Berichte aus Israel/Palästina

Simone nimmt derzeit an einem dreimonatigen Einsatz im Rahmen des vom Weltkirchenrat eingerichteten ökumenischen Begleitdienstes für Frieden in Israel/Palästina teil. Ihre persönlichen Beobachtungen und Erlebnisberichte finden Sie an der unten angegebenen Adresse im Stile eines Online-Blogs:

http://keineurlaubsgruesse.wordpress.com/

Friedenslicht für Bethlehem

Pax Christi Gruppen in Österreich haben vor Weihnachten 2013 Kerzen in Pfarren und bei Mahnwachen verteilt um auf die Situation der Palästinenser und speziell der Bewohner Bethlehems hinzuweisen.

Die israelische Mauer und viele andere Behinderungen (Check Points, Siedlungen, polizeiliche Instrumente, …) machen das Leben der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten immer unerträglicher. Mit diesen Maßnahmen wird offensichtlich eine zionistische Politik verfolgt, die  Palästinenser zur Emigration bewegen soll  und so ganz Palästina zur nationalen jüdischen Heimat Israel machen möchte.

Pax Christi solidarisiert sich mit den entrechteten Menschen Palästinas! Beten wir auch während des Jahres für die verfolgten Menschen (siehe Zettel der Friedenskerze):

Nimm diese Kerze mit in Dein Haus und denk' an
die Menschen in Bethlehem, die eingeschlossen sind von einer Mauer – mit streng bewachten Toren, Gefangene in der Stadt,im eigenen Land!
Frieden ist möglich, wenn Gerechtigkeit möglich ist:
Keine Besetzung Palästinas!
Keine Mauer im Land!
Keine israelischen Siedlungen!
Keine Schikanen durch Siedler und Soldaten!

Gebet:
Gott,wir folgen Deiner Offenbarung von Bethlehem, als Stadt der Geburt Jesu:
Gib den Menschen dort Mut, Bedrängnis umzuwandeln in Standhaftigkeit.
Gib mir Mut,Dich an jedem Tag neu um Gerechtigkeit anzufleh'n,die Frieden bringt und Freiheit für die Unterdrückten.
Amen

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linkes Bild: Aktion Friedenslicht für Bethlehem in Linz, rechtes Bild: Übergabe der Friedenskerze an LH Josef Pühringer
Bilder und Autor: Meinrad Schneckenleithner

 

 

 

1.Jänner – Weltfriedenstag

An die 100 Leute versammelten sich um 16 Uhr in der Innsbrucker Kapuzinerkirche. Aufgerufen haben die Bewegungen St. Egidio, Pax Christi, die Fokolarbewegung, und die ACUS. Bischof Manfred Scheuer, Präsident von Pax Christi las die Frohbotschaft, den Friedensgruß des auferstandenen Christus. Scheuer warnte vor der Globalisierung von Individualismus und Gleichgültigkeit und interpretierte die ermutigenden Worte von Papst Franziskus, welcher konsequent an die verpflichtende Solidarität erinnert.

In einem eindrucksvollen Ritual gedachte man der zahlreichen Kriegsschauplätze auf der Welt.

Der Schweigemarsch führte dann zum Franziskanerplatz, wo nach einer Schweigeminute das Friedenslied „We shall overcome…“ gesungen wurde. 

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Dem Kapital an die Wurzel

Zwei Theologen der befreiungstheologischen Tradition, Kuno Füssel und Michael Ramminger kommentieren und interpretieren die Vorstellung des Papstes Franziskus, seine Namensgebung und sein erstes Lehrschreiben: Evangelii Gaudium. Es handle sich um eine detaillierte Kapitalismuskritik. Klar ist die ungebrochene Solidarität mit den Unterdrückten. Abschließend äußern die Autoren Gedanken zu Hausmacht des Papstes und über berechtigte Hoffnungen.

