Nachlese zum Vortrag von Johannes Zang „Gaza – so nah, so fern“

Nachlese: Artikel von Markus Pühringer und Gerhilde Merz zu Johannes Zang, Vortrag am 7.5.14

Ein Streifen am Mittelmeer, nicht größer als das Stadtgebiet von Wien, an manchen Stellen nur acht Kilometer breit. 1,8 Millionen Menschen leben in diesem Gebiet, weitgehend abgeschnitten von der restlichen Welt.

Der deutsche Journalist und Reiseführer in Palästina/Israel, Johannes Zang,  stellt sein neues Buch „Gaza – So nahe, so fern“  vor und erzählt mit Bildern noch viel mehr von seinen acht Reisen nach Gaza, die nicht immer ohne Zwischenfall abgegangen sind: So wurde ihm am Grenzübertritt ein Säckchen Erdbeeren, ein Geschenk von Gazaer Freunden, von israelischen Soldaten abgenommen: sie könnten mit Drogen oder Sprengstoff kontaminiert sein? Da ist es besser, sie zu stehlen!

Ein Besuch in Gaza ist kein Spaziergang: Zang zeigt Schutthaufen – früher der Palast der Gewerkschaft, das palästinensische Planungsministerium, Schulen, Krankenhäuser, Klärwerke und  das einzige Umspannwerk. Die Gebäude können nicht wiederaufgebaut werden, denn Israel verhindert die Einfuhr von ausreichend Baumaterialien. Dafür suchen Kinder in den Schutthaufen nach Metallteilen – vielleicht die einzige Möglichkeit, für die Familie etwas Geld durch deren Verkauf zu verdienen. Denn: die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 33 %. Eine Frau zapft Wasser an einer intakten Wasserleitung – ob allerdings das Wasser trinkbar ist, kann bezweifelt werden. 90 % des Wassers sind es nicht, Abwässer können (siehe oben) nicht geklärt werden!

Früher, erzählt Zang, waren die Stromabschaltungen wenigstens geregelt, jetzt kann man jederzeit ohne Strom bleiben – und ohne vorsorglich eingeschmuggelte Aggregate könnten nicht einmal Krankenhäuser  versorgt werden. Vier Stunden Strom täglich ist ein guter Schnitt. Die von Israel ausgestellten Rechnungen allerdings würden viel höhere Lieferungen vermuten lassen!  

Die israelische Regierung hat den Warenverkehr von und nach Gaza weitgehend unterbunden: Wurden 2007 noch ca. 5.000 LKW-Ladungen im Jahr exportiert, so waren es im Jahr 2013 nur noch 181. Fischfang früher für Verbrauch und Export ganz wichtig, spielt kaum mehr eine Rolle; Von den 20 Seemeilen palästinensischem Hoheitsgebiet vor dem Gazastreifen können die Fischer nur 3 Seemeilen befahren – und sind nicht gefeit davor, von der israelischen Marine belästigt zu werden.  Die Folge dieser und anderer gezielter Erwerbseinschränkungen  ist eine desaströse Wirtschaftssituation mit hoher Arbeitslosigkeit. Folglich sehen die Menschen in Gaza – nach einer Umfrage der Ebert-Stiftung – auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als das vordringlichste Thema (wichtiger als die Lösung des Konflikts mit Israel).

Die weitere Entwicklung in Gaza scheint ziemlich aussichtslos. Positiv wertet Zang die Einigung von Hamas und Fatah; das könnte den weiteren Friedensprozess beleben. Was die Staatlichkeit Palästinas angeht, so mehren sich kritische Stimmen in der Friedensbewegung, ob die Zwei-Staaten-Lösung wirklich die Lösung bringen könnte (vor allem angesichts der zerstückelten Lage im Westjordanland); die Alternative dazu wäre eine Ein-Staat-Lösung, also ein gemeinsamer Staat von Israel und Palästina. Aber damit gäbe es aufgrund der demografischen Verhältnisse  keinen „jüdischen“ Staat mehr!

