Pax Christi Österreich unterstützt die Initiative „Gegen Unmenschlichkeit“

Unter dem Motto „Gegen Unmenschlichkeit“ formiert sich eine breite, parteiunabhängige Allianz aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und bekannten Persönlichkeiten, um einen Kurswechsel in der österreichischen Flüchtlingspolitik einzuleiten.                                                                           15 NGOs, darunter die Asylkoordination, Ärzte ohne Grenzen, die Caritas und SOS Mitmensch, wollen mit einer Online-Unterschriftenaktion einen Kurswechsel in der österreichischen Flüchtlingspolitik erreichen. Die Initiative tritt für einen effektiven Zugang zum Arbeitsmarkt nach längstens sechs Monaten sowie ungehinderten Zugang zu Schul- und Weiterbildung für Asylsuchende ein. Außerdem sollen gut integrierte Personen nicht abgeschoben und Familien nicht zerrissen werden. Ziel der Kampagne ist auch eine gemeinsame, solidarische Flüchtlingspolitik in Europa, in der Österreich mit gutem Beispiel vorangehen solle. "Staaten, die Menschen systematisch abweisen, tragen zu Leid und physischer wie seelischer Krankheit bei", sagte Irene Jancsy, Kommunikationsleiterin von Ärzte ohne Grenzen Österreich. Bis zur Nationalratswahl im Herbst kann die Kampagne unter http://gegen-unmenschlichkeit.at unterstützt werden.

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Presseaussendung von Pax Christi Österreich zu Syrien

PAX CHRISTI ÖSTERREICH ZU SYRIEN
Die kirchliche Friedensbewegung Pax Christi Österreich ist entschieden gegen eine Freigabe von Waffenlieferungen von EU-Staaten an die Rebellen in Syrien. Es ist bezeichnend, dass gerade die alten Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich gegen eine Beibehaltung des Waffenembargos votieren und damit den anderen 25 Mitgliedsstaaten ihre Interessen aufzwingen. Dies steht im krassen Widerspruch zu der immer wieder beschworenen „Gemeinsamen Außenpolitik“ der EU. Pax Christi begrüßt ausdrücklich die Haltung der österreichischen Bundesregierung, die im Sinne einer aktiven Neutralitäts- und Friedenspolitik für die Aufrechterhaltung des Waffenembargos sowie für eine politische Verhandlungslösung des Syrien-Konflikts eintritt. Statt Waffen an die Rebellen zu liefern, sollten sich die EU-Staaten im Rahmen der Vereinten Nationen für ein umfassendes Waffenembargo einsetzen.
Nach Überzeugung von Pax Christi Österreich kann ein Bürgerkrieg nur durch Verhandlungen und einen Ausgleich der Interessen zwischen den verschiedenen politischen, religiösen und ethnischen Gruppen gelöst werden.

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24.5.2013

24.Mai

Israel setzt die Schilder. Zone A ist palästinensisches Gebiet mit palästinensischer Verwaltung, da wohnen ganz normale Menschen und wir.

Einladung zum Abendessen bei Nachbarn in Yatta:

 

 ( V. Windischer EAPPI)

24.5.2013 Abendlicher Spaziergang durchs Flüchtlingslager „Turkarm Camp“

24. Mai

Das Camp war einmal ein freies Feld mit hunderten von Zelten. Das Camp liegt heute im Zentrum Tulkarms. Tausende von Flüchtlingen schlugen in der Nakba (Katastrophe) von 1948 auf einem großen Feld ihre Zelte auf. Die meisten Vertriebenen glaubten einfach daran, dass sie nach einigen Tagen oder Wochen wieder in ihre Häuser zurückkönnten.

Eng ineinander geschachtelt, von schmalen Gassen durchzogen, mit An-, Zu-, Aufbauten versehen wurde aus der Zeltstadt ein dicht verbautes und dichtest besiedeltes „Camp“. Die Wohnungen sind extrem klein. 20.000 Leute wohnen dort, es gibt zwei Straßen, die mit dem Auto befahrbar sind, die anderen Gassen kann man nur zu Fuß passieren. In den Hauptstraßen gibt es unzählige Läden, Geschäfte und Werkstätten. Es gibt im „Camp“ auch einige Moscheen, am Rand eine große Schule der UN; ein UN Spital wird demnächst geöffnet.

