Wider den kirchlichen Narzissmus

Bischof Manfred Scheuer, Präsident von Pax Christi Österreich, richtet in seinem neuen Buch mit dem Titel „Wider den kirchlichen Narzissmus. Ein spirituell-politisches Plädoyer“, erschienen bei Tyrolia-Verlag 2015, präsentiert am 29. Oktober im Haus der Begegnung in Innsbruck, die Aufmerksamkeit auf die Brennpunkte öffentlicher Auseinandersetzung, in denen Christinnen und Christen mit ihren Antworten gefragt sind.

Das erste Kapitel widmet sich Migrationsbewegungen: höchst aktuell. Bischof Manfred nimmt Bezug auf  Papst Franziskus. Ein Wandel der Einstellung aller gegenüber Migranten und Flüchtlingen sei notwendig: "der Übergang von einer Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses oder der Ausgrenzung – was letztlich genau der 'Wegwerf – Mentalität' entspricht – zu einer Einstellung, deren Basis die Kultur der Begegnung' ist“ (11). Fremdenfeindlichkeit hänge mit negativen Lebensentwürfen zusammen: „Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren.“ (12)

Auf dem biblischen Hintergrund des Postulates der Gastfreundschaft betont Bischof Manfred: „Europa darf sich nicht in Form einer Festung in seinem Wohlstand abkapseln, sondern soll in der Lage sein, den Austausch von Gaben mit anderen Regionen der Erde besser voranzutreiben und seinen Beitrag zu Gerechtigkeit und Frieden zu leisten.“(16) Er kritisiert auch das in den letzten Jahren entstandene Bündel von Maßnahmen, welche den Zugang von Fremden Drittstaaten in die EU möglichst zu verhindern, zudem eine „Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion. (…) Wer keine Hiesiger ist, gilt als suspekt".(21)

Was es brauche, sei eine Spiritualität des Friedens, eine Abrüstung des Denkens: „Eine Spiritualität des Friedens muss an die Wurzeln von Konflikten und Kriegen gehen.“ (35)

Nicht zuletzt betont Bischof Manfred Scheuer: „Zum Götzen kann auch das Sicherheitsbedürfnis werden, z.B. wenn von der Rüstung ein hohes Maß an Intelligenz absorbiert, Kapital gebunden und damit indirekt ein Krieg gegen die Armen geführt wird.“ (37)

Innsbruck, am 29.10.2015