AutorIn:Markus Pühringer und Gerhilde Merz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Presseaussendung zur Situation im Osten und Süden der Ukraine

Ukraine – Europa kann nur verlieren wenn der Weg der politisch-militärischen und wirtschaftlichen Konfrontation gegangen wird

Die Situation im Osten und Süden der Ukraine hat sich in den letzten Wochen immer mehr verschärft. Wenn die Regierung in Kiew dies auf ausländische Einmischung durch Russland zurückführt, so lenkt sie damit von eigenen politischen Fehlern in Bezug auf eine nationale Versöhnung ab. Neben der Verschlechterung der ökonomischen und sozialen Lage der Menschen sind die Unruhen nämlich auch auf das Versagen der Zentralregierung zurückzuführen, den Menschen im Osten des Landes Gleichberechtigung und volle Teilhabe in einem vereinten ukrainischen Staat zuzugestehen. Die militärischen Reaktionen der ukrainischen Übergangsregierung sind unserer Beobachtung nach nicht auf nationale Verständigung, sondern auf Konfrontation angelegt und stellen eine große Gefahr dar!

'Separatistische Provokationen' in der Ostukraine – von wem auch immer – können nicht durch Militäreinsatz bekämpft werden. Der sogenannte „Anti-Terror-Einsatz' kann nur als bewusste Eskalationen des Konflikts betrachtet werden. (In diesem Zusammenhang erscheint eine Beobachternission im Rahmen der OSZE als sinnvoll.) Man muss verstehen, dass die  angedrohte Abschaffung des Russischen als Amtsprache – als einer der ersten Akte der Übergangsregierung – in den Ostgebieten der Ukraine sowie die Bildung einer Regierung ohne Einbeziehung russisch-sprachiger Minister ein nachhaltiges Misstrauen  gegenüber den neuen Machthabern in Kiew aufgebaut hat. Hier hilft nur ein nationaler Dialog!

Die einseitige Unterstützung der ukrainischen Übergangsregierung durch westeuropäische Staaten bei gleichzeitigen Sanktionsankündigungen gegen Russland sind nicht hilfreich. US-amerikanische Sanktionen stellen sich aus unserer Sicht als Einmischung in europäische Belange dar und müssen zurückgewiesen werden. Es ist jetzt Europa und speziell die EU als Vermittler gefragt. Europa soll in seinen Beziehungen zu Russland im allgemeinen sowie in Bezug auf die Lösung der Ukraine-Krise im besonderen auf Diplomatie, politischen Dialog und die Weiterentwicklung der ökonomischen Zusammenarbeit setzen. Sanktionen schaden außerdem auch den EU-Staaten selbst. Die schnellen Sanktionsforderungen legen auch die Sicht nahe, dass es den Drahtziehern in diesem Konflikt primär um Märkte und wirtschaftliche Vorteile geht.

Wir hegen Zweifel, ob die Präsidentenwahlen am 25. Mai unter fairen Bedingungen für alle Regionen ablaufen können. Freie und demokratische Wahlen lassen sich in so kurzer Zeit kaum organisieren, zumal in manchen Regionen de facto ein Ausnahmezustand herrscht!  Außerdem ist unklar, welche die künftigen Befugnisse des jetzt zu wählenden Präsidenten sein werden, da der Ukraine ja eine umfassende Verfassungsreform bevorsteht, die aber erst von einem neugewählten Parlament beschlossen werden soll. Bisher ist aber weder ein Zeitplan für die Verfassungsreform noch ein Termin für die Parlamentswahlen bekannt. Minderheitenrechte müssen nicht nur von der Übergangsregierung respektiert, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der künftigen neuen Verfassung sein.

