Reuven Moskowitz – ein Friedenabenteurer und Zeitzeuge aus Israel

Auf Einladung des Evangelischen Bildungswerkes, Pax Christi Oberösterreich, der Friedensinitiative der Stadt Linz und der Solidarwerkstatt, sprach der 85-jährige jüdische Israeli Reuven Moskowitz am 10. September in Linz über sein Verhältnis zu Israel. Moskowitz, der aus dem nordrumänischen Schtedtl Frumusica stammt und sehr gut Deutsch spricht, lebt seit vielen Jahren in Israel. Er hat dort einen Kibbutz und damit auch Israel mitaufgebaut. Er sagt: „Ich liebe Israel“.

Als Resume über sein Leben fällt beim Vortrag aber der Satz „Mein Herz ist gebrochen. Mir tut es weh, wie man dieses Land kaputt macht. Man macht immer wieder Freunde zu Feinden.“ Er kann die Schikanen und die Vertreibung der PalästinenserInnen nicht verstehen. Sie seien genauso Kinder Abrahams und verweist auf Ismael dessen erstes Kind, der als Stammvater der Araber gilt.

Moskowitz versteht sich als Vertreter eines aufgeklärten Judentums, das er vor dem Krieg erlebt hat, und sieht diese Einstellung im Gegensatz zu einem religiös-fundamentalistischen Judentum. Er sagt, wir sind als Volk beauftragt, aber nicht exklusiv das auserwählte Volk. Israel erlebt er heute als rassistisch und ohne Mitgefühl. Dabei verweist er auf einen der Gründer Israels, David Ben Gurion, der schon gesagt haben soll „Was anderen Menschen passiert, interessiert uns nicht“.

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Anfragen an die Bundesregierung – Gedanken der Kommission Pazifismus Antimilitarismus

Mittwoch, 11.9.2013

Kommission Pazifismus/Antimilitarismus von Pax Christi Österreich; c/o Dr. Klaus Heidegger

OFFENER BRIEF AN DIE ÖSTERREICHISCHE BUNDESREGIERUNG

Fünf Punkte, die wir von der österreichischen Bundesregierung – Bundeskanzler Werner Faymann, Außenminister Michael Spindelegger und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner – angesichts der Entwicklung in Syrien als notwendig erachten.

  • Aufnahme syrischer Kriegsflüchtlinge durch die EU-Staaten in einer koordinierten EU-Flüchtlingspolitik. Angesichts von 2 Millionen Kriegsflüchtlingen in den Nachbarländern Syriens und 4,5 Millionen Binnenflüchtlingen müssen die EU-Staaten mehr bereit sein, Kriegsflüchtlingen Asyl zu gewähren. Die geplante Aufnahme von 500 Flüchtlingen, zusätzlich zu den 1725, die seit 2011 in Österreich Asyl gefunden haben, kann nur ein erster Anfang sein. Schweden hat jetzt schon fast 15.000 Kriegsflüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland aufgenommen und gewährt ihnen einen unbefristeten Aufenthaltsstatus. Bundespräsident Fischer hat die Aufnahme einer größeren Zahl syrischer Flüchtlinge befürwortet, wobei das Religionsbekenntnis keine Rolle spielen dürfe. Sie sind unsere „Nächsten“. Insbesondere das österreichische Innenministerium sowie die Asylbehörden sollen sich auf nationaler und internationaler Ebene für eine offene Politik gegenüber den syrischen Flüchtlingen stark machen.
     
  • Keine Militärintervention in Syrien. In diesem Sinne haben sich die Österreichische Bundesregierung mit Bundeskanzler und Außenminister sowie Bundespräsident Heinz Fischer bereits deutlich positioniert. Eine US-amerikanische Militärintervention mit einer „Koalition der Willigen“ ohne UN-Mandatierung wäre gegen das Völkerrecht und die Satzung der Vereinten Nationen. Selbst eine Maßnahme laut „Responsibility to Protect“ bräuchte eine Entscheidung des Sicherheitsrates. Ein militärisches Eingreifen würde die Zahl der Toten und Verletzten erhöhen, eine Spur von Zerstörung nach sich ziehen und den Krieg weiter entfachen, in dem bereits mehr als 100.000 Menschen getötet worden sind. Der verabscheuungswürdige Einsatz von Giftgas ist kein Kriegsgrund, sondern braucht die Ächtung durch internationale Gerichte, wobei die Hintergründe des Giftgaseinsatzes durch internationale Inspektoren genau zu klären sind.
     