Gestern Abend kam mir unendlich viel Freundlichkeit entgegen. Ich spazierte durchs Camp. Natürlich ist man als „Internationaler“ mit EAPPI Weste (die müssen wir übrigens immer tragen) immer ein Exot. Viele, viele Leute grüßten, einige Leute luden mich einfach ein, mit ihnen am Straßenrand zu sitzen und zu plaudern. An einem anderen Platz hat mir Isa eine Sure aus dem Koran vorgesungen, er könne das ganz gut. Er verbüßte fünf Jahre Haft als politischer Gefangener, im Gefängnis habe er das gelernt. Für Erklärungen sollte ich aber zum Imam gehen, der kann das besser. Bei der nächsten Einladung bekam ich Falafel, dann Kakao, dann Tee, zuletzt ein Eis. Es war einfach immer schön mit den Leuten auf Hockern am Straßenrand zu sitzen und zu plaudern. Manchmal sitzt man einfach da und schaut ins bunte Treiben. Ich war ganz glücklich.

Mohammed, ein aufgeweckter junger Palästinenser, ein Jugendleiter des Jugendzentrums des „Camps“, hat mich eingeladen in die Wohnung zu kommen. Seine Großmutter schlafe zwar schon, sie habe ihm aber immer wieder die Fluchtgeschichte erzählt. Mohammed erzählte sie mir noch einmal und wartete dann mit einer großen Überraschung auf. Er durfte mir den Schlüssel zeigen, den Schlüssel, den seine Großmutter bei der Flucht mitgenommen hat. Das verlassene Haus war in Küstennähe, im heutigen Israel. Sie durfte nie mehr wieder zurück. Er zeigte mir den Schlüssel des Hauses, das einzige Dokument, das was blieb: die Hoffnung einmal zurückkehren zu können. Inzwischen war es schon Nacht geworden. Ich schlenderte durch die immer noch belebten Gassen und Straßen zu unserer Unterkunft.

 

 

 

J. Windischer (EAPPI Tulkarm Team)

Die Stimme erheben gegen das Unrecht, das täglich Millionen Menschen angetan wird!

Kaplan Franz Sieder

Die Stimme erheben gegen das Unrecht,
das täglich Millionen Menschen angetan wird!

Predigt beim Friedensgottesdienst von Pax Christi Wien sowie Christinnen und Christen für die Friedensbewegung am 26. Mai 2013 im Wiener Stephansdom

Am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit wäre es angebracht über das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu predigen. Da wir aber dieses Geheimnis der immer göttlichen Einheit von Vater, Sohn und Heiliger Geist in seiner Tiefe nicht wirklich begreifen können, ist es sicher sinnvoller darüber nachzudenken, was der dreifaltige Gott von uns will – wozu er uns aufruft. Im heutigen Evangelium sagt uns Jesus: „Der Geist wird euch in die ganze Wahrheit einführen.“ Es stellt sich da für uns die Pilatus-Frage „Was ist Wahrheit?“ Was ist die zentrale Botschaft von Gott an uns Menschen?

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22.5.2013 Illegale Siedlungen – Politik und Recht

22.Mai

Besuch in Burqa. Kaffee und Tee beim Bürgermeister. Samir Douglas , ein Gemeinderat des Dorfes, wird uns dann vor Ort begleiten. Die Gemeinde Burqa liegt mitten in Palästina im Area B, (2km² in palästinensischer Verwaltung), ist umgeben von Area C (18km² ). Area C , das ist konfisziertes Land, bedeutet israelische Verwaltung , israelische Exekutive und Bauverbot für Palästinenser. Palästinensische Gebäude haben meist schon Abbruchbescheid , wird von der Armee exekutiert, die Gebäude werden meist gesprengt. Dr. Ishaq Barqawi, Prof. an der jurid. Fakultät Nablus erklärt uns die Rechtslage. Abgesehen davon, dass es sich um ein politisches Probleme handelt ,da ja Palästina besetztes Land ist, gibt es sg. Kriegsrechte, Rechte bei Besetzungen, kurz es sollte auch das Internationale Menschenrecht (IHL) gelten, welches allerdings in Palästina von der Besatzungsmacht bekannterweise missachtet wird.
Zur Problemlage: wir wurde gerufen, da in diesem Dorf ein Rechtskampf geführt wird. 300 israel. Siedler mussten die Siedlung 2005 räumen, die israelische Armee (IDF) half dabei. Doch bis dato verharrt der letzte Rest der Siedler. Vorgestern übergab die Dorfvertretung, ein Rechtsanwalt den nochmaligen rechtskräftigen Räumungsbescheid. Eine Gruppe von 10 Siedlern empfing die Delegation mit Gesichtsmasken und bewaffnet. Sie würden bleiben.
Im Verfahren fragt das Gericht die Armee(IDF), ob die Armee das Gelände der Siedler aus Sicherheitsgründen behalten möchte. Das Gericht fragt die Armee. Das Dorf kann dann noch einmal den obersten Gerichtshof anrufen……meist wird das Gebiet aus „Sicherheitgründen“ anektiert.
Trotz aller Trostlosigkeit , es ist faszinierend: die Leute versuchen trotz Besatzungsmacht Rechtswege zu beschreiten.. Im Norden haben in einigen Regionen die Eigentümer größere Chancen. Sie haben noch rechtsgültige Besitzurkunden, welche damals die jordanische Verwaltung ausstellte. Irgendwie strahlte der Professor, wie er uns die Besitzdokumente erklärte. Zugleich meinte er: leider ist der Räumungsbescheid , den die Siedler erhalten haben, nur ein Stück Papier. Und trotzdem werden sie das Verfahren vorantreiben. Samir, der Gemeinderat, führte uns auf den Berg. Man sah das kleine friedliche Dorf Burkha. Rund um das Dorf, fruchtbares Land, Area C. Das Gelände der illegalen jüdischen Siedlung könnte einmal wieder dem Dorf zugesprochen werden,…..
Bewundernswert, wenn sich Palästinenser unermüdlich auch auf Rechtskämpfe einlassen….in der geheimen, stillen Hoffnung, dass es doch Recht geben könnte.