Eine EU-Assoziierung der Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt ist kaum durchführbar!  Eine wirtschaftliche Anbindung würde nicht nur die Spaltung der Ukraine vertiefen, sondern derzeit auch viele EU-Staaten überfordern die noch immer mit der Bewältigung der Schuldenlast der Bankenkrise konfrontiert sind. Eine NATO-Erweiterung nach Osten (Stichwort 'dauernde Truppenpräsenz') ist abzulehnen. Dies würde nur vereinzelten geopolitischen Interessen in den USA zurecht kommen. Die Ukraine sollte als blockfreies bzw. neutrales Land seine Zukunft in der Mitte Europas haben.

Unsere Beobachtungen zur Ukraine-Berichterstattung der letzten Wochen – speziell in den Massenmedien – zeigen: Europa braucht keine neuen Feindbilder! Die Diktionen 'die Russen', 'Putin', 'der böse Osten' in Zeitungen und Berichten wecken Erinnerungen an den Feindbildaufbau vor dem 1. und 2. Weltkrieg. Diese Erinnerungen sagen uns, dass alle medialen Vereinfachungen friedensgefährdend sind!

Für Pax Christi: Dr. Jussuf Windischer und Dr. Meinrad Schneckenleithner

Veranstaltungsübersicht Mai

"Auf den Spuren von Tragore" heißt die Veranstaltungsreihe, die vom 5. – 16. Mai ( 8 -17 Uhr) im Haus der Begegnung Innsbruck stattfindet. Doch wer war Tragore?
Rabindranath Tagore/Takur war ein bengalischer Dichter, Pädagoge, Schriftsteller, Philosoph, Künstler, Maler und Aktivist, der 1913 als erster Nicht-Europäer den Nobelpreis (Literaturnobelpreis) für sein breites und bedeutendes Werk erhielt. Durch seinen Einfluss während des 19. und 20. Jahrhunderts setzte er viele Reformen durch, wurde für die "Bengalische Renaissance" bekannt und galt als Vorbild für viele bedeutende Persönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts wie M. Gandhi, M. L. King und N. Mandela. Die Einheit Europas und der Welt war sein zentrales Anliegen.
2014 – 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs – möchten die Tagore Sangam Gesellschaft, der Kulturverein der Spanischsprachigen in Tirol ACHT und das Haus der Begegnung Innsbruck mit dieser Ausstellung und weiteren Veranstaltungen an fast vergessene Persönlichkeiten wie Rabindranath Tagore erinnern, die in ihrem Denken und ihrer Philosophie noch sehr aktuell sind und sich für eine Welt in Frieden eingesetzt haben.

Im Anhang finden Sie das ganze Wochenprogramm mit Beschreibung

Tagore Programm

 

Tragore und der europäische Friedensprozess

"Auf den Spuren von Tragore" heißt die Veranstaltungsreihe, die vom 5. – 16. Mai ( 8 -17 Uhr) im Haus der Begegnung Innsbruck stattfindet. Doch wer war Tragore?
Rabindranath Tagore/Takur war ein bengalischer Dichter, Pädagoge, Schriftsteller, Philosoph, Künstler, Maler und Aktivist, der 1913 als erster Nicht-Europäer den Nobelpreis (Literaturnobelpreis) für sein breites und bedeutendes Werk erhielt. Durch seinen Einfluss während des 19. und 20. Jahrhunderts setzte er viele Reformen durch, wurde für die "Bengalische Renaissance" bekannt und galt als Vorbild für viele bedeutende Persönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts wie M. Gandhi, M. L. King und N. Mandela. Die Einheit Europas und der Welt war sein zentrales Anliegen.
2014 – 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs – möchten die Tagore Sangam Gesellschaft, der Kulturverein der Spanischsprachigen in Tirol ACHT und das Haus der Begegnung Innsbruck mit dieser Ausstellung und weiteren Veranstaltungen an fast vergessene Persönlichkeiten wie Rabindranath Tagore erinnern, die in ihrem Denken und ihrer Philosophie noch sehr aktuell sind und sich für eine Welt in Frieden eingesetzt haben.

