Pax Christi zur EU-Wahl

Europäische Union: Friedensprojekt oder Brandstifter?

Mit Besorgnis beobachten wir, dass sich die Europäische Union immer stärker nach innen in Richtung neoliberaler Wirtschafts- und nach außen in Richtung militärisch bestimmter Außenpolitik entwickelt hat.
Nach innen wird das Friedensprojekt durch die Politik des Neoliberalismus gefährdet: Während die Gewinne der großen Konzerne und die internationalen Finanzspekulationen zunehmen, vergrößert sich in praktisch allen Mitgliedsländern und zwischen den reicheren und ärmeren Ländern die Kluft zwischen arm und reich. Sozialabbau und Sparpolitik zulasten der ärmeren Bevölkerungsschichten bestimmen die Agenda der Europäischen Union.

Beispielhaft zeigt sich die neoliberale Politik an den Sanierungskonzepten für Griechenland. Während die Interessen der Gläubiger weitgehend erfüllt werden, wird der griechische Staat gezwungen, im Sozial- und Gesundheitsbereich massive Einschnitte durchzuziehen. Dass es ganz anders geht, zeigt auch ein Blick zurück in die Geschichte: Mit Spitzensteuersätzen von 95 %  und deutlich höheren Vermögenssteuern wurde bis zum Jahr 1953 in Deutschland das Wirtschaftswunder finanziert (durch die CDU-Politiker Konrad Adenauer und Ludwig Erhard). Es war auch in Europa einmal möglich, die Interessen der Reichen und Vermögenden viel stärker zu begrenzen.

Erschreckend ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den südlichen Ländern und die Untätigkeit der Europäischen Union:

Sehr unsolidarisch entwickelt sich auch der innere Umgang mit Flüchtlingen. Die Hauptlast der Flüchtlingsströme tragen jene Staaten, die an den Außengrenzen der EU sind, v. a. Griechenland, Italien, Malta. (Dublin-III-Verordnung).

Auch nach außen hin nehmen wir besorgniserregende Entwicklungen wahr:
Seit den 1990er Jahren werden die Außengrenzen der EU immer mehr abgeschottet; mit der Folge, dass Tausende Tote im Mittelmeer zu beklagen sind. Ist eine solche EU noch als Friedensprojekt zu bezeichnen? Der Papstbesuch in Lampedusa hat diese Problematik sehr deutlich gemacht.

Die Ukraine-Krise wurde u. a. dadurch ausgelöst, dass die EU die Regierung in Kiew vor die Alternative „Brüssel oder Moskau“ stellte. Die Nicht-Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens stand im November 2013 am Beginn der Krise in der Ukraine. In weiterer Folge hat die Europäische Union anstatt zu vermitteln und deeskalierend zu wirken, – in Abstimmung mit den USA – durch die einseitige Unterstützung der nicht verfassungsmäßig zustande gekommenen Übergangsregierung in Kiew sowie Sanktionen gegen Russland zu einer weiteren Verschärfung der Krise beigetragen.

Die Militarisierung der Europäischen Union nimmt bedrohliche Formen an: Der EU-Gipfel vom Dezember 2013 beschloss einstimmig, die Aufrüstung der EU weiter voranzutreiben, um die „Krisenreaktionsfähigkeit“ und den Weltmachtanspruch zu unterstreichen.

Die hier aufgezeigten Fehlentwicklungen der EU sind besorgniserregend, sollten aber nicht zur Schlussfolgerung führen, dass die Zukunft Europas in einer Re-Nationalisierung läge. Angesichts globaler Herausforderungen – vom Klima- und Umweltschutz über eine Regulierung der internationalen Finanzmärkte bis hin zur Bekämpfung der Armut und Arbeitslosigkeit – ist eine verstärkte Zusammenarbeit der EU-Staaten ein Gebot der Stunde. Pax Christi sieht in der Wahl zum EU-Parlament eine Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger, sich für eine Kursänderung der Europäischen Union auszusprechen. Die Parteien und KandidatInnen sind kritisch zu prüfen, inwieweit sie für notwendige Kursänderungen in der EU einzutreten, in Richtung Demokratisierung, Solidarität und Frieden.

