Österreichische Bischofskonferenz: „Das Heilige Land braucht endlich Frieden

Zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung hat die Österreichische Bischofskonferenz auch eine Erklärung zur Situation in Israel und Palästina abgegeben und eindringlich zu Frieden und Dialog aufgefordert.

Auszug aus der Abschlusserklärung (Art. 4):

Das Heilige Land braucht endlich Frieden Der Krieg im Heiligen Land aufgrund des Überfalls der Terrororganisation Hamas vor einem Jahr am 7. Oktober hat eine Eskalation der Gewalt ausgelöst, die uns fassungslos macht: Zerstörung und Tod, Hass, Rache und scheinbar unüberbrückbare gegenseitige Ressentiments bestimmen die Region, die für den Glauben von Juden, Christen und Muslime zentral ist. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, spricht von einem „Tsunami des Hasses“, der über die gesamte Region hinwegfegt. Nicht nur dort, sondern weltweit hat die Radikalisierung zugenommen. Auch in Österreich ist die Anzahl antisemitischer Vorfälle signifikant gestiegen. Einmal mehr unterstreichen wir Bischöfe das Existenzrecht Israels und betonen das Recht Israels, sich zu verteidigen. Gleichzeitig halten wir fest, dass die Menschenrechte sowie das humanitäre Völkerrecht und das Kriegsvölkerrecht von allen Seiten ohne Ausnahme zu achten ist.

Dieser Krieg bringt weder für Israelis noch für Palästinenser Sicherheit und Frieden. Auf Gewalt folgt stets weitere Gewalt. Durch die Ausweitung der kriegerischen Auseinandersetzungen auf den Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel wurde jetzt auch noch der Libanon in die Gewaltspirale mit hineingezogen. Patriarch Pizzaballa hat mehrfach darauf hingewiesen, dass sich jede Seite als Opfer fühlt, und zwar als einziges Opfer des Konflikts. Als Christen sind wir aber verpflichtet, allen Opfern von Gewalt, Terror und Unrecht beizustehen und uns ihnen zuzuwenden.

Daher treten wir Bischöfe mit Papst Franziskus einmal mehr für die unverzügliche Freilassung aller noch in Gaza festgehaltenen Geiseln und einen sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten ein. Wir verurteilen alle Gewaltakte gegen Zivilistinnen und Zivilisten, sei es in Gaza, in Nordisrael, im Westjordanland oder im Libanon, und wir betonen die Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Das betrifft den Schutz der Zivilbevölkerung, des medizinischen Personals und humanitärer Helferinnen und Helfern sowie der zivilen Infrastruktur, insbesondere der Krankenhäuser und Schulen. Diese dürfen weder für militärische Zwecke missbraucht werden, noch Ziele militärischer Angriffe sein.

Unsere Gebete und Gedanken sind auch bei den Christen im Heiligen Land, bei jenen, die unter unvorstellbaren Bedingungen in Gaza eingeschlossen sind, bei jenen, die im Westjordanland leiden, bei jenen, die Opfer des Krieges im Libanon sind, und bei jenen, die in Israel von der Gewalteskalation betroffen sind. Ihr Schicksal und das Leid aller Menschen vor Ort dürfen uns nicht gleichgültig sein.

Wir rufen eindringlich zum Gebet für Frieden und Gerechtigkeit auf und zu noch mehr humanitärer Hilfe für die Opfer des Krieges. Die österreichischen Bischöfe schließen sich der Forderung unserer Caritas nach einem sicheren und nachhaltigen Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen an, einschließlich der Bereitstellung lebensrettender Hilfsgüter, Medikamente, Lebensmittel, Wasser und Treibstoff, aber auch psychosozialer Dienste.

Den UNO-Organisationen und anderen Hilfswerken muss die Arbeit ermöglicht werden. Wir verurteilen in diesem Zusammenhang auch den jüngsten Raketenbeschuss auf das UNIFIL-Camp Naqoura im Südlibanon. Dabei wurden auch acht österreichische Blauhelme leicht verletzt. Es ist inakzeptabel, dass UN-Kräfte, die zum Frieden beitragen sollen und wollen, angegriffen werden.

Wir sind überzeugt: Zu einer gerechten politischen Ordnung im Heiligen Land, die Israelis und Palästinensern gleichermaßen ein Leben in Würde und mit Zukunftsperspektiven ermöglicht, gibt es keine Alternative. Und so eine Ordnung kann nur durch Dialog erarbeitet werden, so schwierig das derzeit auch erscheinen mag.

Die vollständige Abschlusserklärung finden Sie hier.