Mehr Information finden Sie in der "Veranstaltungsübersicht Mai" der Landesgruppe Tirol

 

 

Pax Christi zur EU-Wahl

Europäische Union: Friedensprojekt oder Brandstifter?

Mit Besorgnis beobachten wir, dass sich die Europäische Union immer stärker nach innen in Richtung neoliberaler Wirtschafts- und nach außen in Richtung militärisch bestimmter Außenpolitik entwickelt hat.
Nach innen wird das Friedensprojekt durch die Politik des Neoliberalismus gefährdet: Während die Gewinne der großen Konzerne und die internationalen Finanzspekulationen zunehmen, vergrößert sich in praktisch allen Mitgliedsländern und zwischen den reicheren und ärmeren Ländern die Kluft zwischen arm und reich. Sozialabbau und Sparpolitik zulasten der ärmeren Bevölkerungsschichten bestimmen die Agenda der Europäischen Union.

Beispielhaft zeigt sich die neoliberale Politik an den Sanierungskonzepten für Griechenland. Während die Interessen der Gläubiger weitgehend erfüllt werden, wird der griechische Staat gezwungen, im Sozial- und Gesundheitsbereich massive Einschnitte durchzuziehen. Dass es ganz anders geht, zeigt auch ein Blick zurück in die Geschichte: Mit Spitzensteuersätzen von 95 %  und deutlich höheren Vermögenssteuern wurde bis zum Jahr 1953 in Deutschland das Wirtschaftswunder finanziert (durch die CDU-Politiker Konrad Adenauer und Ludwig Erhard). Es war auch in Europa einmal möglich, die Interessen der Reichen und Vermögenden viel stärker zu begrenzen.

Erschreckend ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den südlichen Ländern und die Untätigkeit der Europäischen Union:

Sehr unsolidarisch entwickelt sich auch der innere Umgang mit Flüchtlingen. Die Hauptlast der Flüchtlingsströme tragen jene Staaten, die an den Außengrenzen der EU sind, v. a. Griechenland, Italien, Malta. (Dublin-III-Verordnung).

Auch nach außen hin nehmen wir besorgniserregende Entwicklungen wahr:
Seit den 1990er Jahren werden die Außengrenzen der EU immer mehr abgeschottet; mit der Folge, dass Tausende Tote im Mittelmeer zu beklagen sind. Ist eine solche EU noch als Friedensprojekt zu bezeichnen? Der Papstbesuch in Lampedusa hat diese Problematik sehr deutlich gemacht.

Die Ukraine-Krise wurde u. a. dadurch ausgelöst, dass die EU die Regierung in Kiew vor die Alternative „Brüssel oder Moskau“ stellte. Die Nicht-Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens stand im November 2013 am Beginn der Krise in der Ukraine. In weiterer Folge hat die Europäische Union anstatt zu vermitteln und deeskalierend zu wirken, – in Abstimmung mit den USA – durch die einseitige Unterstützung der nicht verfassungsmäßig zustande gekommenen Übergangsregierung in Kiew sowie Sanktionen gegen Russland zu einer weiteren Verschärfung der Krise beigetragen.

Die Militarisierung der Europäischen Union nimmt bedrohliche Formen an: Der EU-Gipfel vom Dezember 2013 beschloss einstimmig, die Aufrüstung der EU weiter voranzutreiben, um die „Krisenreaktionsfähigkeit“ und den Weltmachtanspruch zu unterstreichen.