 

 

Gedanken zum Krieg – anlässlich des Karfreitags und Osterfestes 2014

Um Nationalismus  zu retten umgibt man Idee und Krieg mit einer heidnischen Lüge: „Dulce et decorum est/ Pro patria mori.“ (Horaz)

Etliche Kriege wüten in diesen Tagen: allzu oft werden Nationalismen und Religionen vorgeschoben, um jeweils dem anderen den Krieg zu erklären: Eine Rückbesinnung auf den ersten Weltkrieg insbesondere auf Tirol, auf die Kriegsbegeisterung , welche von breitesten Sektoren der katholischen Kirche unterstützt wurde, kann uns heute nur mehr erschüttern. Im katholisch – konservativen und auch im deutschnationalem Lager wirkte der bekannte Religionslehrer Bruder Wilram (Anton Müller). Am 2.August 1914 hielt Bruder Wilram eine Rede zum Thema „Gut und Blut für unseren Kaiser!“ Im Widerspruch zu den immer stärkeren Nationalismen der Monarchie verkündigt Bruder Wilram, dass einzig allein der Kaiser die Ordnung garantieren könne. Dazu braucht es „pflichttreue Bürger, pflichttreue Beamte und pflichttreue Soldaten.“ und den Krieg: „Blut und Tränen sind ein starker Kitt“, oder Gedichtbände wie „Das blutige Jahr“ oder „Der heilige Kampf“ In den Gedichten nimmt die Verklärung des Heldentodes den breitesten Raum ein. Es sind Schlachtgebete. Die Feinde sind die anderen. Ob vor „Russen oder Serben, vor welchen Schuften und Schergen“ – das Feindbild ist austauschbar. Es geht immer darum, die Heimat und dessen Sitten zu behüten. Arthur von Wallpach, renommiertester Lyriker Jung Tirols, militanter Verfechter der deutschnationalen Fraktion verbündet sich: „so sind wir in den heiligen Kampf gezogen, mit gleicht Liebesglut fürs Vaterland, der Burschenschafter mit dem Theologen….Wir sind alle aus gleichem Blut geboren …dass Gott sie (die Banner) schmück mit frischem Siegerkranz. Drum lasst uns, Hand in Hand demütig beten.“

Die Rückbesinnung auf erschütternde Kriegsgedanken warnt uns vor jeder Wiederbelebung von Fundamentalismen. Nationen und Religionen, ob Juden, Christen oder auch Muslime, sie haben auch heute ihre Hassprediger: in der ehemaligen SU, in der EU, im Nahen Osten oder sonst wo. Die Irreleitung von „Märtyrern“, die Irreleitung von „Soldaten“, die Verherrlichung von Kriegshelden, egal auf welcher Seite sie Gewalt und Schrecken hinterließen, stellt jeden Krieg in Frage. Es gibt keinen gerechten Krieg. Pax Christi hält diese so genannte Lehre für obsolet.

In diesen Tagen erinnert uns der in Syrien durch 2 Kopfschüsse ermordete Priester P. Frans van der Lugt SJ, der bei den Seinen blieb an das wahre Martyrium, auch an Jesus Christus, der bei den Seinen blieb, keine Legionen herbeirief und gewaltfrei für die Seinen starb und auferstand.

Allen Mitarbeitern und Sympathisantinnen von Pax Christi eine gute Karwoche und ein frohes, befreiendes Osterfest.

(Zitate nach Holzner Johann „Die ungeborenen Enkel“ in Reimmichls Volkskalender 93.Jg) S93f),

Jussuf Windischer
Generalsekretär

Friedensweg in den Karnischen Alpen (Vorbereitung)

"Wege, die einst Fronten trennten, sollen uns heute verbinden"
Anlass: vor 100 Jahren begann der schreckliche 1. Weltkrieg

Pax Christi Österreich plant vom 14.Juli – 17.Juli 2014 mit Friedensbewegten aus Deutschland, Slowenien, Italien, Österreich und anderswo eine besondere Wanderung auf dem Friedensweg (vie della pace, poti miru). Jeweils am Morgen und am Abend gibt’s eine kurze Besinnung und eine kurze Reflexion.