  • Sofortiger Stopp von Waffenlieferungen an die Kriegsparteien. Die USA könnten vor allem über Druck auf die saudi-arabische Regierung und die Golfstaaten eine permanente militärische Aufrüstung der Aufständischen – unter ihnen auch islamistische Organisationen – bremsen. Die Russische Förderation selbst wiederum muss ihre militärische Unterstützung für das Assad-Regime einstellen. Die Nachbarstaaten von Syrien, insbesondere die Türkei,  könnten diesen Waffenfluss durch rigorose Grenzkontrollen verhindern. Die EU sollte sich klar für dieses Waffenembargo aussprechen.
     
  • Nur ein Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsparteien schafft Raum für eine Deeskalation und eine politische Lösung des Konfliktes. Für diesen Waffenstillstand sollten sich alle internationalen Staatengemeinschaften – wie vor allem die Vereinten Nationen und die Europäische Union – vorbehaltlos einsetzen. In deren Folge braucht es eine Friedenskonferenz, wie sie von vielen Seiten bereits vorgeschlagen worden ist. Signale in diese Richtung kommen nicht zuletzt auch von Russland, das sich stark für eine politische Lösung einsetzt und in diesem Sinne auch Druck auf Präsident Assad ausübt, sowie von der neuen Regierung im Iran mit versöhnlichen Tönen gegenüber dem Staat Israel.
     
  • Humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung in Syrien. Die Bevölkerung des Bürgerkriegslandes braucht humanitäre Hilfe – nicht Waffen! Österreich, die EU und andere internationale Staatengemeinschaften müssen dafür mehr Mittel zur Verfügung stellen.

Pax Christi: Obama soll Friedensnobelpreis zurückgeben!

Kirchliche Friedensbewegung fordert Dialog für Syrien – keine Kriegsultimaten!

Barack Obama verstößt mit seiner Ankündigung, in Syrien auch ohne UNO-Mandat militärisch eingreifen zu wollen, nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern auch gegen das Vermächtnis des Nobelpreisstifters. Pax Christi Österreich fordert den US-Präsidenten daher auf, den Friedensnobelpreis wegen eklatanter Missachtung der im Testament von Alfred Nobel festgelegten Grundsätze zurückzugeben. Die kirchliche Friedensbewegung erinnert an den dringlichen Appell von Papst Franziskus an die Staatschefs der 20 führenden Industrienationen und damit auch an Barack Obama persönlich: „Finden Sie einen Weg, den Konflikt zu lösen und legen Sie das sinnlose Streben nach einer militärischen Lösung beiseite. Suchen Sie vielmehr mit erneuertem Einsatz und mit Mut und Entschlossenheit nach einer friedlichen Lösung auf der Basis von Dialog und Verhandlungen auf beiden Seiten – unterstützt von der Internationalen Gemeinschaft.“

Pax Christi Österreich betont ausdrücklich, dass der völkerrechtlich geächtete Einsatz von Giftgas nicht hingenommen werden kann und eine klare Reaktion der internationalen Gemeinschaft erfordert. Allerdings muss zuerst zweifelsfrei feststehen, wer für diesen Einsatz verantwortlich ist. Bevor ein endgültiges Ergebnis unabhängiger Untersuchungen vorliegt und ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates ist die Androhung oder Anwendung von Gewalt durch einzelne Staaten ein klarer Bruch des Völkerrechts. Mit einer militärischen Aggression würde dann auch wirklich eine „rote Linie“ überschritten werden, erklärt die kirchliche Friedensbewegung.

Aufruf an alle Mitglieder und SympathisantInnen von Pax Christi

Mit Papst Franziskus, mit dem Präsidenten von Pax Christi Österreich Bischof Manfred Scheuer rufen wir zur Teilnahme am weltweiten Tag des Gebetes und Fastens für den Frieden auf.

Samstag 7. September

Bischof Manfred Scheuer: „Wir müssen mit aller Kraft vermeiden, dass sich die schreckliche Spirale von Hass, Gewalt und Krieg weiter dreht.“ Die Religionen sprechen zum Herzen des Menschen von Gott und befreien ihn vom Hass, von den Vorurteilen, von der Angst und öffnen ihn für die Nächstenliebe. Der Friede ist letztlich ein Geschenk Gottes, um das wir stets bitten müssen. Eine Spiritualität des Friedens muss an die Wurzeln von Konflikten und Kriegen gehen, d.h. gegen Leid, Not, Täuschung, Lüge, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Entwurzelung und Gewalt und für die Menschenrechte arbeiten. Und Bischof Manfred Scheuer abschließend: „In der Fürbitte im Geist des Liebesgebotes atmet die Hoffnung, dass Versöhnung möglich ist. – Ich bitte um Euer Gebet!“ „Hilft beten? Natürlich hilft beten!“(Dorothee Sölle) Das hat mit unserer Hoffnung auf Gott zu tun, der imstande ist, die Hände der Krieger zu lähmen (Jeremia 38,4).