Die hier aufgezeigten Fehlentwicklungen der EU sind besorgniserregend, sollten aber nicht zur Schlussfolgerung führen, dass die Zukunft Europas in einer Re-Nationalisierung läge. Angesichts globaler Herausforderungen – vom Klima- und Umweltschutz über eine Regulierung der internationalen Finanzmärkte bis hin zur Bekämpfung der Armut und Arbeitslosigkeit – ist eine verstärkte Zusammenarbeit der EU-Staaten ein Gebot der Stunde. Pax Christi sieht in der Wahl zum EU-Parlament eine Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger, sich für eine Kursänderung der Europäischen Union auszusprechen. Die Parteien und KandidatInnen sind kritisch zu prüfen, inwieweit sie für notwendige Kursänderungen in der EU einzutreten, in Richtung Demokratisierung, Solidarität und Frieden.

 

 

Pax Christi Präsident Bischof Manfred Scheuer hält nichts von einem Bettelverbot!

Bischof Manfred Scheuer , Diözesanbischof der Diözese Innsbruck und Präsident von Pax Christi, hält nichts von einem Bettelverbot.

In seiner Osterbotschaft ruft Bischof Manfred Scheuer die Christen, aber auch die politisch Verantwortlichen im Land zu mehr Solidarität mit den Schwachen in der Gesellschaft auf. Die Rede von der Auferstehung soll nicht Gerede bleiben. Nächstenliebe ist und bleibt ein Dauerauftrag, so Bischof Scheuer. Es gelte, die Not im Land wahrzunehmen und den betroffenen Menschen wirksam zu helfen – Vereinsamten ebenso wie Alten, Kranken, Obdachlosen, Asylwerbern oder eben auch jenen, die für ihren Lebensunterhalt betteln müssen.

Man löse mit Wegschauen oder Verboten keine Probleme, so der Bischof. Solidarisches Verhalten sei ein Gebot der Stunde, auch um den sozialen Frieden im Land zu erhalten: "Eine solidarische Gesellschaft funktioniert ja nur, wenn es „Vis a vis-Beziehungen" gibt und verlässliche Hilfe im Notfall. Und wenn diese Hilfe nicht nur institutionalisiert ist, sondern auch von konkreten Menschen getragen ist. Oder auch, wenn es Freundschaften gibt zwischen Menschen, die hier geboren sind und jenen, die aus beruflichen Gründen oder wegen Flucht zu uns kommen.“

Auch Caritasdirektor Georg Schärmer nimmt Stellung zu angedachten Bettelverboten. Arme Menschen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu vertreiben löst nichts. Das beste Mittel Armut sinnvoll zu bekämpfen ist hinzusehen“, nimmt Caritasdirektor Georg Schärmer zur aktuellen Diskussion rund um eine Verschärfung des Bettelverbotes Stellung.
 
Setze man es in Relation könne das populistische Betteln politischer Gruppierungen um Wählerstimmen als mindestens so aggressiv eingestuft werden. Auch die Wucht der Konsum- und Überflussgesellschaft, die versuche Kindern und Jugendlichen jeden Euro aus der Tasche zu holen, sei mindestens so aggressiv.

Und weiter: "Ich verstehe, dass Menschen sich durch aggressives Betteln gestört fühlen. Ich verstehe den Impuls Armut zu leugnen, wegzuschauen von der Not. Ein Bettelverbot ist nichts anderes wie der Versuch den Anblick armer Menschen zu ersparen. Die Gesetzeslage verbietet schon jetzt aggressives und organisiertes Betteln. Generell zu verbieten, dass ein Mensch einen anderen um eine milde Gabe bittet, halte ich nicht für einen kulturellen Fortschritt. Und schließlich hat jeder Mensch ja auch das Recht selbst zu entscheiden Bettlern etwas zu geben oder eben nicht.“

Bei diversen Generalversammlungen von Pax Christi wurde die Thematik diskutiert. Pax Christi wird sich nicht nur in der nächsten Pax Zeitung dem Thema widmen. Pax Christi wird sich auch im Namen der Menschenrechte der Problematik der Armut und des Bettelns widmen.