Wir treffen uns am Montag den 14. Juli um 9.30 Uhr in Kötschach/Mauthen vor dem Bahnhof. Wer mit dem Zug kommt, hat es dann nicht weit, wer mit dem Auto kommt, kann dort gut parken. Wir fahren von dort auf den Plöckenpass (ca. 20 min) und besteigen den Kleinen Pal. Sepp Lederer (Obmann des ÖAV Obergailtal) hat sich dankenswerterweise bereit erklärt uns zu begleiten und zu führen. Der Aufstieg ist relativ steil aber kurz (ca. 1,5 h) Auf dem Pal gibt es ein sehr weitläufiges Freilichtmuseum, welches uns einen erschütternden Einblick in die Kriegsführungen des 1.Weltkrieges bietet. Nach Besichtigung und Gipfeljause (bei der Hütte) wandern wir hinunter zur Unteren Valentinhütte (ca. 2,5 h). Um 16.00 Uhr beginnt unser Seminar zum Thema „100 Jahre 1.Weltkrieg und jetzt?“ Richard Hussl (Büro PCÖ) wird das Seminar koordinieren. Sepp Lederer (ÖAV), Rudolf Jopp (PCSteiermark) werden ein Kurzreferat zum Thema halten.

Weitere Informationen im Anhang
Friedensweg Beschreibung

Pax Christi Österreich und die Krise in der Ukraine

Mit großem Bedauern verfolgt Pax Christi Österreich die Entwicklungen in
der Ukraine.

Die Proteste in der Ukraine nahmen bekanntlich ihren Anfang, weil die
legitime Regierung Janukowitsch das Assoziierungabkommen mit der EU nicht
unterschrieb, um die enge Zusammenarbeit mit Russland nicht zu gefährden.
Die Proteste begannen in der Westukraine, vor allem in Kiew, konzentriert
auf dem Maidan. Unter Vermittlung von drei EU-Außenministern (Deuschland,
Frankreich und Polen) unterzeichneten sowohl Janukowitsch als auch die
Opposition ein Abkommen, das u. a. eine Übergangsregierung der nationalen
Einheit, die Auflösung bewaffneter Milizen, eine Verfassungsänderung sowie
vorgezogene Präsidenten- und Parlamentswahlen vorsah. Unter dem Druck der
Protestaktionen stimmte das Parlament unter Missachtung dieses Abkommens
sowie der geltenden Verfassung für die Absetzung des Präsidenten und wählte
Alexander Tuchynow zum Interimspräsidenten. Die neue Übergangsregierung
wurde ohne Vertretung der russisch-sprachigen Bevölkerung nur aus Parteien
der bisherigen Opposition gebildet.

Der maßgebliche Einfluss von rechtsradikalen und nationalistischen
Gruppierungen, fast 100 Tote auf beiden Seiten, ermordet von Scharfschützen,
Hunderte von Verletzten, verschiedene neue Gesetze u.a. auch die dann wieder
zurückgenommene Abschaffung von Russisch als Amtssprache u.a.m steigerte die
Eskalation. Am 28.2.2014 appellierte der UN-Sicherheitsrat, die Einheit,
territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine und die Diversität der
ukrainischen Gesellschaft zu respektieren. Ohne Erfolg.

Die Lage der autonomen Republik (Provinz) Krim ist sehr komplex, aber die
wie auch immer begründete Konfliktbeteiligung der russischen Armee ist nicht
akzeptabel.

Das Misstrauen der russischen Regierung gegenüber NATO-Visionen der
ukrainischen Übergangsregierung, die Befürchtungen Russlands um die
russischsprachige Mehrheitsbevölkerung in der Krim und die Befürchtungen ,
vitale Interessen in der Krim (u. a. bezüglich der seit über 200 Jahren in
Sewastopol stationierten russischen Schwarzmeerflotte), welche historische
engste und gewachsene Verbindungen mit Russland hat, sind nachvollziehbar
und ernst zu nehmen. Sowohl die Sicherheitsinteressen Russlands als auch die
der Ukraine müssen berücksichtigt werden.

• Pax Christi fordert auf, von militärischen Gewaltlösungen abzusehen
und Gespräche zu führen. Dies betrifft die Beteiligten in der Ukraine, Russland, EU,USA u.a.m.)
• Pax Christi ersucht die österreichische Bundesregierung, die
neutrale Rolle, die Nichtangehörigkeit zu Militärbündnissen ernst zu nehmen
und auch diplomatisch einzubringen. Österreich muss sich einer EU Politik widersetzen, die an Muster des alten Ost-West-Konfliktes anknüpft. Österreich muss sich einer westlichen Politik widersetzen, die über gemeinsame Nato Übungen (EU – Ukraine) ein Drohpotential gegenüber Russland aufbaut.
• Pax Christi bittet vor allem die religiösen Menschen und
Verantwortungsträger, nicht die Waffen zu segnen, sondern als Mediatoren und
Brückenbauer aktiv zu werden.
• Wir ersuchen alles Menschen guten Willens, für den Frieden zu beten.
Lasset uns beten, auf dass die Weisheit, der Friede und die Gerechtigkeit
den Sieg davon trage.

