In einer öffentlichen Stellungnahme kritisieren 49 namhafte Katholiken aus ganz Österreich „kurzfristige nationale Interessen“ in der Flüchtlingspolitik und fordern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Flüchtlingen und Asylwerbenden.
Öffentliche Stellungnahme
1.
Beim Umgang mit den gegenwärtigen Fluchtmigrationen gibt es unterschiedliche, widerstreitende Ansätze und Positionen. Eines muss aber außer Streit und im Vordergrund stehen: der Schutz von Menschen in Not, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung auf der Flucht sind. Dieses ethische Prinzip bildet ein Kernelement des Christentums, der Humanität und der modernen Menschenrechtskultur. Es greift schon lange vor dem Bereich der völkerrechtlichen Verpflichtungen, die sich aus der Genfer Flüchtlingskonvention ergeben.
2.
Alle politischen Anstrengungen sollten jetzt darauf gerichtet sein, einen gemeinsamen, europäischen Weg bei der Bewältigung der humanitären Herausforderung durch die Fluchtbewegungen zu finden. Eine weitblickende Politik muss bei gemeinsamen Lösungen der Europäischen Union ansetzen, nicht zuletzt was die Fluchtursachen und die Lage der Flüchtlinge in den Nachbarländern der
Bürgerkriegsgebiete betrifft. Eine Politik kurzfristiger, nationaler Interessen und einseitiger Maßnahmen, die eine Schwächung der EU und eine Destabilisierung anderer Mitgliedsländer riskiert, ist nicht zukunftsfähig.
3.
Nur ein sachbezogener, verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Flucht und Asyl entspricht europäischen Werten. Im Gegensatz dazu sehen wir Akteure, die fremdenfeindliche Ressentiments schüren, missgünstige Gerüchte über Flüchtlinge verbreiten und offen gegen AsylbewerberInnen und ihre Unterbringung in Österreich auftreten – nicht zuletzt um davon im politischen Wettbewerb zu profitieren. Eine solche kalkulierte Politik der Angst und der Inhumanität lehnen wir mit aller Entschiedenheit ab.
8. März 2016