Volksbefragung Bundesheer/Berufsheer: Mein Argument – Meine Stimme

Sicherheit!?

Sicherheit ist wichtig. Sie muss aber im Dienst unserer Freiheit stehen, sonst wird sie totalitär. Für den Konfliktfall haben wir Sicherungs- und Schlichtungsstellen organisiert, angefangen von familiären Schlichtungsstellen bis hin zu Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz. Dies zeugt von Flexibilität und Einfallsreichtum. Ist es aber einfallsreich, wenn wir uns bei kriegerischen Konflikten fast nur auf militärische Systeme verlassen? Ganz sicher nicht. Denn auch hier gilt es angesichts der Vielfalt der Konfliktmöglichkeiten möglichst differenziert zu reagieren und vor allem differenziert vorzusorgen. Gegenüber Cyberkriminalität ist anders vorzugehen als gegenüber militärischer Aggression.

Angesichts der Energie-, Klima-, Hunger- und Finanzkrise benötigen wir andere Strategien als militärische.
Militärische Verteidigung ist vermutlich in manchen Fällen unverzichtbar. Aber häufig ist sie ein inadäquates Mittel, das nicht zum Ziel der Konfliktlösung führt. Die aktuelle sicherheitspolitische Debatte – allgemeine Wehrpflicht oder Berufsheer – ist eine eindimensionale Antwort auf die Vielfalt möglicher Bedrohungen. Es ist verräterisch, wenn das Bundesheer seine Sinnhaftigkeit mit dem Katastrophenschutz zu begründen sucht, den andere Organisationen gleich gut oder gar noch besser abdecken können. Tatsächlich wird von der Friedensforschung und unterschiedlichen Gruppierungen der Zivilgesellschaft seit Jahrzehnten an alternativen Lösungsansätzen gearbeitet. Die Masse der Menschen und die herrschende Politik nimmt davon kaum Notiz. Aber genau diese Angebote alternativer Sicherheitskonzepte gilt es gegenüber der monomanen militärischen Verteidigungsstrategie aufzuwerten und auszubauen.

Im Rahmen eines Sozialdienstes sollten jungen Menschen – Frauen wie Männer – in diese „umfassenden“ Möglichkeiten der Konfliktprävention und Verteidigung eingeführt und – je nach Neigung – auch eingeschult werden. Immer im Blick auf mögliche nationale und internationale Herausforderungen könnten neben Vorträgen und Übungen der militärischen Verteidigung auch prinzipiell gewaltverzichtende Befriedungsstrategien eingeübt werden. In einer Grundausbildungszeit würde man also nicht nur von Militärs eingeschult, sondern in gleicher Weise auch von Trägern österreichischer und internationaler Friedensdienste (Versöhnungsbund, Österreichischen Auslandsdienst/ÖAD etc.).
Wenn ich also wählen muss, dann weder die allgemeine Wehrpflicht noch ein Berufsheer. Stattdessen unterschreibe ich die parlamentarische Bürgerinitiative von Amnesty International, die in einem 10-Punkte-Programm eine umfassende und aktive Friedenspolitik anstrebt.

Dr. Alois Wolkinger, Steiermark, Mitglied von Pax Christi