Jussuf Windischer

 

Katholische Christen und der 1.Weltkrieg

„Der Kaiser ruft – Gott ruft“ Unter diesem Titel veröffentlichte pax_zeit  (1_2014), die Pax Zeitung von Deutschland interessante Überlegungen von Heinrich Missalla. Er war geistlicher Beirat von Pax Christi Deutschland.

Als die deutschen Truppen im Juli 1914 unter dem Jubel der
Bevölkerung und dem Läuten der Glocken zum Kampf ausrückten,
ahnte niemand, dass knapp ein Jahr später Papst
Benedikt XV diesen Krieg ein „Morden“ und „Gemetzel“
nennen würde und ihn als „entsetzliches Blutbad“, „Wahnsinn“
und „Selbstmord des zivilisierten Europa“ bezeichnete.
Schier unbegreiflich erscheint heute, was in den Kirchen
damals gepredigt wurde. Bischöfe wie Michael von Faulhaber
oder Paul Wilhelm von Keppler, bekannte Professoren
wie der Alttestamentler Norbert Peters oder der Dogmatiker
Engelbert Krebs und viel gelesene theologische Schriftsteller
wie Joseph Bernhart oder Peter Lippert haben einmütig
dem Krieg und dem Vaterland eine religiöse Weihe
verliehen. In der damals vom Klerus am meisten gelesenen
Predigtzeitschrift „Chrysologus“ schrieb der bekannte Theologe
Otto Karrer viermal auf einer Seite: „Der Kaiser ruft –
Gott ruft“. Innerhalb kurzer Zeit waren eine Fülle von Büchern
und Broschüren mit Kriegspredigten auf dem Markt.
Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn gab es 112 „katholische“
Titel von Kriegsschriften mit religiösem Charakter, davon
62 Predigt- und 50 Kriegs- und Soldatenbücher – ohne die
Zeitschriftenliteratur, „die nun allesamt auf den Krieg eingestimmt“
waren.

Der Krieg als „heilige Zeit“ verklärt
Die Prediger erlebten den Krieg zunächst als einen Durchbruch

elementarer Kräfte in einer müde und kraftlos gewordenen
Zeit, als einen unerwarteten Anstoß zu religiöser
und moralischer Neubesinnung. Sie jubelten, weil die
Kirchen über Nacht wieder gut besucht wurden. „Was kein
Bußprediger, keine Mission fertiggebracht hat, das ist dem
Krieg mit einem Schlag gelungen; er hat aus gottvergessenen
Weltkindern hilfesuchende Gotteskinder gemacht!“ So
wurde der Krieg „Deutschlands größte Zeit“, „heilige Zeit“
und „Zeit der Gottesnähe“ genannt. Er sei der „Tag, den
Gott gemacht“ hat, eine „Zeit der Gnade“. Weil man überall
eine religiöse Umkehr zu erkennen glaubte, zitiert man das
Wort Moltkes, der Krieg sei ein „Element der von Gott eingesetzten
Weltordnung“, durch das die Menschen vom Bösen
weggeführt und in ihrem Charakter geformt würden. Und:
„Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen.“
In ihm entwickelten sich „die edelsten Tugenden“:
Mut und Entsagung, Pflichttreue und Opferwilligkeit. Nicht
wenige sahen darüber hinaus im Krieg eine Offenbarung
Gottes, der nun „sehr vernehmlich … mit Kanonendonner,
mit Blut und Eisen“ durch die Welt gehe. Bischof von Faulhaber
verglich den Krieg mit der „Erscheinung des Herrn im
Dornbusch, die uns lehrt, vor dem Heiligtum in Ehrfurcht
die Schuhe von den Füßen zu ziehen“.
Wohlgemerkt: Der Krieg wurde nicht begrüßt und gefeiert,
weil man ihn liebte. Im Krieg sah man vielmehr ein unerwartetes
Mittel, eine kaum mehr für möglich gehaltene
religiös-sittliche Erneuerung Deutschlands und der Welt
einzuleiten. Bischof von Faulhaber war der Meinung: „Die
schwerste Niederlage in diesem Weltkrieg ist der Kreditverlust
des Atheismus und anderer fremden Götter von ähnlichem
Kaliber.“ Bei solcher Sichtweise ist es nicht mehr
verwunderlich, wenn ein Prediger sich zu der Äußerung verstieg:
„Gerade unsere Mutter die Kirche begrüßet von Herzen
den großen eisernen Besen.“

