Linz, 5. 7. 17 — Pax Christi Österreich bedauert den Rücktritt von Bischof Manfred Scheuer als Präsident der Friedensbewegung Pax Christi Österreich und dankt ihm für seine 12jährige Präsidentschaft.
Im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Bischof Scheuer wurde gegen Pax Christi öffentlich der Vorwurf des Antisemitismus erhoben und sogar als angeblicher Rücktrittsgrund genannt. Nicht nur wir weisen das entschieden zurück, sondern auch Bischof Scheuer hat in seiner Stellungnahme ausdrücklich erklärt: „Ich teile mit Pax Christi die entschiedene Verurteilung des Antisemitismus, die mehrfach ausgedrückt wurde. Pax Christi Oberösterreich wurde in Mauthausen gegründet.
Das Engagement für NS-Verfolgte und für das Gedenken der Opfer dieser Verbrechen gehört zum Kern des Engagements von Pax Christi“. Pax Christi Österreich arbeitet seit Jahrzehnten für Frieden, Abrüstung und gewaltfreie Konfliktlösungen. In diesem Zusammenhang setzen wir uns auch – gemeinsam mit Pax Christi International – für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern auf der Grundlage von Völkerrecht und Menschenrechten ein. In Übereinstimmung mit den Vereinten Nationen, der Europäischen Union und dem Heiligen Stuhl halten wir die Zweistaatenlösung nach wie vor für das beste Modell, um Selbstbestimmung und Sicherheit sowohl für die Israelis als auch die Palästinenser zu gewährleisten. Dazu gehört die Anerkennung des Existenzrechtes des Staates Israel innerhalb international anerkannter Grenzen und sein Schutz vor existenzbedrohenden Angriffen aller Art ebenso wie das Recht der Palästinenser auf einen eigenen, existenzfähigen Staat in den von den Vereinten Nationen definierten Grenzen. Mehr als 130 Staaten – darunter auch der Vatikan – haben Palästina übrigens bereits als Staat anerkannt.
Sowohl die Vereinten Nationen als auch die Europäische Union haben die derzeitige israelische Siedlungspolitik als ein Haupthindernis für die Zweistaatenlösung bezeichnet. Gleichzeitig gibt es die Tendenz, Kritik an dieser Siedlungspolitik sowie anderen Menschenrechtsverletzungen in Israel als „antisemitisch“ zu denunzieren. Diese missbräuchliche Verwendung des Begriffs „Antisemitismus“ als Instrument der politischen Auseinandersetzung bedeutet nicht nur eine Relativierung der furchtbaren historischen Verbrechen des wirklichen Antisemitismus, sondern trübt auch den Blick auf das tatsächliche Entstehen neuer Formen des Antisemitismus, die wir entschieden ablehnen und bekämpfen. Wenn Pax Christi gerade jetzt zum 50. Jahrestag der israelischen Besetzung Palästinas für das Ende dieser Besatzung und für die Zweistaatenlösung eintritt, so hat das nichts mit „Antisemitismus“ zu tun, sondern ist Ausdruck unseres grundlegenden Bekenntnisses zu Frieden, Gewaltfreiheit, Völkerrecht und Menschenrechten.
Für den Vorstand von Pax Christi Österreich:
Dr. Meinrad Schneckenleithner, Adalbert Krims (Vizepräsidenten)