Einige Pfarrgemeinden und Gruppen machen eigene Gebetsstunden, wieder andere spezielle Schweigeminuten im oder nach dem Gottesdienst: verschiedenste Formen des Gebetes und es Fastens sind notwendig und möglich.

Bischof Manfred Scheuer und Pax Christi, inzwischen auch andere Bewegungen (z.b. St. Egidio u.a.) laden am Samstag, 7. September um 12 Uhr zum Gebet für den Frieden im Dom zu St. Jakob ein.

Möge dieses weltweite Bittgebet wirksam sein, es möge helfen, dass nicht weitere Gewalttaten noch mehr Elend, Zerstörung, Verderben und abertausende Flüchtlinge bewirken.

Dr. Jussuf Windischer
(Generalsekretär Pax Christi Österreich)

Dialog ist der einzige Weg, um die Gewalt in Syrien zu beenden

Pax Christi International ist zutiefst betroffen über die jüngsten Ereignisse in Syrien

Weil wir einstimmig die Verwendung von Chemiewaffen verdammen – unabhängig davon, wer die Angreifer sind – plädiert Pax Christi mit den Nationen der Welt, die Verantwortung  und Autorität des UN-Sicherheitsrates anzuerkennen, diese ungeheure Verletzung von internationalem Gesetz und Moral anzusprechen und mit den Vereinten Nationen daran zu arbeiten, das syrische Volk zu schützen, ohne dabei weitere Gewalt anzuwenden. Dies sollte geschehen durch dringende diplomatische Bemühungen zum sofortigen Stopp des Waffenflusses an beide Seiten und an alle militanten Gruppen, und um alle Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Viele Staaten haben dazu beigetragen, den bewaffneten Konflikt in Syrien anzuheizen, indem sie Waffen in die Region geliefert haben; jetzt ist es Zeit für die Internationale Gemeinschaft, mit vollem Einsatz mitzuarbeiten an einem Waffenembargo und eindeutig den Dialog zu unterstützen, der allein die schreckliche Gewalt beenden kann.

Als Teil einer politischen Lösung sollte ernsthaft überlegt werden, eine unbewaffnete oder minimal bewaffnete multinationale Polizeieinheit nach Syrien zu entsenden, um gewaltfreie Zonen zur Unterstützung jener Syrer einzurichten, die dem Frieden verbunden sind. Wir laden auch Papst Franziskus ein, sich mit christlichen, muslimischen und anderen Glaubensführern aus der ganzen Welt und aus allen Traditionen zusammen zu tun, um eine Friedensmacht aus dem Glauben aufzustellen und diese zu senden, um das syrische Volk durch diese Zeit großer Gefahr und großen Leidens zu begleiten.

Pax Christi wendet sich ganz dringend an religiöse Führer – egal, zu welcher besonderen Gemeinschaft sie gehören – ihre moralische Autorität einzusetzen, sich klar und mit Dringlichkeit im Privaten und in der Öffentlichkeit für ein Ende  der Gewalt auszudrücken, mit Vehemenz eine politische Lösung für den bewaffneten Konflikt zu fordern, die Schaffung  gewaltfreier Zonen zu unterstützen; und aktiv Kampagnen mit Gebet, Verweigerung der Gewalt und mit öffentlichem Zeugnis für eine sofortige Beendigung der Gewalt in Syrien durchzuführen.

Pax Christi International drückt auch seine tiefste Solidarität mit dem syrischen Volk aus. Wir beten für alle, die in Syrien bleiben, für jene, die aus dem Land geflohen sind, für alle, die geliebte Menschen verloren haben, für alle, die in entsetzlicher Angst vor der Zukunft leben, und auf besondere Weise für jene mutigen Friedensstifter, die sich der Gewalt widersetzt haben und die versucht haben, auf gewaltlose Weise für eine Veränderung zum Positiven zu arbeiten.

Brüssel, am 29. August 2013  

Übersetzung: Gerhilde Merz 

Papst Franziskus ruft zu einem weltweiten Fastentag für Syrien auf!

Papst Franziskus ruft für den kommenden Samstag zum weltweiten Fastentag für den Frieden in Syrien auf. Bei seinem traditionellen Angelusgebet auf dem Petersplatz bittet der Kirchenführer heute alle Menschen, „für den Frieden in Syrien, dem Nahen Osten und auf der ganzen Welt“ zu beten und zu fasten.

