„Rekordbeteiligung beim Ostermarsch am Bodensee: Gegen Waffenexporte und Krieg“

Friedenspreisträger Zumach prangert beim "Internationalem Bodensee-Friedensweg" den "Krieg gegen Terror" und Geschäfte mit Kriegsmaterial an: "Die Waffenexporte rächen sich jetzt bitter." Versöhnungsbundspräsidentin Lovrekovic fordert Verbot von Kampfdrohnen: "Den Politikern die Waffen aus den Händen nehmen". Mehr als 600 Friedensaktivisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sorgen für Teilnehmerrekord beim siebten "Internationalen Bodensee-Friedensweg".

Bregenz. – Der Göttinger Friedenspreisträger Andreas Zumach hat den von den USA ausgerufenen "Krieg gegen den Terror" für "völlig gescheitert" erklärt. Auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" lasse sich auf diese Weise nicht bekämpfen, sagte der Publizist und Menschenrechtsaktivist am Montag bei der Abschlusskundgebung des siebten "Internationalen Bodensee-Friedenswegs" mit einer Rekordbeteiligung von mehr als 600 Teilnehmern in Bregenz. Es seien vor allem tausende unschuldige Menschen umgekommen, zugleich sei "neuer Hass" gesät worden, sagte Zumach.

Der islamistische Terror lasse sich nur mit wirtschaftlichen, entwicklungspolitischen und sozialen Maßnahmen überwinden, die die Herkunftsländer der Terroristen stabilisierten, unterstrich Zumach. Die Menschen, die dort oft in prekären Verhältnissen lebten, bräuchten vor allem eine positive Lebensperspektive, dann werde für sie auch der Dschihad an Attraktivität verlieren, sagte er bei der Kundgebung.

Andreas Zumach bei der Kundgebung.​ © Wolfgang Frey

"Waffenexporte rächen sich jetzt bitter"

Unter den Ostermarschierern aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland waren Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen, unter ihnen auch zahlreiche Familien mit Kindern. Auf Transparenten forderten sie "Schwerter zu Pflugscharen", "Keine Panzer für die Saudis", "Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten" und "Keine Waffen vom Bodensee".

Zumach übte bei der Abschlusskundgebung harsche Kritik an den Waffenexporten in Krisenregionen. "Statt dort demokratische Kräfte zu unterstützen haben wir Diktaturen unterstützt und die Konflikte damit aufgeheizt", sagte Zumach. "Das rächt sich jetzt bitter, gerade im Nahen Osten und in Nordafrika, heute erleben wir, dass diese Waffen benutzt werden." Zumach verwies darauf, dass rund um den Bodensee 27 Unternehmen mit Rüstungsgütern ihr Geld verdienten.

"Politikern die Waffen aus den Händen nehmen"

Die Präsidentin des Internationalen Versöhnungsbunds, Davorka Lovrekovic, rief bei der Kundgebung dazu auf, den "Waffen vom Bodensee" wie Flugzeugmotoren, Lenkwaffen und Drohnen die Alternative "Friedensregion Bodensee" entgegenzustellen. Im Fall der unbemannten Kampfdrohnen forderte Lovrekovic eine internationale Ächtung. Diese Waffen richteten nicht nur einen "ungeheuren Schaden" an, sie trügen letztlich auch zur Destabilisierung internationaler Beziehungen bei.

Drohnen müssten genauso verboten werden wie bereits biologische und chemischen Waffen oder Landminen, sagte Lovrekovic. "Dies sind konkrete Schritte auf dem Weg zur Ächtung des Krieges: den Politikern und Militärs die Waffen aus den Händen zu nehmen." Die bereits erkämpften Verbote ganzer Waffengattungen zeigten, dass sich der Einsatz lohne und dass die Friedensbewegung mit ihren Forderungen "in der Mitte der Gesellschaft" stehe.


© Wolfgang Frey

"Eine andere Welt ist möglich"

Dass diese und andere Forderungen der Friedensbewegung immer mehr Menschen erreicht, beobachtet auch der Organisator des Ostermarschs, Arne Engeli aus Rorschach. Den Grund dafür sieht er nicht zuletzt an der "zunehmend unsicheren Weltlage". Der zumindest medial allgegenwärtige Krieg, die Massaker, der Hunger auf der Welt und der Raubbau an der Natur schreckten die Menschen auf, sagte Engeli mit Blick auf die Rekordbeteiligung am diesjährigen Friedensweg: "Die Menschen sagen: So kann es nicht mehr weitergehen, wir müssen etwas tun, denn eine andere Welt ist möglich."

Zum weiteren Programm des Ostermarsches in Bregenz zählten neben einem interreligiösen Gebet Musikaufführungen mit Asylsuchenden, Aktionen zum Fairen Handel, gegen die europäische Flüchtlingspolitik und Plädoyers für frei zugängliches Saatgut.

Zu dem inzwischen siebten "Internationalen Bodensee-Friedensweg" unter dem Motto "Krieg ächten – Frieden schaffen" hatten mehr als 60 kirchliche, soziale, gewerkschaftliche und friedenspolitischen Organisationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland aufgerufen, darunter Amnesty International, der Internationale Versöhnungsbund, der Schweizerische Friedensrat und Pax Christi. 

Wolfgang Frey