Pax Christi International zu den Jahrestagen von Hiroshima und Nagasaki: Es bildet sich ein Impuls zum Verbot von Atomwaffen

Im August wird die Welt an den 71. Jahrestag des Abwurfs von Atombomben durch die Vereinigten Staaten auf die japanischen Städte Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August 1945) erinnern. An diesen beiden Tagen wurden mehr als 100.000 Menschen getötet, und ihre Stimmen und die Stimmen derer, die heute noch leiden, mahnen uns unablässig.

Siebzig Jahre lang hat das Vorhandensein von Atomwaffen die menschliche Familie am Abgrund einer Zerstörung des Planeten gehalten. Wir haben fast vier Generationen lang unter den Schatten unserer eigenen Selbstzerstörung gelebt und einer kleinen, aber hartnäckigen und mächtigen Minderheit innerhalb der globalen Gemeinschaft erlaubt, einer Ordnung zu folgen, die wirtschaftlichen Nutzen für wenige zu Lasten der Unsicherheit der vielen bietet. Das Geld, das für die Herstellung und Lagerung dieser Waffen für Massenzerstörung aufgewendet wurde, muss gegen die Millionen und Milliarden Menschen gemessen werden, denen die Basiselemente für Leben und Frieden verweigert wurden, die Menschenwürde bedingen.

71 Jahre sind lang genug. Anstatt blind das falsche Gefühl von Sicherheit zu unterschreiben, das uns die Befürworter der Atomwaffen vorgaukeln, müssen wir eine Ordnung vorantreiben, die wirkliche Sicherheit verspricht. Dieser Jahrestag ist unsere Gelegenheit, die nukleare Welle umzudrehen und Schritte hin zur tatsächlichen, signifikanten Abrüstung zu gehen.

Die globale Gemeinschaft hat sich viel zu lang auf leere Versprechen, nichtssagende Rhetorik und  ermüdende halbe Maßnahmen in  Richtung auf die nukleare Abrüstung verlassen. Der Enthusiasmus innerhalb einer wachsenden Mehrheit von Staaten zu Gunsten eines Verbots von Atomwaffen macht Mut, besonders jetzt, wo Länder, die Atomwaffen besitzen, sich daranmachen, ihre Arsenale zu modernisieren. Die neuerdings getroffene Entscheidung des britischen Parlaments, das Trident U-Boot-Programm während des nächsten halben Jahrhunderts zu erneuern und zu erweitern, steht zur Debatte.

Pax Christi International und seine Mitgliedsorganisationen sind Teil der impulsgebenden Gruppe, die auf ein Verbot der Atomwaffen hinarbeitet. Mehr als 100 Regierungen und viele Organisationen der Zivilgesellschaft nahmen im Februar und wieder im Mai dieses Jahres teil an dieser Spezialarbeits-gruppe der UNO zur nuklearen Abrüstung; ihre Arbeit wird in einem Bericht dargestellt, der zur UNO-Generalversammlung im August 2016 gesandt werden wird.

Die „Open-Ended Working Group“ (=OEWG – Arbeitsgruppe mit offenem Ende) wird in der Zeit vom 5.-19. August tagen, um die Ergebnisse zusammen zu fassen, und sich auf Empfehlungen über gesetzliche Maßnahmen zu einigen, die die Arbeit an der nuklearen Abrüstung vorantreiben können. Jonathan Frerichs, der UNO-Delegierte für Abrüstung von Pax Christi International in Genf hat einen Aktionsaufruf erarbeitet, der die Bemühung unterstützt, die Ordnung neu aufzusetzen und sich darauf festzulegen, Verhandlungen über das Verbot von Atomwaffen an ein multilaterales Forum heran zu bringen. Viele der Mitgliedsorganisationen und Partner von Pax Christi International haben die Briefvorlage genutzt, um sich an ihre Regierungen zu wenden und in der Folge Treffen mit Beamten in den Büros ihrer Ministerien für auswärtige Angelegenheiten (Außenministerien) zu vereinbaren. Pax Christi International wird weiterhin im Rahmen der OEWG über diese Bestrebungen zu arbeiten.

Die tiefe Unmoral von Atomwaffen ist inzwischen kein Gegenstand mehr für eine offene Debatte. Bemühungen zur Friedensbildung, deren Ziel die Erhöhung der kollektiven Sicherheit ist, werden unterlaufen, wenn Militärmächte innerhalb der Weltgemeinschaft weiterhin an der Herstellung und dem Besitz von Atomwaffen basteln. Es ist an der Zeit, einen Frieden anzustreben, der in der Praxis von Gerechtigkeit und Solidarität verwurzelt ist, und nicht von der Bedrohung durch gegenseitig zugesicherter Zerstörung abhängt.

Die Stimmen der Hibakusha – der Überlebenden der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, werden jedes Jahr schwächer. Es liegt in unserer Verantwortung sicher zu stellen, dass die Tragödie, die sie erlebt haben, niemals wieder passiert. Wir müssen den Willen dazu haben, dieses jetzt wirklich werden zu lassen, während ihrer Lebenszeit, so lange wir noch die Autorität ihres Zeugnisses unter uns haben.

Brüssel, 5. August 2016
Übersetzung: Gerhilde Merz