Klimanotstand! Erklärung des Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen


Tagung vom 20. bis 26. November 2019 in Bossey, Schweiz

Der Exekutivausschuss
schließt sich anderen religiösen Führungspersonen, Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen an und ruft gemeinsam mit diesen einen Klimanotstand aus, der eine sofortige und beispiellose Reaktion von allen überall in der Welt erfordert – auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.
bringt seine bittere Enttäuschung über die unzulänglichen und sogar rückschrittlichen Maßnahmen der Regierungen zum Ausdruck, die in der Antwort auf diesen Notstand eigentlich eine Führungsrolle übernehmen sollten; insbesondere bezieht sich diese Enttäuschung auf die Untätigkeit in Bezug auf die Bekämpfung von Waldbränden und Abholzung, die Zerstörung des angestammten Landes und der Existenzgrundlagen von indigenen Völkern und die Angriffe auf Umweltaktivistinnen und -aktivisten; auf die spärlichen Zusagen im Pariser Klimaabkommen und auf die Maßnahmen, die arme Bevölkerungsgruppen noch zusätzlich finanziell belasten.
ruft die COP25, die vom 2. bis 13. Dezember 2019 in Madrid stattfinden wird, auf:
– den Grundstein zu legen für ehrgeizigere Zusagen in Bezug auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen als Teil der nationalen Klimabeiträge („Nationally Determinded Contributions“ – NDCs), mit dem Ziel, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und die globale Erwärmung auf maximal 1,5° C zu begrenzen;
– zu erreichen, dass reiche Länder umfangreichere Zusagen machen, dass sie einkommensschwachen Ländern ausreichend, kalkulierbare und transparente Finanzmittel zur Verfügung stellen werden, damit diese sich an ein verändertes Klima anpassen und Resilienz schaffen können;
– den Internationalen Mechanismus von Warschau für Verluste und Schäden, die mit Klimaänderungen verbunden sind, dahingehend zu stärken, dass dieser auch Finanzmittel zur Unterstützung von Menschen und Gemeinschaften umfasst, die von den Auswirkungen des Klimanotstands betroffen sind; und
– Maßnahmen zu fördern, die indigene Völker in den UNFCCC-Prozess und darüber hinaus einbeziehen und durch die wir von diesen Völkern lernen können, die die Artenvielfalt stärken, die Abholzung von Wäldern bekämpfen, die eine Agrarökologie fördern und die Kreislaufwirtschaften und redistributive Wirtschaftssysteme schaffen.
fordert seine Partner im System der Vereinten Nationen auf, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe im eigenen Bankensystem und den eigenen Pensionskassen entsprechend der Ergebnisse kritischer Forschung und der von UN-Quellen ausgegebenen politischen Empfehlungen zu prüfen und abzuziehen.
ruft die ÖRK-Mitgliedskirchen, ökumenischen Partner, andere Glaubensgemeinschaften und alle Menschen guten Willens und mit einem moralischen Gewissen auf, Möglichkeiten und Wege zu finden, in unserem jeweils eigenen Kontext einen sinnvollen Beitrag zu leisten, um die schlimmsten Auswirkungen weiterer Untätigkeit und weiteren Hinwartens oder negativer Maßnahmen seitens der Politik abzuwenden – und durch gemeinschaftliches Eintreten für Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an das veränderte Klima, die Nichtnutzung von fossilen Brennstoffen und die Herbeiführung eines „gerechten Wandels“ sowie durch konkretes Handeln auf lokaler Ebene überall auf der Welt – als Gemeinschaft von Kirchen im ÖRK, als einzelne Kirchen, als Gemeinwesen, als Familien und als Einzelpersonen – gemeinsam eine Lösung dieser globalen Krise herbeizuführen.