Die Friedensbewegung trauert um Werner Ertel

Werner Ertel, langjähriger Journalist beim ORF, und Mitorganisator der Friedensradfahrt von Wien nach Jerusalem ist am Mittwoch den 07.07.2011 im Alter von 69 Jahren völlig unerwartet verstorben. In den vergangenen zwei Jahren ergab sich zwischen Pax Christi und dem in Friedensthemen und Menschenrechtsfragen interessierten und engagierten Niederösterreicher ein positiver Austausch. Der Vorstand und die Mitglieder von Pax Christi Österreich drücken den Angehörigen und Freunden Werner Ertels ihr Mitgefühl und Beileid aus.

Lesen Sie hier den Nachruf von Michael Weiß (religion.orf.atf)

ORF-Journalist Werner Ertel unerwartet gestorben
Völlig unerwartet ist der langjährige ORF-Journalist Werner Ertel am Mittwoch an einem Lungeninfarkt gestorben. Er war 69 Jahre alt.

Werner Ertel, der noch vor zwei Jahren mit dem Rad – im Rahmen einer von ihm mitorganisierten „Friedensradwallfahrt“ – knapp 4.000 Kilometer von Wien nach Jerusalem gefahren ist, erlitt am Mittwoch nach einer Radtour von Melk nach Willersdorf einen Lungeninfarkt. Die Rettungskräfte, die sofort gerufen wurden, konnten nichts mehr für ihn tun. Er starb in den Armen eines Freundes. Werner Ertel war 69 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und eine erwachsene Tochter.

Viele Jahre lang hat Ertel Beiträge für die Sendungen der ORF-Abteilung Religion, für „Thema“ und für den „Report“ gestaltet, in den vergangenen Jahren meist als Redakteur und Kameramann in einer Person. Seine Themen waren die Reformbewegungen in der katholischen Kirche, Asylwerber und sozial Benachteiligte. „Werner Ertel war ein Journalist mit Leidenschaft und Mission. Ihm ging es nicht nur darum, zu berichten. Er wollte immer auch verändern – die Welt ein Stück besser machen. Wir trauern um einen treuen Freund“, sagt der „Orientierung“-Sendungsverantwortliche Norbert Steidl über den langjährigen Mitarbeiter.
Asylwerber, Kirchenreform

Immer wieder hat Werner Ertel sich in seiner journalistischen Arbeit mit Themen auseinandergesetzt, die ihm auch ein persönliches Anliegen waren. Die oftmals schwierige Situation von Asylwerbern in Österreich war eines dieser Themen. Im Jänner 2009 war Ertel mit der Kamera dabei, als die vier Geschwister von Arigona Zogaj nach ihrer Abschiebung illegal nach Österreich einreisten und die Familie erstmals seit 2007 wieder vereint war.

Auch für die Reformanliegen innerhalb der katholischen Kirche hatte Ertel stets ein offenes Ohr. 2002 berichtete er für „Thema“ über die umstrittene Weihe von mehreren Österreicherinnen und Deutschen zu „katholischen Priesterinnen“. Später schrieb er zusammen mit einer von ihnen, der Deutschen Gisela Forster, das Buch „Wir sind Priesterinnen“. Auch für das amtskirchenkritische Magazin „Kirche In“ verfasste Ertel regelmäßig Beiträge.
„Franziskusgemeinschaft“ mitgegründet

1981 war Werner Ertel eines der Gründungsmitglieder der „Franziskusgemeinschaft Pinkafeld“, in der er danach auch einige Jahre seines Lebens verbrachte. Die Franziskusgemeinschaft sieht sich als eine „Lebens-, Gebets-, Güter- und Arbeitsgemeinschaft“, die „Verherrlichung Gottes und Dienst am Nächsten“ als ihre Hauptziele sieht. Später bewohnte Ertel einen Bauernhof nahe Melk. Naturverbundenheit und ökologische Nachhaltigkeit waren ebenfalls große Anliegen, die ihn bis zu seinem Lebensende begleiteten. Beispielsweise fungierte er als Moderator eines Arbeitskreises unter dem Titel „Kirche und Sonnenenergie“. „Ich möchte dafür eintreten, dass jede Pfarre in Österreich eine Solarstrom-Tankstelle wird“, schrieb er erst vergangene Woche an die Orientierung-Redaktion. Schon vor Jahren hatte er beschlossen, ohne Auto auskommen zu wollen.
„Friedensradwallfahrten“

Dass eines seiner letzten großen Projekte eine große „Friedensradwallfahrt“ von Wien nach Jerusalem war, passt also durchaus ins Gesamtbild seines Lebens. Zusammen mit 20 christlich motivierten Mitstreitern absolvierte er die 3.712 Kilometer weite Fahrt von 13. April bis 20. Mai 2009. In Belgrad hatte die Gruppe an den orthodoxen Osterfeiern teilgenommen, in Istanbul wurden die Radler vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. empfangen und in Jerusalem und Bethlehem standen zahlreiche Begegnungen mit jüdischen und palästinensischen Friedens- und Menschenrechtsgruppen auf dem Programm. An der Planung zweier weiterer „Friedensradwallfahrten“ – von Wien nach Sarajewo im Herbst 2011 und von Brüssel nach Jerusalem 2012 – war Ertel bis zu seinem Tod entscheidend beteiligt.


Quelle: Michael Weiß, religion.ORF.at (http://religion.orf.at/projekt03/news/1107/ne110707_ertel_fr.htm)