J.Windischer (EAPPI)

22.5.2013

22.Mai

Wir warten mit den Schülerinnen, bis die Soldaten kommen, um die Kinder sicher auf der Straße durch das settlement auf die andere Seite des Hügels zu bringen, wo sie wohnen.

V.Windischer (EAPPI)

21.5.2013 Prisoners Club

21.Mai

Jeden Dienstag versammeln sich ein paar dutzend Leute in der Nähe unseres Hauses, vor dem Eingang des (ICRC) Internationalen Roten Kreuzes.
Der“Prisoners Club“ (Club der Gefangenen) besteht vornehmlich aus Familien, deren Angehörige politische Gefangene sind. Es gibt z.Z (Stichtag 1.4.13) 4.900 politische Häftlinge, die in israelischen Gefängnissen eingesperrt sind. Unter den Häftlingen sind 14 Frauen. Der Verurteilungsgrund: Teilnahme an Demonstrationen, Steinewerfen, Angreifen der IDF (israelischen Armee), Widerstand gegen IDF, Mitgliedschaft einer palästinensischen politischen Organisation. 370 haben lebenslängliche Haft, 136 sind jünger als 18 Jahre, 126 Häftlinge sind schwer krank.
Heute konnte ich mit einigen Familien sprechen, sie erzählten mir das Schicksal ihrer Angehörigen.
Mahmud ist der Vater von Jedi Mahmud Nasser. Sein Sohn (siehe Foto) verbüßt lebenslängliche Haft. 2003 wurde er festgenommen, zugleich wurde in einer Strafaktion das Haus der Familie gesprengt. Sie konnten nur das retten, was sie am Körper trugen. Islam Amad Jalina (siehe Foto) trägt das Bild von ihrem Enkel Hadrim. Er wurde zu 20 Jahren verurteilt, verbüßte schon 10 Jahre im israelischen Gefängnis Jelbow. Nakad (siehe Foto) trägt das Bild von einem ihrer Söhne, von Farez Halil Hariya, er ist 24 Jahre alt und hat schon 7 Jahre verbüßt, kommt in einem Jahr frei. Nayad (siehe Foto) ist wegen ihrem Sohn Ahmadu da, von 7 Jahren verbüßte er schon 5 Jahre. Sie muss noch 2 Jahre warten.
Als ich dann weiter fragte, sagten mir Mütter, dass 3,4 ihrer Familienmitglieder schon politische Gefangenen waren, dass jetzt noch 2 im Gefängnis sind. Eine andere Frau meinte, dass sie als Mutter von 7 Kindern selber 6 Monate im Gefängnis war, dass jetzt noch 2 Familienangehörige im Gefängnis sind. Ich konnte nicht mehr weiterfragen, zu viel schreckliche Nachrichten. Und man schaut bei diesen Berichten den Müttern in die Augen. Ich weiß nie, was ich sagen soll. Manchmal sage ich, dass sie starke Frauen sind und nicht viel mehr. Ich hab keine Worte.
Sie tragen Bilder ihrer Ehemänner und ihrer Kinder. Es sind hauptsächlich die Frauen, die Mütter, die jeden Dienstag kommen, und die Bilder ihrer gefangenen Angehörigen mitbringen, das schon seit Jahren und immer wieder.
Frau Ahmad Jalima weinte, sie darf ihren Enkel nicht besuchen, sie hat ihn so gern gehabt, er hat noch 10 Jahre Haft vor sich. Vielleicht erlebt sie noch die Freilassung?

