Die Friedensbotschaft von Papst Franziskus für den Weltfriedenstag wurde am Donnerstag veröffentlicht. Für Papst Franziskus spielt vor allem die Brüderlichkeit – als Fundament und Weg des Friedens- eine große Rolle.
Aus seiner Rede:
"Das vorausgeschickt, ist es leicht zu verstehen, dass die Brüderlichkeit das Fundament und der Weg des Friedens ist. Die Sozialenzykliken meiner Vorgänger bieten in diesem Sinn eine wertvolle Hilfe. Es wäre ausreichend, auf die Definitionen des Friedens in der Enzyklika Populorum progressio von Papst Paul VI. oder in der Enzyklika Sollicitudo rei socialis von Papst Johannes Paul II. zurückzugreifen. Aus der ersten entnehmen wir, dass die ganzheitliche Entwicklung der Völker der neue Name für den Frieden ist, und aus der zweiten, dass der Friede ein opus solidaritatis ist.
Papst Paul VI. bekräftigt, dass nicht nur die einzelnen Menschen, sondern auch die Nationen einander in einem Geist der Brüderlichkeit begegnen müssen. Und er erklärt: »In diesem gegenseitigen Verstehen und in dieser Freundschaft, in dieser heiligen Gemeinschaft müssen wir zusammenarbeiten, um die gemeinsame Zukunft der Menschheit aufzubauen.« Diese Aufgabe betrifft an erster Stelle die am meisten Bevorzugten. Ihre Pflicht ist in der menschlichen und übernatürlichen Brüderlichkeit verankert und erscheint unter dreifachem Aspekt: die Aufgabe der Solidarität, die verlangt, dass die reichen Nationen den weniger fortgeschrittenen helfen; die Aufgabe der sozialen Gerechtigkeit, die eine Neuordnung der gestörten Beziehungen zwischen starken und schwachen Völkern unter korrekteren Bedingungen verlangt; die Aufgabe der allumfassenden Nächstenliebe, die die Förderung einer menschlicheren Welt für alle einschließt, einer Welt, in der alle etwas zu geben und etwas zu empfangen haben, ohne dass der Fortschritt der einen ein Hindernis für die Entwicklung der anderen darstellt.
Wenn man den Frieden als opus solidaritatis betrachtet, ist es zugleich unmöglich, in der brüderlichen Gemeinschaft nicht sein wesentliches Fundament zu sehen. Der Friede, sagt Johannes Paul II., ist ein unteilbares Gut. Entweder ist er das Gut aller oder von niemandem. Er kann als bessere Lebensqualität und als menschlichere und nachhaltigere Entwicklung nur dann wirklich errungen und genossen werden, wenn in allen die »feste und beständige Entschlossenheit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen« erweckt wird. Das schließt ein, sich nicht von der »Gier nach Profit« und vom »Durst nach Macht« leiten zu lassen. Es bedarf der Bereitschaft, sich »für den anderen zu „verlieren“, anstatt ihn auszubeuten, und ihm zu „dienen“, anstatt ihn um eines Vorteils willen zu unterdrücken […] den „anderen“ – Person, Volk oder Nation – nicht als irgendein Mittel zu sehen, dessen Arbeitsfähigkeit und Körperkraft man zu niedrigen Kosten ausbeutet und den man, wenn er nicht mehr dient, zurücklässt, sondern als ein uns „gleiches“ Wesen, eine „Hilfe“ für uns.«
Die christliche Solidarität setzt voraus, dass der Nächste geliebt wird nicht nur als »ein menschliches Wesen mit seinen Rechten und seiner grundlegenden Gleichheit mit allen, sondern [als] das lebendige Abbild Gottes, des Vaters, erlöst durch das Blut Jesu Christi und unter das ständige Wirken des Heiligen Geistes gestellt«, als ein anderer Bruder. Und Papst Johannes Paul II. fährt fort: »Das Bewusstsein von der gemeinsamen Vaterschaft Gottes, von der Brüderlichkeit aller Menschen in Christus, der „Söhne im Sohn“, von der Gegenwart und dem lebenschaffenden Wirken des Heiligen Geistes wird dann unserem Blick auf die Welt gleichsam einen neuen Maßstab zu ihrer Interpretation verleihen«, um ihn zu verwandeln.
Im Anhang die Rede von Papst Franziskus im Volltext:
Friedensbotschaft des Papstes Volltext
Quelle: Radio Vatikan