10 Jahre ökumenisches Begleitprogramm in Israel und Palästina

10 Jahre Ökumenisches Begleitprogramm in Israel und Palästina
Ein Bericht des Weltkirchenrates vom 7. Dezember 2012

EAPPI – Zehn Jahre Unterstützung für Israelis und Palästinenser in der Arbeit für einen gerechten Frieden

Das „Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel“ (EAPPI) hat in zehn Jahren 1062 Freiwillige aus 25 Ländern zur Überwachung der Menschenrechte in Jerusalem und in der Westbank eingesetzt. Das ist ein Grund zum Feiern.

Ökumenische BegleiterInnen (EAs) verbringen mit ihrer schützenden Gegenwart in gefährdeten Gemeinden drei Monate ihres Lebens, beobachten Menschenrechtsverletzungen und berichten darüber und unterstützen Israelis und PalästinenserInnen bei ihrer Friedensarbeit. Nach ihrer Rückkehr nach Hause verbreiten sie das von ihnen Erfahrene als Anwälte für einen gerechten Frieden auf der Basis des internationalen Rechts.

„EAs kommen aus verschiedenen Ländern und sind sehr ungleich im Alter; was sie aber verbindet, ist ihre tiefe Überzeugung von Gerechtigkeit und Frieden. Sie stehen um drei Uhr früh auf, um Checkpoints zu beobachten, sie begleiten Kinder, die von Siedlergewalt bedroht sind, auf dem Schulweg und unterstützen Bauern bei ihrem Kampf um den Zugang zu ihren Feldern. ..

EAPPI wurde 2002 als Antwort auf die Bitte um Hilfe der lokalen Kirchen in Jerusalem gegründet. Obwohl das Programm für alle Gemeinden unabhängig von ihrer Religion abrufbar ist, bleibt der Schutz lokaler Christen ein bedeutender Teil der Arbeit von EAPPI.

Seit der Gründung sind die Einsatzorte von EAPPI auf sieben angewachsen: Jerusalem, Bethlehem, Hebron, Hügelland im Süden von Hebron, Tulkarm und Jayyus. EAs nehmen teil an Leben palästinensischer Gemeinden unter Besatzung, arbeiten aber auch eng mit israelischen Friedensgruppen zusammen. Während ihres Trainings lernen sie viele unterschiedliche Perspektiven kennen, sie besuchen eine israelische Siedlung und die Stadt Sderot im Süden, um sich die Auswirkungen des Raketenbeschusses aus Gaza schildern zu lassen.

„Als das Programm 2002 angefangen hatte, hofften wir, dass die Besetzung nicht noch ein Jahrzehnt dauern würde. Weil aber die Menschenrechtsverletzungen, z.B. Siedlergewalt, Hauszerstörungen und die Beschränkung der Bewegungsfreiheit noch 2012 weitergehen, wird es EAPPI noch länger geben müssen …“ sagt Manuel Quintero, Koordinator von EAPPI beim Weltkirchenrat in Genf.
Zurzeit ist das 46. internationale Team in Jerusalem und in der Westbank unterwegs.

Ökumenischer Gottesdienst in Jerusalem zum Jubiläumsfest
Unter den Auspizien der Kirchenleiter von Jerusalem wurde am 3. November in der Dominikanerkirche St. Stephan ein gut besuchter ökumenischer Gottesdienst gefeiert.
Dr. Munib Younan, Lutherischer Bischof und derzeit Präsident des Lutherischen Weltbundes, fügte in seine Predigt den Rückblick auf den Werdegang von EAPPI ein.
Die ganze Predigt findet sich in englischer Sprache unter: http://lists.wcc.coe.org/ct.html?ufl=f&rtr=on&s=jazjt,j54n,usx,fOwg,ghek;lisc,bnv9  
Die Höhepunkte aus der Arbeit der EAs wurden in einer Fotoausstellung dargestellt.
In einem offenen Brief des Generalsekretärs des WCC, Rev. Olav Tveit an die EAs und Unterstützer wurden seine Gedanken zu diesem Jubiläum dargestellt. In Englisch: http://: http://lists.wcc-coe.org.html?ufl=f&rts=on&s=jazjt,j54n,usx,2kxd,5bf,lisc,bnv9

FriedensaktivistInnen aus der Region kommen zu Wort:
Gila Svirsky, „Frauen in Schwarz“
30. Oktober 2012
Vor einigen Wochen stand ich bei der Mahnwache der „Frauen in Schwarz“ in Jerusalem mit meinem kleinen Schild mit den Worten „Stop the Occupation“, als ich auf der anderen Straßenseite eine Gruppe von nationalen israelischen Extremisten bemerkte, die sich anschickten, sich zu sammeln. Sie wirkten bedrohlich, schwenkten ihre Wimpel und fingen an, Flüche und Drohungen in meine Richtung zu schreien, die an Lautstärke zunahmen, je mehr sie wurden; vorüber fahrende Autos hupten ihre Zustimmung.
Klicken Sie hier um weiterzulesen: Frauen in Schwarz zum Jubiläum von EAPPI

Abdulkarim Sadi, palästinensischer Menschenrechtler
Ich heiße Abdulkarim Sadi und wohne in der kleinen Stadt Attil nahe Tulkarm im Norden der Westbank. Ich habe vier Kindern und arbeite seit 25 Jahren auf dem Gebiet der Menschenrechte. Angefangen habe ich mein Berufsleben in palästinensischen Menschenrechtsorganisationen, und ging dann zum Internationalen Roten Kreuz (ICRC). 2004 wechselte ich zu B’tselem, einer israelischen Menschenrechtsorganisation, deren Ziel es ist, über Menschenrechtsverletzungen in palästinensischen Gebieten zu berichten und sie anzuklagen. Ich war seither immer Außenbeamter von B’tselem in Tulkarm und der Umgebung von Nablus. Meine wichtigsten Aufgaben sind Berichte erstellen. Ich fahre viel durch’s Land und rede mit den Leuten, die unter den Siedlerattacken, Siedlungsbau, Gewalt durch die IDF, Checkpoints und andere Aussperrungen, Verweigerung von Papieren und andere Störungen des normalen Lebens leiden. Klicken Sie hier, um weiter zu lesen: Ein palästinensischer Menschenrechtler zum Jubiläum von EAPPI

 (Übers.: Gerhilde Merz)