Innsbruck, am 12.3.2014
J.Windischer
Generalsekretär

Relevanz des Arbeitsprogrammes der österreichischen Bundesregierung (2013 – 2018) für Pax Christi – Gedanken

Die neue Regierung möchte die Verantwortung Österreichs in der Welt wahrnehmen. So heißt es: „Österreich setzt sich aktiv für Menschenrechte, Frieden sowie soziale, wirtschaftliche und ökologische Sicherheit ein und beteiligt sich aktiv am Aufbau eines wirksamen multilateralen Systems mit den Vereinten Nationen als Zentrum, um damit die Schaffung einer geregelten und gerechten Weltordnung voranzubringen. Die Beteiligung an Friedenseinsätzen auf Basis der verfassungsrechtlich bestimmten Immerwährenden Neutralität ist ein zentrales Element der österreichischen Außen- und Sicherheitspolitik. Österreichs Position im globalen politischen und wirtschaftlichen Wettbewerb soll weiter gestärkt und die Beziehungen zu aufstrebenden Regionen vertieft werden.“(73)

Ein paar interessante Details:

Was Palästina/Israel betrifft:
Klar formuliert , was das Engagement im Nahen Osten betrifft: “Österreich wird sich weiterhin mit Nachdruck für eine Friedenslösung im Nahen Osten einsetzen. Unser Ziel ist eine »Zwei-Staaten-Lösung« mit einem Staat Israel in anerkannten und dauerhaft sicheren Grenzen sowie einem unabhängigen, demokratischen und lebensfähigen palästinensischen Staat.“ (74)

Was Abrüstung betrifft, werden im Programm Initiativen vorausgesagt:
„Setzung weiterer Initiativen zu Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nicht-Weiterverbreitung. Eintreten für eine nuklearwaffenfreie Welt und Ächtung der Atomwaffen, u.a. im Rahmen einer internationalen Konferenz in Wien 2014/15; Unterstützung für atomwaffenfreie Zonen im Nahen und Mittleren Osten und auch in Europa; Einrichtung eines Programms zur internationalen Unterstützung der Vernichtung von geächteten Kampfmitteln (Antipersonenminen, Streumunition, Klein-und Leichtwaffen, Chemiewaffen) und zur Opferrehabilitierung“(74)

Was den Einsatz für eine gerechtere Welt betrifft, heißte es sehr allgemein: “Die Bundesregierung wird ihre Bemühungen um den Dialog der Kulturen und Religionen aktiv weiter verfolgen. Für eine gerechte und faire Welt eintreten“ (74)

Die Regierung möchte auch die internationale Solidarität stärken. Das Ziel lautet: „Entwicklungszusammenarbeit als staatliche Gesamtverantwortung stärken“. Als Herausforderung betitelt: „Ein zentraler Auftrag der österreichischen Außenpolitik liegt in der Verpflichtung gegenüber den Menschen in den ärmsten und am meisten benachteiligten Regionen und Ländern dieser Welt. Entwicklungspolitik stellt dabei eine solidarische Leistung innerhalb.“ Und wieder heißt es: „Entwicklungszusammenarbeit (EZA) als kohärente Gesamtverantwortung wahrnehmen: Entwicklung und gesetzliche Verankerung eines Stufenplans zur Erhöhung der EZA-Mittel bis zur Erreichung des 0,7%-Ziels.“ (75)

Einiges klingt gut. Das meiste klingt bekannt und ist sehr allgemein gehalten. Welche Maßnahmen dann umgesetzt werden, wird Pax Christi mit Interesse verfolgen.

Pax Christi International unterstützt eine gerechte Lösung für den Krieg in Syrien

In Antwort auf die fortlaufende Gewalt in Syrien und das große Leiden des syrischen Volkes appelliert Pax Christi International für einen vollen humanitären Zugang zum Land und plädiert für eine starke internationale Unterstützung für die Verhandlungen von Genf 2, die sich auf einen Rahmen gründen, der Gerechtigkeit sicher stellt. Pax Christi ruft seine Mitgliedsorganisationen und alle Menschen guten Willens dazu auf:

  • diese Stellungnahme  (siehe Anhang)  an ihre eigenen nationalen Autoritäten und Botschafter der Länder, die in den syrischen Konflikt einbezogen sind, weiterzugeben und sie zu drängen, die Gespräche Genf 2 aktiv zu unterstützen;
     
  • die Bemühungen der Caritas Internationalis, des Flüchtlingsdienstes der Jesuiten und
    anderer humanitärer Organisationen zu unterstützen, um dringende Erleichterungen für das syrische Volk zu bewerkstelligen.

