UN Resolutionen sind wesentlich und unumstritten zu akzeptieren.

Die Opfer der Gewalt in Syrien, im Irak, die Gewalt gegen Sunniten und Schiiten, die ausgeübte Gewalt gegen BürgerInnen im Südsudan und anderen Staaten sind erschütternde Tatsachen und durch nichts zu rechtfertigen, weder durch Religion, noch durch ethnische (rassistische) Vorwände.

Menschenrechte sind auf der ganzen Welt, sind in Israel und in den arabischen, namentlich auch in saudiarabischen Staaten und Irak einzuhalten. Ein daselbst praktizierter primitiver Judenhass widerspricht der Religion, widerspricht jeglicher Ethik.

Die Kritik an der Politik des Staates Israels ist für sich genommen nicht antisemitisch und antijüdisch. Die Kritik an der Hamas, die Kritik am Staates Iran, an Saudiarabien u.a.m. ist weder antiarabisch, noch rassistisch. Pax Christ kann und möchte auch nicht zu allem und jedem Kommentare und Stellungnahmen abgeben. Unumstritten bleibt, dass sich Pax Christi an den Menschenrechten und an der gewaltfreien Konfliktlösung orientiert, letztlich an der Gewaltfreiheit von Jesus Christus.

Kommentar von Jussuf Windischer, Ibk. 26.7. 2014

Pressemitteilung des „Alternativen Nobelpreises“

ERKLÄRUNG ZU GAZA VON PREISTRÄGERN DES 'ALTERNATIVEN NOBELPREISES'
Berlin, 25. Juli 2014

Als Träger des Right Livelihood Award, bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, verurteilen wir vehement die Tötung hunderter Kinder und unschuldiger Zivilisten in Gaza durch die israelischen Verteidigungskräfte, das wahllose Abfeuern von Raketen durch die Hamas gegen israelische Zivilisten und wir beklagen das nicht endende Leiden der Bevölkerung Gazas.

Während Bomben und Kugeln sowohl Zivilisten als auch medizinisches Personal in einer Spirale von Gewalt und Hoffnungslosigkeit töten und verwunden, ist Gaza Engpässen in der Versorgung mit Wasser und Elektrizität, Krankenhäusern, Ärzten und Medizin ausgesetzt. Etwa 24% aller, die in Gaza ihr Leben in Folge der israelischen Bombardierung und militärischen Invasion verloren, sind Kinder.

Allerdings liegt die Verantwortung für diese Tode nicht allein bei den israelischen Soldaten, den Hamas-Kämpfern und deren Regierungen. Auch andere Regierungen sind entweder direkt oder indirekt verantwortlich, sei es durch Waffenhandel, militärischen Rat und Schweigen. Diese Länder sowie die Vereinigten Nationen scheinen nicht aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Unterdessen – der schnell wachsenden Gewalt in Gaza zum Trotz – bewegen sich die Verhandlungen unglaublich langsam voran und werden von eigennützigen Interessen aus Ländern behindert, die keinerlei Blutvergießen in diesem Konflikt ausgesetzt sind. Dialog und Verhandlungen können nicht durch Militärgewalt ersetzt werden. Rache bringt bloß Rache hervor und Blutvergießen bloß weiteres Blutvergießen.

Niemand wird die Szenen von zerrissenen Schulbüchern auf Gazas Straßen und die zerstörten Leben der Kinder, die sie benutzten, vergessen, die vor einigen Tagen durch die Medien gingen. Ihre kleinen Körper verstreut neben Büchern, die niemals mehr benutzt werden sollen, malen ein tragisches Bild beispielloser Grausamkeit. Niemand hat das Recht, ihre Leben zu beenden oder die Leben jener Kinder zu bedrohen, die noch überleben. Sie sind auch unsere Kinder.

In diesem Zusammenhang unterstützen wir die herausragende und mutige Arbeit, Entschlossenheit und Beharrlichkeit – unter dem Donner der Bomben – unseres Mitpreisträgers Raji Sourani (RLA 2013, Palästina) und seiner Kollegen vom Palestinian Centre for Human Rights in Gaza, die die Tötung von unschuldigen Zivilisten und die Fortsetzung eines schmutzigen nicht-erklärten Krieges, der gegen die Prinzipien des Humanitären Völkerrechts geführt wird, anprangern. Wir wollen außerdem unsere tiefste Bewunderung ausdrücken für die Arbeit der israelischen Friedensorganisation Gush Shalom (RLA 2001) und für die unglaublichen Anstrengungen des medizinischen Personals, das momentan in Gaza operiert und deren Arbeit ohne Unterlass von unseren Freunden von Physicians For Human Rights-Israel (RLA 2010) hervorgehoben wird. Sie halten weiterhin die Fackel der Humanität hoch, obwohl sie selbst der unmenschlichen Kriegsmaschinerie ausgesetzt sind.