„Am 7. September werden wir uns zwischen 19 und 24.00 Uhr auf dem Petersplatz im Gebet reumütig versammeln, um bei Gott dieses große Geschenk für die geliebte syrische Nation zu erbitten“, kündigte Franziskus an. „Die Menschheit benötigt Gesten des Friedens“, betonte er.

Quelle: http://orf.at/stories/2196882/#top, 1.9.2013

Kein Krieg mit Syrien – Kommentar von Klaus Heidegger

Kein Krieg mit Syrien!

Die USA, Großbritannien und Frankreich sind auf Kriegskurs mit dem syrischen Regime. Die teuersten und besten Waffensysteme sind im Mittelmeer zusammen gezogen worden und warten auf Einsatzbefehl. Die Staatsspitze Israels drängt auf diesen Angriff. Die Bündnispartner der NATO stehen „Gewehr bei Fuß“. Und wieder wird eine „Koalition der Willigen“ gebildet.

Drei Fragen müssen beantwortet werden.

  1. Gibt es eine Legitimation für einen US-Militärschlag gegen Syrien?
  2. Gibt es Aussicht auf Erfolg für eine kriegerische Intervention?
  3. Gibt es Alternativen zu den kriegerischen Mitteln?

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Notiz zu Ägypten

Bemerkenswert sind zur Zeit die Überlegungen von einigen wenigen EU Staaten zu einem Stopp der Waffenlieferungen nach Ägypten. So meinte Luxemburgs Premier Jean – Claude Juncker in einem TT Gespräch „Ich hielte es in einem großen Maße für vernünftig, wenn jetzt alle sofort ihre Waffenlieferungen einstellen würden.“ Ob sich dieser Idee auch Österreich anschließen wird, bleibt offen.

Luxemburgs Premier wünscht sich ein einheitliches Vorgehen. Kritisch merkt Juncker an, dass sich Europa auch mit dem Thema Religion als „Zwietracht säendem Einflusskreis“ zu beschäftigen habe. Im arabischen Raum sei es kaum möglich, politische und religiöse Zirkel von einander zu trennen. „Wir sollen nicht denken, dass unsere Art Demokratie zu organisieren, eins zu eines auf Länder wie Tunesien oder Ägypten passen würde“ so Juncker.

Dass sich Saudi-Arabien  auf allen Ebenen finanziell engagieren würde, falls es zu finanziellen Ausfällen (inklusive Waffenkäufe- bzw. Lieferungen) käme, das kündigte Prinz Saud al Faisal an. Ihm ist die bedingungslose Zusammenarbeit der US Administration sicher.

Begegnung mit Reuven Moskovitz

„Mein Leben – ein Friedensabenteuer“, Begegnung mit Reuven Moskovitz

Linz, 10. September 2013, 19 Uhr: Vortragssaal der Martin Luther Kirche an der Landstraße (Martin Luther Platz 2a); Veranstalter: Ev. Bildungswerk, Pax Christi OÖ, Friedensinitiative der Stadt Linz, Solidarwerkstatt

Graz, 13. September 2013, 19:30 Uhr: Festsaal der Heilandskirche, Kaiser Josef Platz 9; Veranstalter: Pax Christi Steiermark, EAPPI, Evang. Kirche; Mitwirkung am evang. Gottesdienst in der Heilandskirche am Sonntag, 15. September

Innsbruck, 18. September, 19:30: Haus der Begegnung, Rennweg 12; Veranstalter: Fachreferat Theologie, Pax Christi Tirol

Ein gerechter Friede kann nur durch gewaltloses aufeinander Zugehen zustandekommen ist die Meinung des ursprünglich aus dem nordrumänischen Stedtl stammenden Philosophen, Historikers und Träumers, der wie wenige die Welt des 20. Jahrhunderts und bis heute mit wachem Geist durchlebt und mitgestaltet hat. „Anstatt über die Finsternis zu klagen, muss man eine Kerze anzünden und damit die Finsternis vertreiben“, ist eine seiner Lebensweisheiten. Reuven hat viele Kerzen angezündet und manchmal hat man versucht, ihm diese wieder auszublasen. Aber unentwegt geht er seinen Weg, um den Menschen vom Frieden zu erzählen, und ist damit vor allem in deutschen Landen in Begleitung seiner Mundharmonika unterwegs. Reuven lebt in Jerusalem. Er wird in Österreich aus seinem Leben und über seine Überzeugung sprechen.

Reuven Moskovitz

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