     
  • öffentlich zugängliche Gebetsgottesdienste für Frieden in Syrien zu initiieren und Solidarität für das Volk von Syrien auszudrücken. Der vor uns liegende Welttag für Frieden am 1. Jänner 2014  kann ein Moment sein für weitere Reflektion und Gebete für Frieden in Syrien.

Unterstützung zur Lösung des Bürgerkriegs in Syrien, 26.11.13

Iran-Syrien – Israel/Palästina: Hintergrundinformationen

Die nächsten Tage und Wochen sind sowohl im Hinblick auf eine Einigung im iranischen Atomstreit wie auch im Hinblick auf einen möglichen
Waffenstillstand und ein Ende des Blutvergießens in Syrien von
großer Bedeutung.
Gelingt es der internationalen Diplomatie nicht, bis Ende des Jahres
2013 oder spätestens Anfang des Jahres 2014 in beiden Konfliktfeldern
eine Einigung zu erzielen, wird sich vermutlich so schnell kein neues
günstiges Zeitfenster mehr für eine Lösung öffnen.
Im Frühjahr 2014 beginnt in den USA der Wahlkampf für die
US-Zwischenwahlen, die sich ungünstig auf mögliche Zugeständnisse
des US-Präsidenten Barack Obama in beiden Konflikten – Iran und
Syrien – auswirken werden.
Auch der Fortgang des israelisch-palästinensischen Konfliktes hängt
eng mit einer Deeskalation im iranischen Atomstreit sowie einem Ende der Gewalt in Syrien zusammen.
 

Autor: Clemens Ronnefeldt,
Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen
Versöhnungsbundes

 

 

 

 

Gedenken 75 Jahre November Pogrom

Um den 9. November 1938 wurde in ganz Deutschland ein gegen die jüdische Bevölkerung gerichteter und von langer Hand geplanter Pogrom in Gang gesetzt. In Wien wurden im Verlauf des Pogroms 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden, so sie nicht bereits in den Monaten vorher arisiert worden waren, geplündert und beschlagnahmt. Insgesamt 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon in das KZ Dachau. Auch in den Bundesländern wurden Synagogen und Gebetshäuser zerstört sowie Geschäfte und Wohnungen der noch nicht vertriebenen Juden geplündert und beschlagnahmt……
An diesen Tagen gibt es besondere Veranstaltungen in ganz Österreich. Im Gedenken und in der Trauer ist Pax Christi dabei.

Veranstaltungen:

Steyer 7. Nov 17.00 Gedenkfeier am Jüdischen Friedhof Steyr

Bregenz 8. Nov.19.30 „Dass wir in Bregenz waren, darüber haben wir geschwiegen…“
(Theater Kosmos – Mariahilferstr.29)

Wien 9. Nov.17.00 Mechaje hametim – Der die Toten auferweckt,
ökumenischer Gedenkgottesdien
(Ruprechtskirche Judengasse)

Innsbruck 9. Nov 17.30 Gedenken am jüischen Freidhof und Schweigemarsch zum
Landhausplatz, Kadish

(Städt. Westfriedhof Egger Lienzstr.)

Salzburg 9. Nov. 17.30 Erinnerung die bewegt
(Linzergasse 5)

Klagenfurt 9. Nov. 16.00 Mahnwache wider das Vergessen
(Alter Platz )

Graz 9. Nov. 19.00 75 Jahre Reichsprogromnacht in Graz
(David Herzogplatz 1)

Lustenau 9. Nov. 20.00 Gedenkstättenenthüllung : Opfer von Gewalt und Diktatur
(vor dem Rathahaus)

Eisenstadt 10. Nov 18.00 Lesung: Ihr sollt die Warhheit erben Anita Lasker- Wallfisch
( jüd. Museum Unterbergstr.6)