„Katholische Christen und der 1.Weltkrieg“ weiterlesen

Jesuitenpater Frans Van der Lugt in Syrien erschossen

Als "Mann des Friedens" hat Vatikansprecher Federico Lombardi den im syrischen Homs getöteten niederländischen Jesuiten Frans van der Lugt (75) bezeichnet. Mit großem Mut habe dieser in einer äußerst gefährlichen und schwierigen Situation beim syrischen Volk bleiben wollen, dem er einen großen Teil seines Lebens bewidmet habe, betonte Lombardi in Radio Vatikan: "Wo ein Volk stirbt, da sterben auch seine treuen Hirten", so der Vatikansprecher. Van der Lugt war Montagfrüh in der belagerten Stadt von Bewaffneten verschleppt, geschlagen und mit zwei Kopfschüssen getötet worden.

Mit dem tiefen Schmerz über den Tod Van der Lugts verbinde sich auch Dankbarkeit und Stolz, sagte Lombardi, der wie der Ermordete dem Jesuitenorden angehört. Er sei trotz der Gefahr in seinem Tätigkeitsbereich bei den leidenden Menschen geblieben und habe bis zu seinem Ende die Liebe Christi bezeugt.

Als "unmenschliche Tat" hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Ermordung des Ordensmanns verurteilt. Van der Lugt habe der syrischen Bevölkerung in Homs trotz Belagerung und wachsender Schwierigkeiten heldenhaft zur Seite gestanden, teilte Ban mit. Der UN-Generalsekretär forderte die Konfliktparteien in Syrien auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten.

Van der Lugt hatte sich während der Belagerung darum bemüht, Wasser und Lebensmittel in die Stadt zu bringen. Von den ursprünglich 60.000 Christen in der mittelsyrischen Stadt sollen heute dort nur noch 66 leben. Unbestätigt blieb bisher, dass der Niederländer zwischen den in der Stadt eingeschlossenen Rebellen und der belagernden Armee vermittelt habe.

Die Jesuitenniederlassung von Homs sei in den vergangenen zwei Jahren zum Zufluchtsort für viele Menschen geworden, die ihre durch die Bombardierungen zerstörten Häuser verlassen mussten, meldet der Pressedienst "AsiaNews". Van der Lugt, der seit 1966 in Syrien lebte, habe sich trotz der prekären Lage geweigert, Homs zu verlassen. Er wolle den Schmerz und die Schwierigkeiten mit ihnen teilen, erklärte der Geistliche noch vor wenigen Wochen in einem Interview. Der Jesuit habe sich nicht an der von den Vereinten Nationen vor wenigen Wochen ermöglichten Ausreise von 1.400 Menschen aus der Stadt beteiligen wollen, so "AsiaNews". (SJ)

Gedanken zum Krieg – anlässlich des Karfreitags und Osterfestes 2014

Um Nationalismus  zu retten umgibt man Idee und Krieg mit einer heidnischen Lüge: „Dulce et decorum est/ Pro patria mori.“ (Horaz)