Als Preisträger des Right Livelihood Award drängen wir die Vereinten Nationen, die Europäische Union und regionale Körperschaften wie die Arabische Liga und die Organisation Amerikanischer Staaten sowie Länder auf der ganzen Welt ihre Stimmen zu vereinen, diese inakzeptablen Menschenrechtsverletzungen zu verurteilen, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, das Ende der Blockade von Gaza, und auf einen Beginn neuer Friedensgespräche zu drängen. Und sämtliche Aktivitäten einzustellen, die diesen Konflikt verlängern, ein Friedensabkommen verhindern und die sich bekriegenden Parteien mit Waffen versorgen. Wenn wir nicht schnell handeln, werden weitere Kinder und unschuldige Menschen in den kommenden Tagen, in den kommenden Stunden, in den kommenden Minuten, in den kommenden Sekunden sterben.

Unterzeichnet von 46 Trägern des Right Livelihood Awards aus 32 Ländern, Stand Freitag, 11 Uhr CET. Die Liste der Unterzeichner wird kontinuierlich aktualisiert unter www.rightlivelihood.org

„Pressemitteilung des „Alternativen Nobelpreises““ weiterlesen

PRESSEAUSSENDUNG – Pax Christi für die Beendigung der tödlichen Angriffe auf Gaza

Pax Christi Österreich fordert die sofortige Einstellung der militärischen Angriffe Israels auf den Gazastreifen. Inzwischen sind bereits über 500 Palästinenser den israelischen Angriffen zum Opfer gefallen. Nach UNO- Angaben sind mindestens 70% der Toten Zivilpersonen, darunter viele Frauen und Kinder. Eines der ersten Opfer war ein dreijähriges Mädchen. Die Zahl der Verletzten geht bereits in die Tausende.

Im Anhang finden Sie die Presseaussendung von Pax Christi Österreich:
Presseaussendung – Beendigung der tödlichen Angriffe auf Gaza

Solidaritätsbotschaft von Pax Christi International

Solidaritätsbotschaft von Pax Christi International
an die Lateinische Gemeinde „Heilige Familie“ in Gaza 

(Gemeindepfarrer: Fr. Jorge Hernandez, Fr. Mario Da Silva)

Pax Christi International ist sehr bekümmert über die weitergehende und eskalierende Gewalt im Gazastreifen. Die Situation wird immer schlimmer, und die Anzahl der toten Palästinenser in Gaza erreicht und überschreitet  eine alarmierende Höhe. Gaza leidet unter dem Tod (mehr als 300 bis zum 19. Juli) und der Verwundung von ganz vielen Zivilisten, Männern, Frauen und Kindern. In einigen Fällen wurden ganze Familien in diesem Konflikt ausgerottet. Die große Anzahl von Verwundeten, die Zerstörung von Wohnhäusern, Schulen und Spitälern machen klar, dass es sich um eine schwere humanitäre Krise im einem Land handelt, dessen Infrastruktur bereits in einem fragilen Zustand ist.

Rev. Paul Lansu, Senior-Politikberater von Pax Christi International, hat Ihre Gemeinde am Sonntag, dem 12. Jänner 2014 zusammen mit einer Gruppe katholischer Bischöfe besucht. Die heilige Messe wurde gemeinsam mit Mitgliedern der Pfarrgemeinde gefeiert: Wir beteten gemeinsam für einen gerechten Frieden in Gaza und in der ganzen Region. Die Gruppe besuchte auch das Haus für behinderte Kinder und ältere Frauen, das von den Schwestern der Mutter Theresa betrieben wird. Gestern wurde in den Medien berichtet, dass Raketen ein Haus ganz nahe an der Pfarrgemeinde zerstört haben. Wir haben erfahren, dass man die behinderten Kinder und die Seniorinnen in der Pfarrgemeinde untergebracht habe, weil dort für sie wohl ein sicherer Platz besteht. Wir schätzen Ihre und die Arbeit Ihrer kleinen katholischen Gemeinde für das Wohlergehen aller Menschen in Gaza hoch ein.

Die Mitglieder von Pax Christi International weltweit drücken allen jenen ihr Beileid in der gemeinsamen Trauer aus und beten, dass jene Toten die letzten sein mögen, die durch diese Eskalation von Hass und Rache gewaltsam ums Leben gekommen sind. Unser Gewissen verlangt von uns, bei jeder möglichen Gelegenheit nicht nur ein Ende  der derzeitigen Gewalt zu fordern, sondern auch die Wurzeln dieser Gewalt anzusprechen.

Pax Christi International ist solidarisch mit allen Christen und allen Menschen guten Willens! Wir sind überzeugt, dass Gebete und Stimmen für einen gerechten Frieden in der Region nicht totgeschwiegen werden können. Frieden verlangt die Gegenwart von Gerechtigkeit, Gleichheit, das Erkennen unserer gemeinsamen Menschenwürde. Gemeinsam mit Ihnen hoffen wir ganz fest und glauben daran, dass Frieden möglich ist und dass Gerechtigkeit die Oberhand gewinnt.

Brüssel, am 18. Juli 2014