„Wir dürfen jedoch nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern müssen für unsere Gegenwart und Zukunft aus der Geschichte lernen. Auch heut gilt es, stets wachsam zu sein und das Überschreiten moralischer Grenzen genau zu beobachten. Wir alle sind immer wieder gefordert, antisemitische und rassistische Äußerungen und Handlungen zu erkennen und mit gebotener Eindeutigkeit zu verurteilen.“ Mag.a Barbra Prammer, Präsidentin des Nationalrats

Die Veranstaltungen sind online abrufbar unter:
www.parlament.gv.at/gedenken_novemberpogrome

Autor: Jussuf Windischer

Lampedusa – Ein Kommentar von Adalbert Krims (Vorstandsmitglied von Pax Christi Österreich)

FÜR EINE SOLIDARISCHE FLÜCHTLINGSPOLITIK IN EUROPA

Die Flüchtlingstragödie vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa, von Papst Franziskus als „Schande“ bezeichnet, hat in ganz Europa Betroffenheit ausgelöst. Die Antwort der Europäischen Union kann und darf nun nicht darin bestehen, den „Schutz“ der EU-Außengrenzen weiter zu „verbessern“. Denn abgesehen davon, dass Stacheldrahtzäune und Küstenwachen verzweifelte Menschen nicht von ihrer Flucht abhalten können, ist eine solche Politik zutiefst unmenschlich und eines zivilisierten Europas unwürdig. Längerfristig muss es darum gehen, die Fluchtursachen – also vor allem Kriege, Hunger und Armut – zu bekämpfen. Dazu wäre u. a. eine massive Erhöhung der Entwicklungszusammenarbeit der EU und ihrer Mitgliedsländer erforderlich. Leider sehen wir – auch in Österreich – die gegenteilige Tendenz: die ohnehin bescheidenen EZA-Mittel werden weiter gekürzt.

Die Tragödie von Lampedusa – aber auch das tägliche Drama der Syrien-Flüchtlinge – erfordert jedoch darüber hinaus Sofortmaßnahmen. Es darf nicht sein, dass die Erstaufnahmeländer alleine gelassen werden, sondern es muss internationale, vor allem europäische Solidarität zur Bewältigung der Flüchtlingskrisen geben. Dazu gehört die Unterstützung der Erstaufnahmeländer ebenso wie eine solidarische Verteilung der Flüchtlinge auf alle Länder der Europäischen Union. Die Staaten an den EU-Außengrenzen, die die ersten Ziele der Flüchtlingsströme aus Afrika und dem Mittleren Osten sind, gehören ohnehin zu den ökonomisch schwächeren und besonders von der Krise geschüttelten Ländern, weshalb sie in besonderem Maße auf die Solidarität der gesamten EU und insbesondere der reicheren Staaten, zu denen auch Österreich gehört, angewiesen sind.

Autor: Adalbert Krims

Reuven Moskowitz – ein Friedenabenteurer und Zeitzeuge aus Israel

Auf Einladung des Evangelischen Bildungswerkes, Pax Christi Oberösterreich, der Friedensinitiative der Stadt Linz und der Solidarwerkstatt, sprach der 85-jährige jüdische Israeli Reuven Moskowitz am 10. September in Linz über sein Verhältnis zu Israel. Moskowitz, der aus dem nordrumänischen Schtedtl Frumusica stammt und sehr gut Deutsch spricht, lebt seit vielen Jahren in Israel. Er hat dort einen Kibbutz und damit auch Israel mitaufgebaut. Er sagt: „Ich liebe Israel“.

Als Resume über sein Leben fällt beim Vortrag aber der Satz „Mein Herz ist gebrochen. Mir tut es weh, wie man dieses Land kaputt macht. Man macht immer wieder Freunde zu Feinden.“ Er kann die Schikanen und die Vertreibung der PalästinenserInnen nicht verstehen. Sie seien genauso Kinder Abrahams und verweist auf Ismael dessen erstes Kind, der als Stammvater der Araber gilt.

Moskowitz versteht sich als Vertreter eines aufgeklärten Judentums, das er vor dem Krieg erlebt hat, und sieht diese Einstellung im Gegensatz zu einem religiös-fundamentalistischen Judentum. Er sagt, wir sind als Volk beauftragt, aber nicht exklusiv das auserwählte Volk. Israel erlebt er heute als rassistisch und ohne Mitgefühl. Dabei verweist er auf einen der Gründer Israels, David Ben Gurion, der schon gesagt haben soll „Was anderen Menschen passiert, interessiert uns nicht“.

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