Etliche Kriege wüten in diesen Tagen: allzu oft werden Nationalismen und Religionen vorgeschoben, um jeweils dem anderen den Krieg zu erklären: Eine Rückbesinnung auf den ersten Weltkrieg insbesondere auf Tirol, auf die Kriegsbegeisterung , welche von breitesten Sektoren der katholischen Kirche unterstützt wurde, kann uns heute nur mehr erschüttern. Im katholisch – konservativen und auch im deutschnationalem Lager wirkte der bekannte Religionslehrer Bruder Wilram (Anton Müller). Am 2.August 1914 hielt Bruder Wilram eine Rede zum Thema „Gut und Blut für unseren Kaiser!“ Im Widerspruch zu den immer stärkeren Nationalismen der Monarchie verkündigt Bruder Wilram, dass einzig allein der Kaiser die Ordnung garantieren könne. Dazu braucht es „pflichttreue Bürger, pflichttreue Beamte und pflichttreue Soldaten.“ und den Krieg: „Blut und Tränen sind ein starker Kitt“, oder Gedichtbände wie „Das blutige Jahr“ oder „Der heilige Kampf“ In den Gedichten nimmt die Verklärung des Heldentodes den breitesten Raum ein. Es sind Schlachtgebete. Die Feinde sind die anderen. Ob vor „Russen oder Serben, vor welchen Schuften und Schergen“ – das Feindbild ist austauschbar. Es geht immer darum, die Heimat und dessen Sitten zu behüten. Arthur von Wallpach, renommiertester Lyriker Jung Tirols, militanter Verfechter der deutschnationalen Fraktion verbündet sich: „so sind wir in den heiligen Kampf gezogen, mit gleicht Liebesglut fürs Vaterland, der Burschenschafter mit dem Theologen….Wir sind alle aus gleichem Blut geboren …dass Gott sie (die Banner) schmück mit frischem Siegerkranz. Drum lasst uns, Hand in Hand demütig beten.“

Die Rückbesinnung auf erschütternde Kriegsgedanken warnt uns vor jeder Wiederbelebung von Fundamentalismen. Nationen und Religionen, ob Juden, Christen oder auch Muslime, sie haben auch heute ihre Hassprediger: in der ehemaligen SU, in der EU, im Nahen Osten oder sonst wo. Die Irreleitung von „Märtyrern“, die Irreleitung von „Soldaten“, die Verherrlichung von Kriegshelden, egal auf welcher Seite sie Gewalt und Schrecken hinterließen, stellt jeden Krieg in Frage. Es gibt keinen gerechten Krieg. Pax Christi hält diese so genannte Lehre für obsolet.

In diesen Tagen erinnert uns der in Syrien durch 2 Kopfschüsse ermordete Priester P. Frans van der Lugt SJ, der bei den Seinen blieb an das wahre Martyrium, auch an Jesus Christus, der bei den Seinen blieb, keine Legionen herbeirief und gewaltfrei für die Seinen starb und auferstand.

Allen Mitarbeitern und Sympathisantinnen von Pax Christi eine gute Karwoche und ein frohes, befreiendes Osterfest.

(Zitate nach Holzner Johann „Die ungeborenen Enkel“ in Reimmichls Volkskalender 93.Jg) S93f),

Jussuf Windischer
Generalsekretär

Pax Christi Reise nach Sarajevo ( 6.9.2014 – 10.9.2014)

Pax Christi Österreich bietet vom 6.9.2014 – 10.9.2014 eine Reise nach Sarajevo an.
Reiseziel ist einen Einblick in unterschiedliche Kulturen und Religionen und deren Formen des Zusammenlebens zu ermöglichen. Aber auch Begegnungen mit VertreterInnen der Kulturen und Religionen zu schaffen.
Die Zielgruppe richtet sich an Interessierte am muslimischen-christlichen-jüdischen Dialog, Interessierte an zeitgeschichtlichen Ereignissen und Entwicklungen, an der friedenspolitischen Arbeit und an SympathisantInnen und MitarbeiterInnen von Pax Christi Österreich.

Nähere Infos und Anmeldeformular im Anhang:

Reise nach Sarajevo (Pax Christi Österreich)
Sarajevo Antwortblatt