Anlässlich der Pogromnacht: Gedanken

Gedanken zu der Pogromnacht am 9.11.2012 von Klaus Heidegger:

Pogrom – nie wieder!
Nie wieder, so denken wir heute mit Blick auf gestern,
auf die Schrecken der Naziherrschaft,
auf den Wahn der Pogromnacht.
Nie wieder dürfen Juden zu Opfern gemacht,
zu Feinden erklärt, als Rasse verunglimpft,
als Jesusmörder gebrandmarkt werden.
Der Jude Jesus war einer von ihnen,
die erschlagen wurden von deutschen Herrenmenschen,
von nationalistischem Mob,
die starben aus Rassenwahn.
Nie wieder dürfen Christen gegen Juden hetzen,
ein Anderl von Rinn und jede Ritualmordgeschichte
ist entlarvt als antisemitische Polemik.
In uns Christen ist jüdische Seele.

Nie wieder?
Ein böser Banker mit Krawattenknöpfen als Davidstern – so die dreiste Karikatur auf der Facebook-Seite von HC, so Stimmungen, die aufgebaut werden,
wie damals,
„isst du schwein, darfst du rein“,
so eine FP-Einladung mit HC als Grillmeister und mit Spanferkel.
„Marokkanerdiebe statt Heimatliebe“,
Bettlerverbot in Landeshauptstädten,
Roma werden ausgesiedelt,
Flüchtlinge in Abschiebezellen,
und das Massenelend in den Peripherien.
Die Shoah bleibt unvergleichlich in ihrer Grausamkeit,
die begann mit den Pogromen,
andere Pogrome,
finden heute statt.
Alle 5 Sekunden verhungert ein Kind unter 10.
3 Minuten dauert das Lesen dieses Textes,
macht 180 Sekunden: 60 Kinder unter sind verhungert. Jedes Kind, das verhungert, wird „emordet“, so Jean Ziegler, nie wieder, doch Massenmord findet heute statt. Und morgen werden wir gefragt werden,
so wie wir heute fragen,
warum habt ihr damals nichts getan,
nicht aufgeschrieen,
nicht in Schutz genommen,
nicht protestiert,
habt zugesehen,
wart „part of the game“?

Autor: Klaus Heidegger