Hier das Dokument (Volltext) im Anhang:

Dem Kapital an die Wurzel

Quelle:http://www.jungewelt.de/2013/12-28/052.php?sstr=Papst%7CFranziskus, 31.12.2013

Friedensbotschaft von Papst Franziskus zur Feier des Weltfriedenstages

Die Friedensbotschaft von Papst Franziskus für den Weltfriedenstag wurde am Donnerstag veröffentlicht. Für Papst Franziskus spielt vor allem die Brüderlichkeit  – als Fundament und Weg des Friedens- eine große Rolle.
Aus seiner Rede:

"Das vorausgeschickt, ist es leicht zu verstehen, dass die Brüderlichkeit das Fundament und der Weg des Friedens ist. Die Sozialenzykliken meiner Vorgänger bieten in diesem Sinn eine wertvolle Hilfe. Es wäre ausreichend, auf die Definitionen des Friedens in der Enzyklika Populorum progressio von Papst Paul VI. oder in der Enzyklika Sollicitudo rei socialis von Papst Johannes Paul II. zurückzugreifen. Aus der ersten entnehmen wir, dass die ganzheitliche Entwicklung der Völker der neue Name für den Frieden ist, und aus der zweiten, dass der Friede ein opus solidaritatis ist.

Papst Paul VI. bekräftigt, dass nicht nur die einzelnen Menschen, sondern auch die Nationen einander in einem Geist der Brüderlichkeit begegnen müssen. Und er erklärt: »In diesem gegenseitigen Verstehen und in dieser Freundschaft, in dieser heiligen Gemeinschaft müssen wir zusammenarbeiten, um die gemeinsame Zukunft der Menschheit aufzubauen.« Diese Aufgabe betrifft an erster Stelle die am meisten Bevorzugten. Ihre Pflicht ist in der menschlichen und übernatürlichen Brüderlichkeit verankert und erscheint unter dreifachem Aspekt: die Aufgabe der Solidarität, die verlangt, dass die reichen Nationen den weniger fortgeschrittenen helfen; die Aufgabe der sozialen Gerechtigkeit, die eine Neuordnung der gestörten Beziehungen zwischen starken und schwachen Völkern unter korrekteren Bedingungen verlangt; die Aufgabe der allumfassenden Nächstenliebe, die die Förderung einer menschlicheren Welt für alle einschließt, einer Welt, in der alle etwas zu geben und etwas zu empfangen haben, ohne dass der Fortschritt der einen ein Hindernis für die Entwicklung der anderen darstellt.

Wenn man den Frieden als opus solidaritatis betrachtet, ist es zugleich unmöglich, in der brüderlichen Gemeinschaft nicht sein wesentliches Fundament zu sehen. Der Friede, sagt Johannes Paul II., ist ein unteilbares Gut. Entweder ist er das Gut aller oder von niemandem. Er kann als bessere Lebensqualität und als menschlichere und nachhaltigere Entwicklung nur dann wirklich errungen und genossen werden, wenn in allen die »feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen« erweckt wird. Das schließt ein, sich nicht von der »Gier nach Profit« und vom »Durst nach Macht« leiten zu lassen. Es bedarf der Bereitschaft, sich »für den anderen zu „verlieren“, anstatt ihn auszubeuten, und ihm zu „dienen“, anstatt ihn um eines Vorteils willen zu unterdrücken […] den „anderen“ – Person, Volk oder Nation – nicht als irgendein Mittel zu sehen, dessen Arbeitsfähigkeit und Körperkraft man zu niedrigen Kosten ausbeutet und den man, wenn er nicht mehr dient, zurücklässt, sondern als ein uns „gleiches“ Wesen, eine „Hilfe“ für uns.«

Die christliche Solidarität setzt voraus, dass der Nächste geliebt wird nicht nur als »ein menschliches Wesen mit seinen Rechten und seiner grundlegenden Gleichheit mit allen, sondern [als] das lebendige Abbild Gottes, des Vaters, erlöst durch das Blut Jesu Christi und unter das ständige Wirken des Heiligen Geistes gestellt«, als ein anderer Bruder. Und Papst Johannes Paul II. fährt fort: »Das Bewusstsein von der gemeinsamen Vaterschaft Gottes, von der Brüderlichkeit aller Menschen in Christus, der „Söhne im Sohn“, von der Gegenwart und dem lebenschaffenden Wirken des Heiligen Geistes wird dann unserem Blick auf die Welt gleichsam einen neuen Maßstab zu ihrer Interpretation verleihen«, um ihn zu verwandeln.