J.Windischer (EAPPI)

 

18.5.2013

18.Mai

Wir sind 4 Leute in unserm Team in South Hebron Hills. Samstags sind wir immer einsatzbereit, wohin wir von unserem Kontaktmenschen Nasser gerufen werden, wo es Konflikte geben kann.

Die anderen Tage besuchen wir Dörfer, wo wir unsern Schutz und unsere Hilfe anbieten, wir haben 2 Schulen, wo wir Kinder begleiten, da es sonst gefährlich für sie sein kann, wir haben zu 2 Checkpoints zu gehen, zu beobachten, ob Menschenrechte eingehalten werden, Kontakte zu anderen NGOs zu pflegen, präsent sein in Yatta, Berichte schreiben u. v. m.

Heute ist's sehr heiß, es ist momentan ruhig.

In Yatta wohnen wir zwar, aber wir arbeiten hauptsächlich in der ganzen Region Yattas und in der Militärzone. Drum ist die Präsenz in Yatta auch am schwierigsten. Zum einen ist Yatta riesengroß, 100.000 Einwohner, zum andern 100% muslimisch. Evarossa aus Deutschland und ich aus Österreich sind die einzigen Frauen ohne Kopftuch, wir werden wie Exoten gesehen, das ist oft nicht leicht: wir werden angeredet, angegriffen, oft abgetastet, aber im Prinzip sind die Menschen sehr freundlich. Mit den Nachbarn haben wir guten Kontakt.

Yatta sieht aus wie ein großes Dorf: eine Hauptstraße asphaltiert, sonst Schotterstraßen, keine Ampel, keine Gehsteige, 1 Restaurant, kein Hotel, 100 Moscheen, viele Schafställe, Kinder auf den Straßen. Die Familien haben viele Kinder, die Familien halten sehr zusammen, es sind große Clans. Ich hab noch keine hungrigen Kinder gesehen, die Familien haben Schafe, Hühner, Olivenbäume, es gibt für alle zu essen. Was ich in keiner Familie gesehen habe: Spielzeug, Bücher. Natürlich auch kein Alkohol.

Das war so ein bisschen die Beschreibung von meinem Einsatzort.

Es ist Samstag. Alle Samstage spielt sich dasselbe ab. Die jüdischen Siedler haben am Shabbat nichts zu tun. So versuchen sie immer wieder, in die nebenanliegenden Felder der palästinensischen Bauern und Hirten einzudringen.

So heute wieder. Wir wurden gerufen, nach She’b El-Buttum zu kommen, ein kleines Zeltdorf in der Nähe von Susiya. Alle umliegenden Dörfer von der Landstraße hier in South Hebron Hills sind gefährdet.

Als wir ankamen war schon eine Menschenansammlung – mitten in einem Kornfeld: Bauern, Hirten, Männer und Kinder, viele Soldaten und noch andere NGOs von gewaltfreien Menschenrechtsorganisationen (Israelis, Palästinenser und Internationale). Als die palästinensischen Bauern über den Hügel auf ihr anderes Feld gingen, sahen wir 5 Siedler auf uns zukommen. Die Soldaten dazwischen…in Kürze waren 9 Autos da: Militärfahrzeuge, Polizei und die private Siedlerpolizei. Zuerst wurden wir alle zurückgewiesen, einige von Soldaten zurückgeschoben, die Soldaten waren sehr streng und einsichtslos…. sie erfüllen ihre Aufgabe, erst dann wurden die Siedler gebeten, ein Stück zurückzugehen. 200m mussten wir zurück. So blieben wir mit den Bauern und Hirten und den anderen NGOs sitzen – neben ihrem Feld, das sie nicht mehr betreten durften, da das jetzt Militärzone sei. 2 Bauern neben mir, erklärten, dass sie dieses Kornfeld bald ernten müssten. Die Palästinenser haben sehr Angst, sie wollen nicht ihr Land verlassen, sie lebten immer schon hier, auch ihre Eltern und Vorfahren. Sie haben Angst, einmal alles verloren zu haben.

V.Windischer (EAPPI)