Flüchtlingskrise in Europa: Wir werden mit den Folgen der ‚Kriege gegen den Terror‘ und der neoliberalen Weltordnung konfrontiert

Durch die Flüchtlinge, die in den letzten Wochen und Monaten zu uns kommen, werden wir auf schmerzliche Weise daran erinnert, dass wir in einer äußerst ungerechten Weltordnung leben: Während wir im Westen eine weitreichende Wohlstandsinsel vorfinden, verhungern – nach Angaben von Jean Ziegler – täglich 57.000 Menschen.

Eine Milliarde Menschen sind permanent schwerst unterernährt. Wanderungsbewegungen sind die Folge. Und das auf einem Planeten, der vor materiellem Reichtum überquillt. Flucht ist die Folge von zerstörten Lebensgrundlagen!

Krieg als gewinnbringender Markt im kapitalistischen System

Die reichen westlichen Staaten zerstören mit ihrer aggressiven Wirtschaftspolitik die lokalen Märkte in den Ländern des Südens und damit die Lebensgrundlagen vieler Menschen, zudem kreieren sie auch immer wieder neue Kriege, um (fossile) Ressourcen abzusichern und Absatzmärkte für die eigene Rüstungsindustrie zu schaffen. Der sogenannte 'Krieg gegen den Terror' (seit 2001, copyright: Georg Bush) kann und muss in diesem Sinne als Marketingstrategie der westlichen Waffenlobby verstanden werden. Die Folge sind zerstörte Länder im Nahen Osten (Afghanistan, Irak, Lybien, Syrien, …).

Die Verkaufsstrategie ist dabei immer dieselbe: interne Konflikte von Staaten werden medial einseitig als Bedrohungsszenario dargestellt. Daraus leitet man das Recht auf Waffenlieferungen und die Unterstützung der Seite der 'Guten' ab. Damit befördert man so zunächst den Konflikt und macht schließlich eigene Kriegshandlungen 'notwendig'. Diese bescheren der Rüstungsindustrie die gewünschten Verkaufszahlen und sichern den reichen Staaten den Zugang zu billigem Öl, Gas und anderen Rohstoffen.

Die Flüchtlinge in Europa sind die Folge der Nahostkriege und unseres Wirtschaftssystems

Die Flüchtlinge, die in diesen Tagen nach Europa kommen, sind im Wesentlichen die Spätfolge der US-geführten Kriege im Nahen Osten seit 2001. Diese Region ist inzwischen für viele Menschen unbewohnbar. Staatliche Strukturen sind zerfallen. Europa erntet so, was die USA und ihre Verbündeten gesät haben! Wir haben es nicht anders gewollt!

In Europa werden einige hundertausende Menschen Aufnahme finden müssen. Das ist machbar und gut so. (Im Vergleich zu anderen Staaten ist das nicht so viel: 95 Prozent der Syrien-Flüchtlinge sind in muslimischen Ländern wie Türkei, Libanon oder Jordanien untergebracht.) Die politische Realität ist jedoch auch, dass aufgrund dieser zynischen Marktpolitik und globalen Ungerechtigkeit neue Zäune und Barrikaden errichtet und die Grenzen militärisch abgesichert werden. Als christliche Friedensbewegung setzen wir uns für eine Welt ohne Grenzen und Zäune ein. Die Not der Kriege und der globalen Ungerechtigkeit, die wir durch das Festhalten an einem "imperialen Lebensstil" mitverursachen, müssen wir gemeinsam schultern! Es ist an der Zeit, die globalen Spielregeln in Richtung größerer Gerechtigkeit zu ändern! 

Stellungnahme der Europa-Kommission von Pax Christi Österreich