Im Anhang die Rede von Papst Franziskus im Volltext:

Friedensbotschaft des Papstes Volltext

Quelle: Radio Vatikan

 

Relevanz des Arbeitsprogrammes der österreichischen Bundesregierung (2013 – 2018) für Pax Christi – Gedanken

Die neue Regierung möchte die Verantwortung Österreichs in der Welt wahrnehmen. So heißt es: „Österreich setzt sich aktiv für Menschenrechte, Frieden sowie soziale, wirtschaftliche und ökologische Sicherheit ein und beteiligt sich aktiv am Aufbau eines wirksamen multilateralen Systems mit den Vereinten Nationen als Zentrum, um damit die Schaffung einer geregelten und gerechten Weltordnung voranzubringen. Die Beteiligung an Friedenseinsätzen auf Basis der verfassungsrechtlich bestimmten Immerwährenden Neutralität ist ein zentrales Element der österreichischen Außen- und Sicherheitspolitik. Österreichs Position im globalen politischen und wirtschaftlichen Wettbewerb soll weiter gestärkt und die Beziehungen zu aufstrebenden Regionen vertieft werden.“(73)

Ein paar interessante Details:

Was Palästina/Israel betrifft:
Klar formuliert , was das Engagement im Nahen Osten betrifft: “Österreich wird sich weiterhin mit Nachdruck für eine Friedenslösung im Nahen Osten einsetzen. Unser Ziel ist eine »Zwei-Staaten-Lösung« mit einem Staat Israel in anerkannten und dauerhaft sicheren Grenzen sowie einem unabhängigen, demokratischen und lebensfähigen palästinensischen Staat.“ (74)

Was Abrüstung betrifft, werden im Programm Initiativen vorausgesagt:
„Setzung weiterer Initiativen zu Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nicht-Weiterverbreitung. Eintreten für eine nuklearwaffenfreie Welt und Ächtung der Atomwaffen, u.a. im Rahmen einer internationalen Konferenz in Wien 2014/15; Unterstützung für atomwaffenfreie Zonen im Nahen und Mittleren Osten und auch in Europa; Einrichtung eines Programms zur internationalen Unterstützung der Vernichtung von geächteten Kampfmitteln (Antipersonenminen, Streumunition, Klein-und Leichtwaffen, Chemiewaffen) und zur Opferrehabilitierung“(74)

Was den Einsatz für eine gerechtere Welt betrifft, heißte es sehr allgemein: “Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen um den Dialog der Kulturen und Religionen aktiv weiter verfolgen. Für eine gerechte und faire Welt eintreten“ (74)

Die Regierung möchte auch die internationale Solidarität stärken. Das Ziel lautet: „Entwicklungszusammenarbeit als staatliche Gesamtverantwortung stärken“. Als Herausforderung betitelt: „Ein zentraler Auftrag der österreichischen Außenpolitik liegt in der Verpflichtung gegenüber den Menschen in den ärmsten und am meisten benachteiligten Regionen und Ländern dieser Welt. Entwicklungspolitik stellt dabei eine solidarische Leistung innerhalb.“ Und wieder heißt es: „Entwicklungszusammenarbeit (EZA) als kohärente Gesamtverantwortung wahrnehmen: Entwicklung und gesetzliche Verankerung eines Stufenplans zur Erhöhung der EZA-Mittel bis zur Erreichung des 0,7%-Ziels.“ (75)

Einiges klingt gut. Das meiste klingt bekannt und ist sehr allgemein gehalten. Welche Maßnahmen dann umgesetzt werden, wird Pax Christi mit Interesse verfolgen.

Evangelii Gaudium (eine kommentierte Kurzfassung)

Papst Franziskus gebraucht keinen pluralis maiestaticus. In einem freundlichen Ton, ohne dogmatischen Unterton, mit einfachen Worten und  Bildern lädt Franziskus ein, das Angebot eines befreienden Gottes anzunehmen, die Freude des Evangeliums zu erfahren. Das Schreiben ist in Demut verfasst. Es ist auch nicht Absicht des Papstes eine vollständige Analyse zu bewerkstelligen. (108), das Schreiben ist kein Dokument der Soziallehre, es gäbe allerdings für die Soziallehre der Kirche bereits ein ganzes Kompendium (184). Die Kirche hat zudem kein Monopol der Interpretation (184)

Die Priester bittet er in Freude verkünden “…wage ich zu bitten.“ (32) Freude, Gaudium: „Folglich dürfte ein Verkünder des Evangeliums nicht ständig ein Gesicht wie bei einer Beerdigung haben..“(10) Er bedauert „eine Grabespsychologie, die die Christen allmählich in Mumien für das Museums verwandelt.“(83)

Die Kirche soll eine aufmerksame Mutter sein (46), auf welche das Kind vertraut, weil es sich geliebt weiß (139). Es gefällt, wenn man in der Muttersprache mit uns spricht, im Dialekt. Franziskus erinnert an die Fußwaschung, an den Dienst der Kirche und an die Nähe der Christen, die den Geruch der Schafe kennen. Das Schreiben ist auch in dieser Tonart geschrieben:einfach, verständlich, klar und eindeutig.

