Es lebe die Botschaft von Papst Franziskus: Gewaltverzicht, Abrüstung und Diplomatie

Waffenstillstand jetzt! Freilassung der Geiseln!

Nicht begraben wird heute der unermüdliche Aufruf von Papst Franziskus nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen. Zu seinen letzten Worten – noch am Ostersonntag gesprochen – zählen jene: „Ich appelliere an die Kriegsparteien: Ruft zu einem Waffenstillstand auf, lasst die Geiseln frei und kommt dem hungernden Volk zu Hilfe, das sich eine Zukunft in Frieden wünscht!“ Doch während gleichzeitig Abertausende im Petersdom dem aufgebahrten Papst huldigen, fallen wieder Bomben auf Wohngebiete und Flüchtlingslager im Gazastreifen und werden dort Menschen getötet und verstümmelt. Papst Franziskus hatte bis zuletzt einen ständigen Kontakt zu der christlichen Gemeinde in Gaza. Er rief immer wieder den dortigen Priester an, um seine Solidarität und Anteilnahme zu bekunden. Als der Papst nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus vor einem Monat seine erste öffentliche Ansprache hielt, sagte er: „Ich bin bestürzt über die erneuten schweren israelischen Bombardierungen im Gazastreifen, die viele Tote und Verletzte gefordert haben. Ich fordere, dass die Waffen sofort schweigen und der Mut zum Dialog wiedergefunden wird, damit alle Geiseln freigelassen werden und ein endgültiger Waffenstillstand erreicht wird.“ Franziskus war es auch, der es als die Aufgabe des Internationalen Gerichtshofes ansah, zu untersuchen, ob hier von Völkermord gesprochen werden könne. Auch mit dem Westjordanland hatte der Papst gute Beziehungen. Bezeichnend war sein Besuch in Betlehem vor 10 Jahren und sein außerprotokollarisches Gebet bei der Unrechtsmauer, mit der Israel heute von palästinensischen Gebieten getrennt wird.

Vom Mut zur weißen Flagge

Nicht begraben und aktuell wie vor fast genau einem Jahr sind die Worte von Papst Franziskus, die von jenen scharf kritisiert wurden, die sich zu seinem Begräbnis treffen. Damals sprach der Papst vom „Mut zur weißen Flagge“. Wörtlich: „Aber ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weißen Flagge hat, zu Verhandlungen. Und heute kann man mit der Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort ‚verhandeln‘ ist ein mutiges Wort.“ Weiters sagte der Papst in dem Interview: „Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben zu verhandeln. Du schämst dich, aber wie viele Tote wird es am Ende geben? Verhandle rechtzeitig, suche ein Land, das vermittelt. Heute, zum Beispiel im Krieg in der Ukraine, gibt es viele, die vermitteln wollen. Die Türkei hat sich dafür angeboten. Und andere. Schämt euch nicht zu verhandeln.“ Papst Franziskus redete nie jenen Kräften und Staatenlenkern das Wort, die einen militärischen Sieg den Verhandlungen vorziehen und damit nur das Blutvergießen in die Länge ziehen. Zuhauf kommen sie nun, um dem Papst zu huldigen, jene, die aufrüsten und selbst mit den schrecklichsten aller Waffen drohen, die vom Papst als die größte Sünde bezeichnet wurden.

Die Botschaft von Gewaltfreiheit als Strategie des Friedens

In einer Welt, in der im kleinen Austria – Verdoppelung des Militärbudgets – wie in den großen Nationen hochgerüstet wird, in der Staaten der Europäischen Union mit Milliarden an Rüstungsausgaben „kriegsfähig“ und „kriegstauglich“ werden wollen, sprach Papst Franziskus stets andere Worte. Sie mögen leben und die Herzen und Hirne jener Menschen bewegen, die nur die Sprache der Waffen verstehen wollen. Zu ihnen und uns allen spricht Papst Franziskus weiterhin. Ich möchte einige Worte von Franziskus zitieren, damit sie zu einem anderen Handeln und einer anderen Politik bestärken: So sprach Franziskus:

„Mögen unsere Art, in zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und internationalen Beziehungen miteinander umzugehen, von Liebe und Gewaltfreiheit geleitet sein.“

„Wenn die Opfer von Gewalt der Versuchung der Rache zu widerstehen wissen, können sie die glaubhaftesten Leitfiguren in gewaltfreien Aufbauprozessen des Friedens sein. Möge die Gewaltfreiheit von der Ebene des lokalen Alltags bis zur Ebene der Weltordnung der kennzeichnende Stil unserer Entscheidungen, unserer Beziehungen, unseres Handelns und der Politik in allen ihren Formen sein.“

„Die Gewalt ist nicht die heilende Behandlung für unsere zerbröckelte Welt. Auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren führt bestenfalls zu Zwangsmigrationen und ungeheuren Leiden, denn große Mengen an Ressourcen werden für militärische Zwecke bestimmt und den täglichen Bedürfnissen der Jugendlichen, der Familien in Not, der alten Menschen, der Kranken, der großen Mehrheit der Erdenbewohner entzogen. Schlimmstenfalls kann sie zum physischen und psychischen Tod vieler, wenn nicht sogar aller führen.“

„Die entschieden und konsequent praktizierte Gewaltfreiheit hat eindrucksvolle Ergebnisse hervorgebracht. Unvergesslich bleiben die von Mahatma Gandhi und Khan Abdul Ghaffar Khan erreichten Erfolge bei der Befreiung Indiens sowie die Erfolge Martin Luther Kings jr. gegen die Rassendiskriminierung.“

„Besonders die Frauen sind oft Vorreiterinnen der Gewaltfreiheit, wie zum Beispiel Leymah Gbowee und Tausende liberianische Frauen, die Gebetstreffen und gewaltlosen Protest (pray-ins) organisiert und so Verhandlungen auf hoher Ebene erreicht haben im Hinblick auf die Beendigung des zweiten Bürgerkriegs in Liberia.“

„In seinen Gedanken über die Ereignisse von 1989 in der Enzyklika Centesimus annus (1991) hat mein Vorgänger hervorgehoben, dass ein epochaler Umbruch im Leben der Völker, der Nationen und der Staaten » durch einen gewaltlosen Kampf erreicht wurde, der nur von den Waffen der Wahrheit und der Gerechtigkeit Gebrauch machte «. Dieser Weg eines politischen Übergangs zum Frieden wurde auch ermöglicht dank » dem gewaltlosen Engagement von Menschen […], die sich stets geweigert hatten, der Macht der Gewalt zu weichen, und Schritt für Schritt wirksame Mittel zu finden wussten, um von der Wahrheit Zeugnis abzulegen «“

Sehr viel mehr und auch ganz konkrete Worte des Gewaltverzichts zu den aktuellen brutalen und gewaltsamen bewaffneten Konflikten und Kriegen rund um den Globus sollten heute, am Tag, an dem Papst Franziskus begraben wird, nicht vergessen werden. In diesem Sinne gilt, wie es in der lateinamerikanischen Tradition heißt: Papa Francesco, presente!

Klaus Heidegger, 26.4.2025, am Tag es Begräbnisses von Papst Franziskus