Wir dürfen uns nicht wie Kontrolleure einer Zollstation verhalten (47), er wünscht sich eine Kirche, die offene Türen hat.

Die Option für die Armen – eine Kirche in denen die Armen Priorität haben, das zieht sich durch das Schreiben.

Ein vierfaches Nein:

Nein zu einer Gesellschaft , in der es Ausgeschlossene gibt (excluidos).Im Originalton: „Wie das Gebot, 'du sollst nicht töten', eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der ungleichen Einkommensverteilung sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während es Schlagzeilen macht, wenn die Kurse an der Börse um 2 Punkte fallen. Der Mensch an sich wird als Konsumgut gehandelt, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Es geht nicht mehr einfach um Ausbeutung, sondern um etwas Neues. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete, sondern Müll, Abfall“ (53) Radikale Systemkritik und radikale Kritik am neoliberalen Kapitalismus.

Das zweite Nein trifft, die Vergötterung des Geldes, das goldene Kalb und die absolute Autonomie der Märkte.

Ein weiteres Nein zu einer Gesellschaft , in der das Geld regiert. Er erinnert an Johannes Chryostomus: „Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen bedeutet diese zu bestehlen und ihnen das Leben zu entziehen. Die Güter, die wir besitzen gehören nicht uns, sondern ihnen.“ (57)

Das vierte Nein betrifft die soziale Ungleichheit, die zur Gewalt führt, welche wiederum den Rüstungswettlauf bedingt.

 

„Evangelii Gaudium (eine kommentierte Kurzfassung)“ weiterlesen

Aktuelle Termine von Pax Christi Oberösterreich (Dezember 2013 – Februar 2014)

Fr 20. Dezember 2013, 14.30 – 15.30 Uhr
MAHNWACHE: Friedenslicht FÜR Bethlehem" (Friedenskerze)
Schillerplatz (an der Ecke Landstraße – Langgasse), Linz

>> Entzünden wir zu Weihnachten eine Kerze und denken an die Menschen in Bethlehem!
>> Alle Interessierten sind eingeladen, mit uns mahnzuwachen!

 

Mo 20. Jänner 2014, 19.00 Uhr
Pax-Christi-Filmabend: "SEPERATED"
Gemeindezentrum der Martin-Luther-Kirche, Martin-Luther-Platz 1, Linz

SEPARATED erzählt vom Überlebenskampf dreier Völker, die ein gemeinsames Schicksal vereint: die Isolierung und das Vergessen. In Palästina lebt die Zivilbevölkerung im Schatten einer 11 Meter hohen Zementmauer, hinter der Verwandte, Land und Arbeitsplätze zurückgeblieben sind. In der Slowakei werden Babies unter armseligen Bedingungen hinter Mauern geboren, deren Zweck es ist die Romaminderheit von der "weissen" Bevölkerung zu trennen.In Westsahara riskieren junge Mädchen ihr Leben, um den 3.000 km langen Streifen entlang der von Marroko erbauten Sandmauer zu entminen, die sie von ihren Familienangehörigen und ihrem ehemaligen Zuhause trennt.


Der Film dauert 60 Minuten. Danach Austausch, Diskussion und gemütliches Beisammensein.

Weitere interessante Veranstaltungen im Jänner/Februar 2014

Do 16. Jänner 2014, 19.30 Uhr
"Tag des Judentums": Geschichte jüdischen Lebens in MItteleuropa von 1500 bis heute (Dr.in Martha Keil)
Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz, Bethlehemstraße 20, Linz


Do 23. Jänner 2014, 18.30 Uhr
Gottesdienst christlicher Kirchen in Linz
Serbisch-orthodoxe Kirche, Posthofstraße 41, 4020 Linz


Mi 12. Februar 2014, 18.30 Uhr
Lampedusa. Begegnungen am Rande Europas (mit Univ.-Prof. Dr. Gilles Reckinger)
Verein Begegnung arcobaleno, Friedhofstraße 6,4020 Linz